Sixtinische Kapelle wird für das Papst-Konklave gerüstet

Unter den Fresken Michelangelos

Der Schornstein für den Rauch ist schon auf der Sixtinischen Kapelle installiert. Im Inneren des wohl schönsten Wahllokals der Welt sind noch einige Handgriffe nötig, bevor am Dienstag die Papstwahl beginnen kann.

Das schönste Wahllokal der Welt (KNA)
Das schönste Wahllokal der Welt / ( KNA )

Stoffreste, Bindfadenknäuel, Klebstoffdosen und Werkzeugkästen auf marmornen Sitzbänken: Noch herrscht in der Sixtinischen Kapelle erhebliches Durcheinander. Handwerker montieren an beiden Längsseiten Tischreihen aus Spanplatten. Bereits installiert ist unter Michelangelos Jüngstem Gericht eine erhöhte Plattform, die für einen durchgängigen Fußboden zwischen den Längswänden sorgt. Von Dienstag an wollen sich hier die Kardinäle zum Konklave versammeln, um den Nachfolger des zurückgetretenen Papstes Benedikt XVI. zu bestimmen.

Erste Abstimmung am Dienstag

Mit vier Wahlgängen täglich wollen die Kardinäle im kommenden Konklave ein neues Kirchenoberhaupt wählen. Bereits am Eröffnungstag ist gemäß der Wahlordnung eine erste Abstimmung vorgesehen.

Vor dem Altar am Jüngsten Gericht macht das nackte Holz des Wahlhelfer-Tischs noch einen eher unfertigen Eindruck. Anderen Tischreihen hingegen verleihen bereits rote Stoffbahnen ein festliches Aussehen. Eine lange Rampe sorgt für Barrierefreiheit, so dass die Plattform auch mit Rollstühlen zu erreichen ist.

Im hinteren Teil der Kapelle ziehen die beiden Öfen für das Verbrennen der Stimmzettel und zur Erzeugung des weißen oder schwarzen Rauchs, der den Wahlausgang anzeigt, die Blicke der wenigen zugelassenen Besucher auf sich. Um den Fußboden der Kapelle aus bunten Marmorstücken nicht zu beschädigen, installierten die Handwerker unter den Öfen Schutzplatten aus Messing. In etwa zwei Meter Höhe laufen die beiden Ofenrohre in einem Baugerüst aus goldfarbenem Lack zusammen.

Richtige Rauchfarbe garantiert

Das lange Ofenrohr, das durch ein Fenster aus der Kapelle geführt wird, soll durch eine elektrische Vorrichtung vorgeheizt werden, um das Austreten des Rauchs und damit auch die richtige Farbgebung zu erleichtern. Beim letzten Konklave 2005 war nach der Wahl Joseph Ratzingers zum Papst grauer Rauch aufgestiegen - was für ziemliche Verwirrung gesorgt hatte.

Die Orgel gegenüber den beiden Öfen wird nach der erfolgten Papstwahl wohl kaum ertönen. Das Geläut der Petersbasilika soll aber den weißen Rauch begleiten, um sofort jeden Zweifel über den positiven Wahlausgang zu zerstreuen. Allerdings blicken von einem Fresko in der Kapelle zwei Männer voll Schrecken scheinbar auf die beiden Öfen und raufen sich verzweifelt die Haare.

Ursprung des Rauchsignals ungeklärt

Schon für die Konklave des 17. Jahrhunderts zeigen Darstellungen der Sixtinischen Kapelle einen Ofen, in dem offenbar die Stimmzettel verbrannt wurden. Für die Papstwahl von 1775 im römischen Quirinalspalast ist belegt, dass der Rauch als Signal für die Außenwelt verwendet wurde.

Spätestens seit 1878 ist der Rauch fester Bestandteil des Konklaves. Anfangs wurde zusätzlich zu den Stimmzetteln feuchtes Stroh verbrannt, um schwarzen Rauch zu erzeugen. Zwischenzeitlich sollen im Konklave von 1963 auch einmal Rauchpatronen der italienischen Armee verwandt worden sein. In der geltenden Wahlordnung von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996 ist das Rauchsignal nicht mehr ausdrücklich vorgeschrieben.

Gegen Mithörer gewappnet

Bevor der päpstliche Zeremonienmeister Guido Marini am Dienstag allen nicht wahlbeteiligten Personen mit den Worten „extra omnes“ gebietet, die Sixtina zu verlassen, werden Techniker der vatikanischen Gendarmerie den Raum auf Abhör-Technik kontrollieren.

Vor allem in dem erhöhten Fußboden lassen sich den Spezialisten zufolge leicht Wanzen verbergen, die schwierig zu orten sind.

Um Kontakt zwischen den Kardinälen und der Außenwelt per Mobiltelefon zu verhindern, sollen Störsender aktiviert werden. Die hohen Fenster der Sixtina wurden bereits in den vergangenen Tagen verdunkelt, um Abhörversuche mittels Infrarotstrahlen zu vereiteln.
 


Quelle:
epd , KNA , DR