Gedenktag des seligen Adolph Kolping

Schuster, bleib bei deinen Leisten?

Der 4. Dezember ist der Gedenktag von Adolph Kolping. Aus dem gelernten Schuster ist einer der bedeutendsten Sozialreformer des 19. Jahrhunderts geworden, dessen Arbeit bis heute noch Menschen auf der ganzen Welt hilft.

Adolph Kolping (dpa)
Adolph Kolping / ( dpa )

Deutschland im Dezember des Jahres 1813: Das Land steht in den Startlöchern zur Frühindustrialisierung. Noch sind es die Landwirtschaft und kleine Manufakturen, die die meisten Menschen beschäftigen. Doch Fabriken, in denen massenhaft produziert wird, werden immer mehr. In dieser Umbruchphase kommt Adolph Kolping am 8. Dezember als Sohn eines Schäfers zur Welt. In einem kleinen Häuschen am Stadtrand von Kerpen bei Köln verlebt Adolph, genannt "das Dölphchen", mit vier weiteren Geschwistern seine Kindheit. Im Hause Kolping mangelt es zwar immer an Geld, aber nie an Liebe. Und diese häusliche Geborgenheit seiner Kindertage prägt Adolph Kolping so nachhaltig, dass er viele Jahre später diese Zeilen schreiben wird: "Das erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie."

Zunächst sah es nicht so aus, als würde aus dem kleinen Adolph einmal etwas ganz Großes werden. Denn nachdem er die Volksschule abgeschlossen hat, weiß der 13-Jährige zwar, dass er studieren will, doch für eine höhere Schule fehlt der Familie einfach das Geld. So beginnt Adolph Kolping eine Lehre als Schuhmacher in seiner Heimatstadt. Zwei Jahre lang lernt er bei seinen Meister, stellt sich geschickt an und ist fleißig. Obwohl der junge Mann eigentlich viel lieber nach Feierabend über den geliebten Büchern sitzt.

Unermüdliche Wissbegierde

Systematisch bildet sich Kolping auch nach seiner Lehre im Selbststudium weiter. Nach altem Handwerkerbrauch reist der Geselle sieben Jahre quer durchs Rheinland, flickt weiter Schuhe, aber liest nebenbei jedes Buch, das ihm in die Finger gerät. Entgegen weht ihm dabei ein kalter Wind aus Not und Elend. Denn die Tradition, dass Gesellen in die Familiengemeinschaft des Meisters aufgenommen werden, geht immer mehr verloren. Und Kolping trifft auf viele junge Handwerker, die ausgebeutet und obdachlos vielfach dem Alkohol verfallen.

Diese Zustände erschüttern den tiefgläubigen Christen, und er beschließt, Priester zu werden. "Schuster, bleib bei deinen Leisten!" soll sein Heimatpfarrer daraufhin gerufen haben. Sein Vater hingegen: "Folge dem Ruf Gottes". Adolph Kolping tat zunächst beides, bis er sich mit Anfang 20 endgültig entscheiden musste. In Köln bot ihm der erste Schuhmacher-Meister der Stadt an, seine Tochter zu heiraten und die Werkstatt zu übernehmen. Eine gesicherte bürgerliche Existenz war damit zum Greifen nah. Doch Kolping entscheidet sich anders. Er schreibt: "Das Glück der Menschen liegt nicht in Geld und Gut, sondern es liegt in einem Herzen, das eine wahrhafte Liebe und Zufriedenheit hat."

Schuster oder Priester?

Das Herz Adolph Kolpings strebt nach dem Studium der Theologie. Und sein Wunsch einer erfüllten Existenz als Pfarrer ist größer als die Möglichkeit einer gesicherten Existenz. Zielstrebig will er diesen Traum nun wahrmachen und holt erst mal in Rekordtempo sein Abitur im Gymnasium in Köln nach. Mit dieser Eintrittskarte im Gepäck kann Kolping endlich Theologie studieren, an den Universitäten von München und Bonn. Doch nach dem erfolgreich abgeschlossenen Studium folgt ein schicksalhaftes Jahr. Nach wochenlangen Leiden stirbt sein Vater, kurz bevor Adolph Kolping in der Kölner Minoritätenkirche zum Priester geweiht wird.

Seine erste Stelle in Wuppertal-Elberfeld, führt dem frischgebackenen Kaplan sogleich die Probleme der fortschreitenden Industrialisierung vor Augen. Die Arbeiter der neuen Fabriken wohnen in winzigen Wohnungen. Kinderarbeit ist an der Tagesordnung. Krankheiten gehen um - und nicht zuletzt die gefährlichen Maschinen in den Fabriken. Diese scheinbar hoffnungslosen Zustände in seinem direkten Arbeitsumfeld will Kaplan Kolping nicht akzeptieren. Denn schon damals war er einem Grundsatz treu: Tätige Liebe heilt alle Wunden. Bloße Worte nähren nur den Schmerz.

Aufstand der Gesellen

Zusammen mit dem Lehrer der Pfarrei sammelt Adolph Kolping in seiner Gemeinde immer mehr Gesellen um sich, denen er eine kostenlose Ausbildung, aber vor allem ein Heim in der Fremde bietet. Kolping will sich nun endgültig der Lösung der sozialen Probleme der Handwerker verschreiben. Aus dem offenen Gesellenhaus wird der offizielle "katholische Verein für Handwerker" doch seine Funktion als zweiter Präses des Vereins und die Herausgabe der Zeitschrift der Gesellen Verein reichen Kaplan Kolping schon bald nicht mehr aus. Köln als geistiges Zentrum des Rheinlandes erscheint Kolping als geeigneter Ort, um die überregionale Ausbreitung des Vereins voranzutreiben.

Mit 36 Jahren wird er Domvikar in Köln und beginnt daneben sofort mit dem Aufbau eines weiteren Gesellenvereins, der durch Mund zu Mund-Propaganda immer weiter wächst. Kolping schreibt Bettelbriefe. Er geht Geld sammeln, um das nötige Geld für die immer größer werdenden Häuser zu beschaffen. Die Idee Kolpings und sein Modell der Vereine verbreitet sich auch in anderen Teilen Deutschlands und den angrenzenden Ländern. Dafür sorgen die wanderden Gesellen und die Schriften des Publizisten Kolpings vom "Kalender für das katholische Volk" bis zu den "rheinischen Volksblättern". Kolping schreibt und verlegt unermüdlich für die Sache der Handwerker. Doch die Dreifachbelastung zehrt irgendwann an seiner Gesundheit, dass er von Papst Pius IX. zum päpstlichen Geheimkämmerer ernannt wird, erlebt er nicht mehr lange. Am 4. Dezember 1865 stirbt Adolph Kolping nach einer schweren Erkrankung. Was bleibt, ist seine letzte Ruhestätte in der Minoritenkirche in Köln - und die Früchte seines Kampfes für die Belange der Handwerker.

 

Fahnen des Kolpingwerkes (KNA)
Fahnen des Kolpingwerkes / ( KNA )
Quelle:
DR