Warum sich der Kölner Dom für eine Abkühlung eignet

Zur Erfrischung in die Krypta

Bei der Hitze Abkühlung in der Kirche suchen? Keine schlechte Idee, findet die ehemalige Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner. Wenig überraschend ist, welches Gotteshaus ihr dabei vorschwebt. Überraschender ist ihr "Kälteorttipp".

Besucher des Kölner Doms bestaunen das Deckengewölbe / © Tjalke Weber (KNA)
Besucher des Kölner Doms bestaunen das Deckengewölbe / © Tjalke Weber ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wo suchen Sie denn Abkühlung an heißen Sommertagen? Im Kölner Dom?

Schock-Werner: Das habe ich auch schon gemacht. Dann ist es doch irgendwie erträglicher. Da geht man mal in die Ausgrabungen. Da ist es dann nochmal ein bisschen kühler. Oder man geht in die Krypta runter. Besucher, die sich nicht einer Führungen anschließen wollen, können in die Krypta gehen, sich eine Weile hinsetzen, nachdenken, beten und abkühlen - alles in einem.

DOMRADIO.DE: Liegt das eigentlich an den dicken Mauern, dass es in der Kölner Kathedrale auch bei so großer Hitze schön frisch bleibt?

Schock-Werner: Das liegt zum einen an den dicken Mauern. Das liegt aber auch an dem großen Luftraum, den Kirchen im Allgemeinen und insbesondere der Dom haben. Bis man den hochheizt, dauert es eine Weile. Wenn die Temperaturen draußen für den Zeitraum von anderthalb Wochen um die 36 Grad schweben, dann wird es auch im Dom warm.

Ich kann mich an mein erstes Jahr hier erinnern. Da gab es auch so einen heißen Sommer und da roch es im Dom wirklich nach Schweiß. Dann bin ich mit meinem Vorgänger oben rumgegangen und habe alle Türen im Triforium nach außen aufgemacht. Denn man kann den Dom ja nicht lüften.

DOMRADIO.DE: Der Dom schafft sich also irgendwie sein eigenes Klima?

Schock-Werner: Der Dom schafft sich sein eigenes Klima. Und zwar durch sehr langsame Wechsel. Es ist immer zeitverzögert. Es wird im Sommer langsam wärmer, aber niemals heiß. Und dann wird es im Herbst wieder langsam kühler. Dieser langsame Klimawechsel ist nicht nur sehr gut für die Menschen, er ist vor allem sehr gut für die Kunstwerke.

DOMRADIO.DE: Ist nicht sogar eher die Kälte im Winter für die Kunstschätze empfindlicher?

Schock-Werner: Was Kunstschätze überhaupt nicht wollen, sind abrupte Temperatur- oder Feuchtigkeitswechsel. Das passiert eben nicht, weil es im Dom keine Heizung gibt, wie viele Besucher im Winter leidvoll feststellen. Man muss dann schon die dicke Unterwäsche anhaben.

DOMRADIO.DE: Vom Winter zurück in den heißen Juni 2019. Haben Sie neben der Krypta noch ein Geheimtipp? 

Schock-Werner: Ganz allgemein die Raummitte vielleicht am ehesten, weil dann die Abstrahlung von den Fenstern noch am geringsten ist. Aber es ist einigermaßen gleichmäßig kühl im Dom.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht (KNA)
Barbara Schock-Werner / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR
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