Kölner Dombauhütte zur Geschichte des Petrusbrunnens

Fabelwesen, Rinnsale und Königin Augusta

Er sprudelt wieder: der Petrusbrunnen vor dem Kölner Dom. Damit das auch so bleibt, hat die Redaktion von DOMRADIO.DE die Patenschaft für den sogenannten "Drüjen Pitter" übernommen. Ein Brunnen mit einer interessanten Geschichte.

Wasserspeier am Petrusbrunnen / © Melanie Trimborn (DR)
Wasserspeier am Petrusbrunnen / © Melanie Trimborn ( DR )

DOMRADIO.DE: Auch wenn der Brunnen auf der Papstterrasse des Kölner Doms steht, wird er durch die Stadt Köln betrieben und gepflegt. Gehört die Papstterrasse eigentlich dem Dom oder der Stadt?

Matthias Deml (Pressesprecher der Kölner Dombauhütte): Viele Menschen denken, dass die Papstterrasse und der Petrusbrunnen auf Domgrund stehen. De facto ist der Petrusbrunnen von je her ein städtischer Brunnen, auch wenn er eng mit der Geschichte verknüpft ist. Er ist immerhin von einem Dombaumeister entworfen worden und vom Dombildhauer Peter Fuchs ausgeführt worden.

DOMRADIO.DE: Sehen deshalb die Figuren auf dem Petrusbrunnen denen des Doms sehr ähnlich?

Deml: Er ist natürlich auf den Dom komponiert und daher im Domstil, im Stil eines mittelalterlichen, gotischen Brunnens gehalten. Vorbilder waren da sicherlich die Klosterbrunnen, etwa in Kloster Maulbronn.

DOMRADIO.DE: Der Petrusbrunnen stand nicht immer schon auf der Papstterrasse. An dieser Seite steht er erst seit dem Jahr 2010. Ursprünglich war auch ein anderer Standort geplant und es war für ihn zunächst auch nicht genug Geld da, oder?

Deml: Der Petrusbrunnen hat tatsächlich eine verwickelte Geschichte. Hinter dem Domchor stand ursprünglich die Kirche St. Maria ad Gradus mit einer großen Treppenanlage. Die hat man im Jahr 1817 abgebrochen. Bereits im Vorfeld hat Karl Friedrich Schinkel, der bedeutendste Architekt seiner Zeit, die Idee gehabt, an ihrer Stelle eine große Treppenanlage hinter dem Domchor mit Terrassen zu errichten. Daraus ist erst einmal nichts geworden.

Erst als die Dombrücke Ende der 1850er Jahre gebaut war, hat man dieses Projekt wieder in Gang gesetzt. Man wollte die Domumgebung gestalten und hat dann für den Osten des Domes eine große Terrassen- und Treppenanlage geplant - zunächst ohne Brunnen, dann mit Brunnen.

Realisiert wurde die Terrassenanlage 1867 nach Entwürfen des damaligen Dombaumeisters Richard Voigtel, der zu diesem Zeitpunkt einen deutlich kleineren Brunnen vorgesehen hatte, der aber nicht realisiert wurde, da kein Geld da war.

DOMRADIO.DE: Und dann kam Königin Augusta ins Spiel?

Deml: Genau. Nach ein paar Jahren hat sich die Königin und spätere Kaiserin Augusta, die Gattin von Wilhelm I., bereiterklärt, der Stadt Köln den Brunnen zu finanzieren. Und bei einem königlichen Geschenk durfte der natürlich nicht mehr klein sein. Dann hat man den jetzigen Brunnen geplant. Anfangs noch mit richtigen Phantasiewesen wie Greifen, die den Brunnen tragen sollten. Das war aber scheinbar nicht königlich genug, sodass man am Ende Löwen statt der Fabelwesen realisiert hat.

Dann ist dieser ganze Brunnen im Mai 1870 aufgestellt worden. Die Stadt Köln war für die Wasserversorgung zuständig, was aber nicht so ganz geklappt hat. Daraufhin stand der Brunnen erst einmal eine geraume Zeit ohne Wasser da.

DOMRADIO.DE: Daher auch der kölsche Spitzname "Drüje Pitter"?

Deml: Genau. Deswegen hat er seinen Spitznamen weg. Irgendwann funktionierte dann die Wasserversorgung auch. Allerdings mehr schlecht als recht. Es soll nur ein wenig getröpfelt haben.

Da stand der Brunnen tatsächlich noch bis in die 1960er Jahre bis man die Domplatte gebaut hat. Dann wurde die ganze Treppenanlage abgerissen. Der Brunnen wurde verschoben. Der stand dann lange hinter der Sakristei zwischen Domchor und Sakristei.

Bis man im Jahr 1999 dort dann wieder mit Bauarbeiten angefangen hat. Dann wurde er eingemottet und blieb über zehn Jahre im Magazin bis er im Jahr 2010 an der heutigen Stelle aufgestellt worden ist. Man merkt auch, dass er nicht ganz dorthin passt. Er ist ein bisschen eingeengt zwischen Lang- und Querhaus. In der Achse des Domes, direkt unter dem Domchor, hat er bestimmt einen ganz anderen und viel faszinierenderen Eindruck gemacht.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Matthias Deml / © Melanie Trimborn (DR)
Matthias Deml / © Melanie Trimborn ( DR )
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DR