Erzbischof Zollitsch über seinen Kirchentag

Gemeinsam den Glauben feiern

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, spricht auf dem Kirchentag in Hamburg über die Ökumene und den Papst.

Erzbischof Zollitsch und Walter Steinmeier (epd)
Erzbischof Zollitsch und Walter Steinmeier / ( epd )

domradio.de: Herr Erzbischof, was denken Sie, muss in Sachen Ökumene passieren, damit die Christen noch intensiver ihre Stimme gemeinsam in den gesellschaftlichen Dialog bringen können?

Erzbischof Zollitsch: Es ist sicher sehr wertvoll, dass wir uns treffen und gemeinsam den Glauben feiern und miteinander beten. Es ist aber auch wichtig, dass wir gerade das, was wir als Auftrag für die Gesellschaft haben, deutlich in Worte fassen. Etwa wenn es um Gerechtigkeit und Armut geht, um die Solidarität der Menschen gegenüber denen, die weniger haben. Und wenn es um die Solidarität mit den Christen, die weltweit verfolgt werden, geht: Syrien, Ägypten und all die anderen. Ein Kirchentag hat auch die Aufgabe, der Gesellschaft bewusst zu machen, dass wir Christen nicht nur an uns in unserem Land denken.

domradio.de: Worauf haben Sie sich hier in Hamburg besonders gefreut?

Erzbischof Zollitsch: Das war für mich die Bibelarbeit! Um zu zeigen, dass die Heilige Schrift das Gemeinsame ist, das uns Christen verbindet. Das ist etwas ausgesprochen Wertvolles! Ich habe den Eröffnungsgottesdienst mitgefeiert und ich freue mich, hier auf dem Kirchentag Zeugnis ablegen zu können darüber, was Papst Franziskus als Botschaft in die Welt bringt.

domradio.de: Was haben Sie den Christen bei der Bibelarbeit erzählt?

Erzbischof Zollitsch: Das Thema war vorgegeben: Es ging um die das Gleichnis über die Witwe, der ständig Unrecht geschieht, sich stetig durchsetzt gegenüber der Ungerechtigkeit durch ihre Beharrlichkeit (Lukas 18,1-8). Ich habe versucht, den Menschen zu erklären, was es heißt, tatsächlich beharrlich an einer Sache zu bleiben. Zu wissen, dass wir Gott gegenüber keine Forderungen stellen können, sondern dass es um das Gebet geht und jeder, der sich mit einer Bitte an Gott wendet, erkannt hat, dass Gott der Höhere, der Große ist. Dass Gott die Entscheidung zuliegt. Jesus ermahnt uns, im Bitten nicht nachzulassen, weil er sagt: "Gott wird dann, wenn wir nicht nachlassen, uns tatsächlich erhören." Allerdings, auf die Art und Weise, die für uns gut ist. Und das dürfen wir Gott überlassen.

domradio.de: Wie können Sie den neuen Papst hier auf dem Kirchentag einbringen?

Erzbischof Zollitsch: Wir werden am Samstag ein Podium haben, auf dem es um die neuen Aspekte, die Papst Franziskus in die Welt gebracht hat, geht. Wir wollen zeigen: Er hat Zeichen gesetzt, dass er nah bei Menschen sein will, dass er nun der Bruder der anderen ist, und dass er Erzbischof von Rom ist und sich damit auch im Kollegium der Bischöfe beheimatet weiß. Das finde ich großartig! Von ihm wird so manches an Anstößen ausgehen, die uns zeigen, wo wir uns auch um die Welt zu kümmern haben und um die Armen in der Welt und wo wir deutlich spüren, dass wir füreinander da sind und füreinander sorgen. Er schon am ersten Abend gesagt, dass wir gemeinsam auf dem Weg sind und dass er gemeinsam mit den Gläubigen in der Kirche denn Pilgerweg des Glaubens gehen möchte. Das ist das, was mir Mut macht und was mich innerlich mit viel Hoffnung erfüllt.

Das Interview fürte domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.