Die Wahrheit über die Walpurgisnacht

Mit dem Teufel im Bunde?

Hexen, Teufel und Dämonen stehen auch im 21. Jahrhundert noch im Mittelpunkt der Walpurgisnacht zum 1. Mai. Was in Nicht-Pandemie-Zeiten oft zur großen Party wird, hat in der Geschichte einen ernsten Hintergrund.

Walpurgisnacht / © Maksimilian (shutterstock)

Kreischend springen sie um die lodernden Flammen, wie Puppen in Hexengestalt mit wirren Haaren, Hakennase und Zahnlücke. So hässlich, dass es einem grausen kann. Viele Sagen ranken sich um diese Nacht, in der die Hexen ausschwirren und um den Brocken im Harz tanzen, den Blocksberg. Schon Goethe hat ihn in seinem Faust verewigt: "Hörst du Stimmen in der Höhe? In der Ferne? In der Nähe? Ja, den ganzen Berg entlang strömt ein wütender Zaubergesang."

Goethe inszeniert seine Walpurgisnacht mit wilden Hexen, die mit dem Teufel im Bunde stehen. Es ist die Walpurgisnacht, wie sie auch in Kirchenbüchern dargestellt wird. Dabei hatte sie bei unseren Vorfahren des Mittelalters eine andere Bedeutung. In dieser Nacht wurden ursprünglich Freudenfeuer entzündet, um den Frühling zu begrüßen. Im Harz versammelten sich die Menschen, tanzten und sprangen vor Freude durch die Flammen.

Die Kirche hält dagegen

Mit Beginn der Christianisierung nach dem Sieg Karls des Großen über die Sachsen wurden diese Feste dann verboten. Wer weiterhin die Feste in der alten Form feierte, wurde als dem Teufel hörig und als Hexe bezeichnet. Die Kirche war es, die das Gerücht verbreitete, dass in dieser Nacht Hexen ausflogen, um sich auf dem Blocksberg zu versammeln und dort auf die Ankunft des Teufels zu warten. Und: die Kirche setzte dem heidnischen Treiben einen Gegenpol. Der erste Mai wurde der heiligen Walburga, der Schutzpatronin der Bäuerinnen und Mägde, geweiht. Die Nacht davor wurde zur Walpurgisnacht.

Geboren wird Walburga um das Jahr 710 in England. Früh verwaist, soll sie bereits im Alter von zehn oder elf Jahren in ein Kloster aufgenommen worden sein. Zu dieser Zeit bekannt für seine Gelehrsamkeit und gute Ausbildung für junge Frauen aus der Oberschicht. Später übernimmt Walburga die Leitung des Männerklosters Heidenheim, einem wichtigen Missionsstützpunkt. Walburga wird zu einer der bedeutendsten Frauen des christlichen Europas und ist ein prominentes Beispiel für die Entfaltungsmöglichkeiten für begabte und engagierte Frauen im Mittelalter.

"Heilige Walburga, bitte für uns"

Sie gilt als Krankenheilerin, ist Schutzheilige gegen Seuchen, Tollwut, Hungersnot und Missernte - und Patronin der Kranken und der Wöchnerinnen, aber auch der Bauern. Und die heilige Walburga soll helfen, die Hexen fernzuhalten.

Die kompletten neun Tage vor ihrem Gedenktag am 1. Mai werden seit dem Mittelalter als Walpurgistage bezeichnet. Glocken läuten zur Abwehr der angeblichen Hexenumtriebe. Nach altem Brauch hieß es: Wenn in der Walpurgisnacht mit geweihten Glocken geläutet wird, dann können die Hexen, die an den Kreuzungen ihre Tänze abhalten, einem nichts anhaben.

Doch zur Walpurgisnacht auf dem Brocken tanzen sie auch noch in modernen Zeiten. Ende des 19. Jahrhunderts - in Anlehnung an Goethes Faust - wurde es noch einmal populärer, das Walpurgisfest, bei dem die Hexen den Pakt mit dem Teufel eingehen.

Verena Tröster


Walpurgisnacht / © Matthias Bein (dpa)
Walpurgisnacht / © Matthias Bein ( dpa )
Quelle:
DR