Familiennamen, die nach Liebe klingen

Herzbruch meint nicht Liebesaus

Namen stiften Identität. Wer sich mit ihrer Bedeutung beschäftigt, erfährt vieles über Kultur, Geschichte und Mentalität der Menschen im Mittelalter. Zum Valentinstag ein kleiner Streifzug durch deutsche Telefonbücher.

Autor/in:
Christoph Arens
Ein Liebespaar umarmt sich vor einem herzförmigen Rosenstrauch / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Ein Liebespaar umarmt sich vor einem herzförmigen Rosenstrauch / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Liebe, Herz, Schatz: Zum Valentinstag an diesem Sonntag haben diese Wörter Hochkonjunktur - ob im trauten Gespräch von Liebespaaren oder auf Geschenkgutscheinen, Blumenbouquets und Pralinenschachteln. Manche Menschen in Deutschland allerdings hören diese romantisch aufgeladenen Wörter Tag für Tag - insbesondere Familien mit den Nachnamen Liebe, Herz und Schatz.

Denn von denen gibt es in Deutschland eine ganze Reihe, wie die Namensforscher der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz festgestellt haben. Sie werteten für ein digitales Familiennamenlexikon die Telefonbücher des Jahres 2005 aus und erforschten Herkunft und Bedeutung der 200.000 häufigsten Familiennamen.

Woher kommen die Familiennamen?

Entstanden sind die Familiennamen erst um das 13. Jahrhundert: Die meisten leiten ihre Herkunft von Berufsbezeichnungen (Schmidt, Schneider, Wagner, Becker,...) oder von Vornamen her, wie die Germanistin und Namensforscherin Rita Heuser berichtet. Aber auch Herkunftsbezeichnungen (Sauerländer) oder besondere persönliche Eigenschaften (Klein, Groß, Krummbein) gingen in die Namensgebung ein.

Der Familienname Valentin etwa ist in Deutschland mit 1.616 Telefonanschlüssen (rund 4.525 Menschen) belegt. "Valentinus" bedeutet im Lateinischen "der Kräftige". Der Valentinstag geht auf den heiligen Valentin von Rom (3. Jahrhundert) zurück, der der Legende nach entgegen des Verbots von Kaiser Claudius Liebespaare nach dem christlichen Zeremoniell traute und dafür mit seinem Leben bezahlte. Beliebtheit erlangte der Vorname in Deutschland durch die Heiligenverehrung und den Brauch, Heilige als Patrone für Kirchen und Städte zu berufen. Seit dem Mittelalter wurde Valentin wie viele andere Vornamen dann auch zum Familiennamen - der Rufname das Vaters wurde als Familienname auf den Sohn übertragen.

Frau Liebe und Herr Schatz

Auch wer "Lieb" oder "Liebe" heißt, kann am Sonntag mit großer Aufmerksamkeit und einigen Scherzen rechnen: 1.180 Mal ist der Familienname "Liebe" in den Telefonbüchern zu finden, vor allem in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Familie "Lieb" ist 1.800 Mal registriert, vor allem in Hessen und Baden-Württemberg. Die ersten Träger dieser Familiennamen müssen aus Sicht ihrer Umgebung besonders liebenswerte Zeitgenossen gewesen sein - oder sie hießen Hartlieb, Liebhard oder Liebhild.

Ein ähnliches Kompliment haben sich möglicherweise auch die Begründer der Familien "Schatz" verdient. "Im übertragenen Sinne wurde Schatz auch als ehrender Übername für einen liebenswürdigen, freigiebigen Menschen oder später als Kosename für die kostbarste, liebste Person verwendet", schreiben die Mainzer Namensforscher, die fast 4.000 Erwähnungen in den Telefonbüchern gezählt haben. Denkbar aber auch, dass der Name an Menschen vergeben wurde, die viel mit Schätzen, Besitz und Vermögen zu tun hatten - also selbst reich waren oder ein entsprechendes Verwalteramt inne hatten.

Herzbruch ist nicht gleich Herzbruch

Der Familienname Herz (3.100 Anschlüsse)/Hertz (345) findet sich in allen Regionen, vor allem aber in Mittel- und Süddeutschland. Zusammensetzungen wie Kühnherz, Frommherz oder Treuherz zeigen, dass wieder ein lieber, gutherziger Mensch am Anfang der Namenskette gestanden haben muss, außer bei den - sehr selten vorkommenden - Familien Hartzherz (34 Telefonanschlüsse) oder Bösherz (50 Anschlüsse).

Schnell in die Irre führt der Familienname "Herzbruch": Er hat, wie man zum Valentinstag nicht oft genug betonen kann, nichts mit zerstörter Liebe zu tun. Sondern er verweist auf das mittelhochdeutsche Wort "hirz", das Hirsch bedeutet. Da "bruch" mit Sumpf zu übersetzen ist, lebten die ersten Namensträger vermutlich an einem wildreichen Feuchtgebiet oder Moor.


Quelle:
KNA