Pfingsten ist das Geburtsfest der Kirche

Feuer und Flamme werden

Pfingsten ist im Bewusstsein der meisten Zeitgenossen ein Frühlingsfest und ein willkommener Anlass für einen Kurzurlaub. Der eigentliche Sinn des Festes gerät immer mehr in Vergessenheit.

Autor/in:
Elke Deimel
Friedenstaube / © Harald Oppitz (KNA)
Friedenstaube / © Harald Oppitz ( KNA )

Pfingsten ist ein wenig "griffiges" Kirchenfest. Wie auch, geht es doch um den den Heiligen Geist als schöpferischer Macht allen Lebens. Er ist in die Welt gesandt, um Person, Wort und Werk Jesu Christi lebendig zu erhalten. Eine nebulöse Vorstellung, die erklärt, warum selbst Christen mitunter Probleme mit diesem Fest haben.

Versuch einer Annäherung

Der Name "Pfingsten" stammt vom griechischen Wort für 50, "Pentekoste". Die Juden feierten 50 Tage nach Pessach ein Erntedankfest. Später kam das Gedenken an den Bundesschluss am Sinai hinzu (vgl. Ex 19). Christen begehen an Pfingsten - dem ersten Erntedankfest nach Jesu Auferstehung - die Sendung des Heiligen Geistes und damit das Geburtsfest der Kirche.

In der Apostelgeschichte schildert Lukas ein dramatisches Geschehen (Apg 2, 1-13). Unvorstellbares wird beschrieben: Sturmesbrausen und Feuerzungen. Diese Symbole erinnern an die Gottesoffenbarung am Sinai. Das Fest der Erinnerung wird zu einem umwerfenden Aufbruch, der prophetische Verheißungen wahr macht: "Ich will ausgießen von meinem Geist auf alle Menschen." (Joel 3,1) Etwas völlig Neues, Unglaubliches beginnt: Die verängstigten Jünger werden buchstäblich "Feuer und Flamme", treten als mutige Zeugen für den auferstandenen Jesus auf.

Die Geistsymbole - Sturmwind und Feuer - sind unberechenbar und beunruhigend. Sören Kierkegaard formuliert: "Wo einer Christ werden soll, muß Unruhe werden. Wo einer Christ geworden ist, wird Unruhe sein. Christentum ist Brandstiftung." So bewirkt der Geist Gottes, wenn sich Menschen wirklich auf ihn einlassen, eine tiefe innere Erschütterung mit verwandelnder Kraft: Der Geist setzt kreative Energien frei und drängt zu neuen Aufbrüchen. Die Be-Geisterung steckt an, strahlt aus, wird zu einem Leuchtfeuer, das bewegt und belebt. So war das damals in Jerusalem.

Leuchtendes Beispiel

Und was bedeutet Pfingsten für uns heute? Wo leuchtet bei uns das Feuer der Begeisterung? In einem Lied aus den 1970er Jahren heißt es: "Die Sache Jesu braucht Begeisterte. Sein Geist sucht sie, auch unter uns. Er macht uns frei, damit wir einander befrei'n." Die Strophen des Liedes ermutigen zum Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit, Arme und Benachteiligte, Fremde und Flüchtlinge. Genau diese Botschaft greift Papst Franziskus auf und weckt mit seiner spontanen und unkonventionellen Menschlichkeit eine neue Begeisterung für das Evangelium, das er in Wort und Tat glaubwürdig zum Leuchten bringt.

Im Vorwort zur Youcat-Bibel lädt er die Jugendlichen zur Bibellektüre ein: "Ihr haltet etwas Göttliches in Händen, ein Buch wie Feuer." Im Juli 2015 spricht er zu den Mitgliedern der charismatischen Erneuerung: "Ihr seid eine Pfingstgnade für die ganze Kirche." Er ruft jedem einzelnen Teilnehmer zu: "Lass dich vom Heiligen Geist vorantreiben, bete, arbeite, liebe, dann wird der Geist das Übrige tun!" Er fügt hinzu: "Die Arbeit für die Einheit der Christen beginnt beim Gebet." Am Ende der diesjährigen Fastenexerzitien sagte er: "Die Kirche ist kein Käfig für den Heiligen Geist; der will raus und draußen wirken."

Ein Feuer, das in uns eindringen wollen

Alle Christen ruft er auf, ihre Sendung zu entdecken, mit Freude und Begeisterung. Er folgert daraus für jeden einzelnen: "Ich bin eine Mission auf dieser Erde ... Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien." (Evangelii Gaudium,Nr. 273)  Einen solchen Lebensstil hat die französische Sozialarbeiterin Madeleine Delbrel (1904-1964) im kommunistischen Ivry bei Paris exemplarisch gelebt: "Das Licht des Evangeliums ist keine Erleuchtung, sondern ein Feuer, das in uns eindringen möchte, um unser Inneres umzuschaffen." Und das hat weitreichende Konsequenzen.

Vielleicht können uns die Worte von Lothar Zenetti aufschrecken: "Wer kommt und taut / die tiefgekühlten Christen auf? / Der mit dem brennenden Herzen. / Der mit dem glühenden Wort. / Der mit der Brandfackel, der Brandstifter. / Der kommt zu werfen ein Feuer auf die Erde / und der will, dass es brennt. / Der ist unterwegs. / Der kommt bestimmt./ Der kommt und taut / die tiefgekühlten Christen auf!" Ob der "Brandstifter" nicht schon auf dem Weg zu uns ist, damit wir wieder "Feuer und Flamme" werden und seine frohe Botschaft hinaustragen in die Welt?


Herabkunft des Heiligen Geistes / © KNA-Bild (KNA)
Herabkunft des Heiligen Geistes / © KNA-Bild ( KNA )
Quelle:
KNA