Heimatpfarrer sieht in Söder guten Kanzlerkandidat

"Er kennt sein Credo"

Markus Söder und Armin Laschet kämpfen um die Kanzlerkandidatur. In Umfragen liegt Söder vorne, es gibt aber auch Kritik. Söders Heimatpfarrer Ulrich Bauer-Marks wünscht dem CSU-Vorsitzenden viel Kraft für die aktuelle Situation.

Markus Söder / © Fabian Sommer (dpa)
Markus Söder / © Fabian Sommer ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind seit sechs Jahren Pfarrer der Heimatgemeinde von Markus Söder. Wie gut kennen Sie Herrn Söder?

Pfarrer Ulrich Bauer-Marks (Leiter der Gemeinde St. Nikolaus und St. Ulrich in Nürnberg-Mögeldorf): Er ist Ministerpräsident hier in Bayern und wohnt in unserer Gemeinde. Natürlich ist er viel unterwegs, aber ich treffe ihn öfter mal. Seine Familie ist auch eingespannt, aber sie ist in der Gemeinde präsent, soweit das geht. Man ist in Kontakt.

Pfarrer Ulrich Bauer-Marks (privat)
Pfarrer Ulrich Bauer-Marks / ( privat )

DOMRADIO.DE: Als Profi-Politiker hat Markus Söder natürlich nicht viel Zeit; wie bringt er sich dennoch in die Gemeinde ein?

Bauer-Marks: Er ist ansprechbar, wenn wir etwas von ihm wollen. Wir hatten vor einiger Zeit 600-Jahr-Feier hier, da war er da und hat ein Grußwort gehalten. Er ist ansprechbar, wenn es in sein Zeitbudget passt. 

Wir würden ihn jetzt nicht gerade für die Einweihung eines Jugendraumes oder so anfragen, aber er ist schon ansprechbar und präsent im Rahmen dessen, was geht. Und er nimmt an Gottesdiensten teil.

An Ostern zum Beispiel hat er den Gottesdienst im Livestream verfolgt und mir dann geschrieben. Er ist natürlich auch oft an seinem Zweitwohnsitz in München; aber zum Beispiel bei Familienfeiern oder Ähnlichem ist er schon in unserer Kirche mit dabei. Er kennt sein Credo. Und nicht nur das. 

Ich finde beachtlich, dass er sich bewusst ist über den christlich-jüdischen Kontext, in dem wir leben und dass jetzt der muslimische Kontext noch dazu kommt. Vor Ostern hat er zum Beispiel auch ein Video gepostet, wo er sich sehr persönlich zum Thema Gebet geäußert hat. Das finde ich schon spannend.

DOMRADIO.DE: Als was für einen Menschen haben Sie ihn da kennengelernt?

Bauer-Marks: Er ist ein überzeugter Christsozialer, er ist ein überzeugter Politiker. Er wollte Ministerpräsident werden, das war klar. Als Mensch ist er jemand, der zuhört, aber natürlich auch jemand, der eine Meinung hat und diese auch kundtut.

DOMRADIO.DE: Jetzt möchte er Kanzler werden. Das fänden Sie als sein Heimatpfarrer wahrscheinlich gut?

Bauer-Marks: Ich denke, das Wichtigste ist, dass ein demokratischer Kandidat Kanzler wird. Wenn er denn von seiner Partei, beziehungsweise den beiden Parteien nominiert wird, halte ich ihn sicherlich für einen sehr guten Kandidaten. 

Von links nach rechts: Pfarrer Ulrich Bauer-Marks, Christian Vogel, Dr. Markus Söder, Regionalbischof Dr. Stefan Ark Nitsche / © foto-studio-schamberger.de (Ev.-luth. Kirchengemeinde Nürnberg-Mögeldorf)

Er ist sicherlich jemand, der eine Meinung hat und seine Meinung durchaus vertritt – auch vor dem Hintergrund, dass wir im Moment komplizierte Zeiten haben. Als Bundeskanzler müsste er auch international Meinungen vertreten und da kann ich mir vorstellen, dass er das kann. 

DOMRADIO.DE: Was würde ihn denn als Kanzler auszeichnen?

Bauer-Marks: Mich überzeugt seine Haltung, dass es jetzt in dieser Zeit eine Politik braucht, die die Menschen in Lohn und Brot hält und das Ganze auch in einem ökologischen Zusammenhang hält. Er weiß natürlich um die Macht der Bilder – also zum Beispiel dieses Bild, wo er den Baum umarmt. Aber es steht ja tatsächlich für die Politik, die er machen möchte. 

Und Themen wie Umwelt und soziale Gerechtigkeit sind sehr wichtig. Wie er sie in seine Politik einbauen kann, wird natürlich auch von Mehrheiten und einer künftigen Koalition abhängen.

DOMRADIO.DE: Wie sehr ist Markus Söder im Protestantismus verwurzelt?

Bauer-Marks: Er ist Nürnberger. Da war man früher traditionell protestantisch. Das hat sich jetzt aufgeweicht, wir sind heute ökumenisch orientiert, haben eine enge Partnerschaft mit der katholischen Gemeinde vor Ort. 

Und auch Markus Söder ist ökumenisch unterwegs. Aber er war auch Mitglied der Landessynode, also der evangelischen Kirche in Bayern und ist insofern in der evangelischen Kirche beheimatet, würde ich sagen. 

DOMRADIO.DE: Was würden Sie ihm als sein Seelsorger für diese nächste Zeit gern mitgeben?

Bauer-Marks: Dass er genug Kraft hat. Das ist natürlich alles sehr kräftezehrend im Moment. Wie sich das dann gestaltet, wie die beiden Herren das am Ende handhaben und entscheiden, das müssen sie untereinander ausklamüsern. Ich wünsche ihm genügend Kraft - auch aus dem Gebet heraus, auch aus der Frage heraus: Wo will Gott mich sehen? Auch wenn ein Politiker sich sicher in erster Linie fragt, wohin die Wähler ihn hinführen.

Markus Söder (r.) und Armin Laschet (l.) / © Michael Kappeler (dpa)
Markus Söder (r.) und Armin Laschet (l.) / © Michael Kappeler ( dpa )

Ich wünsche ihm die nötige Kraft, diese Diskussionen durchzustehen. Dass er am Ende das entscheidet, was fürs Land am besten ist. Ich selbst würde diese Diskussionen nicht gerne führen wollen, weder von der einen, noch von der anderen Seite. 

Es geht um ein schwieriges Amt und das in einer gerade ausgesprochen schwierigen Situation. Da wünsche ich beiden, dass sie genügend Kraft finden und dass sie dabei das Wohl des Landes im Blick haben. Wir haben ja auch internationale Verpflichtungen. 

Einer von beiden muss verzichten. Das ist sicher für keinen schön.

DOMRADIO.DE: Manche in der Union werfen Markus Söder vor, dass er wortbrüchig geworden ist, wenn er die Entscheidungen der CDU-Gremien nicht anerkennt, obwohl er das Gegenteil angekündigt hatte..

Bauer-Marks: Es war Markus Söders erklärtes Ziel, Ministerpräsident in Bayern zu werden. Das wollte er immer und das wollte er auch nicht frühzeitig aufgeben. Wenn sich die Verhältnisse jetzt so gewandelt haben, wie sie sich gewandelt haben und er seine Argumentation aus Umfragen zieht, ist das seine neue Interpretation. Da würde ich nicht von einem Wortbruch sprechen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Kurze Geschichte der CSU

Im Sommer 1945 versammelten sich in verschiedenen bayerischen Orten politisch Interessierte mit dem Ziel, eine bürgerlich-christliche Partei zu gründen. Ihr Name: Christlich-Soziale Union. Besonders wichtige Gründungszentren waren Würzburg und München. Am 12. September wird bei einem Treffen im Münchner Rathaus der Name "Bayerische Christlich-Soziale Union" beschlossen. Die Sitzung vom 12. September gilt damit als eigentliche Gründungssitzung der CSU. Josef Müller wird im Dezember zum "vorläufigen Vorsitzenden des vorbereitenden Landesausschusses" gewählt und am 17.

Logo der CSU / © Lino Mirgeler (dpa)
Logo der CSU / © Lino Mirgeler ( dpa )
Quelle:
DR