Petition fordert Verbleib von Bischof Rentzing im Amt

"Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen"

Nach dem angekündigten Rücktritt von Sachsens evangelischem Landesbischof Carsten Rentzing fordert eine Petition dessen Verbleib im Amt. Bis Mittwochmittag hatte das Dokument mehr als 250 Unterzeichner. Wer es verfasst hat, blieb zunächst unklar.

Carsten Rentzing / © Harald Oppitz (KNA)
Carsten Rentzing / © Harald Oppitz ( KNA )

Es sei eindeutig, dass sich Rentzing "aktuell nichts, das einen Rücktritt rechtfertigen würde, hat zuschulden kommen lassen", heißt es in der am Mittwochmorgen veröffentlichten Online-Petition. Die Unterzeichner forderten die Leitung der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens auf, "zum brüderlichen Gespräch mit ihrem Landesbischof zurückzukehren und alle öffentlichen Distanzierungen zu unterlassen".

"Heftigen Anfeinungen und Angriffen ausgesetzt"

Die Urteile, die ein kleiner Teil der Landeskirche über Meinungen und Aktivitäten Rentzings fälle, "die teilweise 30 Jahre zurückliegen, weisen wir mit Nachdruck zurück", schreiben der oder die Autoren weiter. Rentzing sei der "letzte verbliebene konservative Bischof in der Evangelischen Kirche in Deutschland" und wäre "infolge seiner klaren und standhaften Haltung von seinem Amtsantritt an heftigen Anfeindungen und Angriffen ausgesetzt" gewesen, heißt es weiter.

Deshalb sei es nötig, ihn gegen den ausgeübten Druck und die gegen ihn gestartete Schmutzkampagne in Schutz zu nehmen, und für seinen Verbleib im Amt einzutreten, damit die Intriganten nicht die Oberhand behalten.

Rücktritt nach Kritik an demokratiefeindlichen Texten

Rentzing hatte vergangenen Freitag überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Dem vorangegangen war eine von Leipziger Pfarrern angestoßene Online-Petition, die Rentzing zur Stellungnahme und Distanzierung von der Burschenschaft "Alte Prager Landsmannschaft Hercynia" sowie eine "öffentliche und deutliche Distanzierung von allen nationalen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Ideologien" fordert.

Weiter heißt es: "Ohne diese Klarstellung bleibt der Eindruck, dass es sich nicht nur um jugendliche Unbedarftheit handelt, sondern Sie immer noch mit dieser Gruppe und ihrer Ideologie verbunden sind." Mehr als 900 Menschen haben die Petition bisher unterzeichnet.

"Aktuelle Diskussion um meine Person schadet Einheit der Kirche"

Rentzing selbst hatte seinen Rücktritt mit den Worten erklärt: "Ich bin angetreten mit dem Wunsch, die verschiedenen Positionen innerhalb der Landeskirche wieder einander näher zu bringen. Mein oberstes Ziel war und ist die Einheit der Kirche. Ich muss mit großem Bedauern feststellen, dass die aktuelle Diskussion um meine Person diesem Ziel schadet." Sie sei für ihn persönlich und für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung. Um Schaden von der Kirche abzuwenden, stelle er sein Amt zur Verfügung.

Einen Tag nach Rentzings Rücktritt wurde bekannt, dass der Bischof als Student vor rund 30 Jahren Texte in der Zeitschrift "Fragmente" verfasst und das Blatt auch mit herausgegeben hat. Die Leitung der sächsischen Landeskirche stufte die Texte am Sonntag als "elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich" ein. Sie seien "aus damaliger und aus heutiger Sicht unvertretbar". In den Wochen zuvor war unter anderem Kritik daran laut geworden, dass Rentzing bis heute Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung ist und 2013 einen Vortrag in der Berliner "Bibliothek des Konservatismus" gehalten hatte, die dem Umfeld der Neuen Rechten zugeordnet wird.


Quelle:
epd , DR
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