Auslandspfarrer: Kirchen sollen wegen Brexit noch enger kooperieren

Was bedeutet der Brexit für die Kirchen?

Der Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Auslandsgemeinden in London ist gegen den Brexit. Es gebe aber auch positive Folgen des Brexit, sagt er.

Autor/in:
Alexander Lang
Brexit Problem in Carrickcarnan: Der Friedhof steht auf nordirischer Seite, die Kirche auf irischem Grund / © Lorne Cook (dpa)
Brexit Problem in Carrickcarnan: Der Friedhof steht auf nordirischer Seite, die Kirche auf irischem Grund / © Lorne Cook ( dpa )

Der Pfarrer der deutschsprachigen evangelischen Auslandsgemeinden in London-Ost, Bernd Rapp, hat an die Kirchen in Großbritannien und Deutschland mit Blick auf den geplanten Brexit appelliert, ihre Partnerschaften zu vertiefen. "Wir müssen verstärkt aufeinander zugehen und den Austausch der Menschen fördern", sagte der Theologe am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Speyer.

Rapp arbeitet seit 2016 im Pfarramt London-Ost der Evangelischen Synode deutscher Sprache in Großbritannien. Deren drei Kirchengemeinden zählen rund 300 meist deutschstämmige Mitglieder.

Viel Unsicherheit in den Gemeinden

 

Die Reaktionen auf den geplanten Austritt der Briten aus der EU seien bei seinen Gemeindemitgliedern sehr unterschiedlich, sagte Rapp, der zuvor Gemeindepfarrer an der Johanneskirche in Pirmasens war. Manche zeigten sich uninteressiert, weil sie mittlerweile die britische Staatsbürgerschaft hätten. Andere säßen auf gepackten Koffern. Seine Gemeinde unterstütze Gemeindemitglieder dabei, einen "Settled Status" zu erhalten – eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung nach fünfjährigem Aufenthalt für den Fall, dass Großbritannien die EU ohne Einigung verlässt.

Groß sei die Unsicherheit der Menschen in Großbritannien. Keiner wisse, wohin es ab Ende März mit dem Land gehen werde, sagte Rapp, der im schottischen Edinburgh studierte und in Cambridge sein Kontaktstudium machte. Das Land sei tief gespalten zwischen Befürwortern und Gegnern eines Brexits. Er selbst bedauere die Brexit-Entscheidung der britischen Regierung sehr, sagte Rapp. Die Menschen seien von den Politikern schlicht belogen und über die möglichen Folgen eines EU-Austritts im Unklaren gelassen worden. Das politische Projekt zeige, "was passiert, wenn man Populisten das Feld überlässt".

Gute Seiten des Brexit

Die kirchlichen Partnerschaften, etwa zwischen der pfälzischen Landeskirche und der United Reformed Church (URC), würden durch einen Brexit sogar gestärkt werden, glaubt Rapp. Die Christen in Deutschland und Großbritannien würden dann deutlicher erkennen, wie wichtig es sei, gemeinsam über nationale Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten.

Rapp hat einen berühmten Vorgänger: Der Theologe und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer war von 1933 bis 1935 Pfarrer in Sydenham/Forest Hill, das zu Rapps Pfarramt gehört.


Nebulös: Wie geht es in Großbritannien nach dem Brexit weiter? / © Friso Gentsch (dpa)
Nebulös: Wie geht es in Großbritannien nach dem Brexit weiter? / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
epd