Kirchenvertreter äußern sich nach der Bayern-Wahl

"Absage an Angstmacherei"

Die Kirchenvertreter sind sich nach der Wahl in Bayern einig: Weder die Wahlkampfstrategie der CSU, noch Angstmacherei seien zielführend gewesen. Sie appellieren daran, den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken.

Landtag Bayern / © Sven Hoppe (dpa)
Landtag Bayern / © Sven Hoppe ( dpa )

Der Würzburger katholische Bischof Franz Jung hat Kritik an der Wahlkampfstrategie der CSU geübt. Es stelle sich die Frage, ob es der richtige Weg gewesen sei, die AfD rechts überholen zu wollen, sagte Jung am Montag dem Bayerischen Rundfunk (BR). Es seien Wähler aus der gesellschaftlichen Mitte zu anderen Parteien abgewandert.

Viele Menschen hätten sich ernsthaft die Frage gestellt, "inwieweit die Symbolpolitik auf der einen Seite mit christlichen Inhalten auf der anderen Seite gefüllt ist", so der Bischof mit Blick auf den Kreuzerlass. Offenbar hätten viele Menschen den Eindruck gehabt, dass dem nicht mehr so sei. Dabei verwies Jung auf Erhebungen von Wahlforschern, nach denen 47 Prozent der Befragten angaben, die CSU habe ihre christlichen Überzeugungen aufgegeben.

Mit Blick auf die AfD erklärte der Bischof, die Kirche könne nicht bei den radikalen Ansichten wie Nationalismus und Ausgrenzung mitgehen. Die Partei habe in jüngster Zeit aber immer wieder deutlich gemacht, dass gesellschaftliche Themen nicht in der ganzen Breite diskutiert würden. Deshalb sei das Wahlergebnis der AfD auch eine Anfrage an die Demokratie. "Werden die Probleme wirklich ganz diskutiert oder werden Wahrheiten aus Political Correctness unter den Tisch gekehrt?"

Wichtig sei, weiter im Gespräch zu bleiben. "Nicht über Menschen reden, sondern mit Menschen reden, nicht über Moslems reden, sondern mit Moslems reden." Dabei dürften aber auch kritische Themen, etwa die Frage der Verfassungskonformität gewisser Gruppierungen, nicht ausgespart bleiben, so Jung.

Bedford-Strohm: Wahl war Absage an Angstmacherei

Der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sieht in dem Landtagswahlergebnis eine Absage an Angstmacherei. "Das Schüren von Angst ist nicht honoriert worden", erklärte Bedford-Strohm am Montag in München. Viele Menschen hätten bei Demonstrationen gezeigt, dass sie ein weltoffenes Bayern wollten und die Abwertung ganzer Menschengruppen und jegliche Hetze ablehnten. Das sei auch bei der Wahl zum Ausdruck gekommen. "Die Menschen erwarten jetzt eine von Humanität und Verantwortung geprägte lösungsorientierte Politik."

Der Landesbischof hob zudem die von 63,6 Prozent auf 72,4 Prozent gestiegene Wahlbeteiligung hervor. Es tue der Demokratie gut, dass so viele Menschen zur Wahlurne gegangen seien. Nun dürften die Menschen mit Zuversicht in die Zukunft schauen, da sich schnell eine stabile Regierung abzeichne. "Nach den harten Auseinandersetzungen des Wahlkampfes hoffe ich auf eine politische Kultur, die sich an Humanität und Menschenwürde orientiert und auch bei inhaltlich kontroversen Diskussionen in der Sache von wechselseitigem Respekt im Umgang miteinander geprägt ist", so Bedford-Strohm.

Münchner Caritaschef: Volksparteien haben das Gespür verloren

Der Münchner Diözesan-Caritasdirektor Georg Falterbaum hat nach den bayerischen Landtagswahlen an die Politik appelliert, den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken. "Das Ergebnis hat die bisherigen Taktgeber in Bayern aus dem Tritt gebracht und gezeigt, dass die Volksparteien das Gespür für das Volk ein Stück weit verloren haben", sagte Falterbaum am Montag in München. Die Wähler hätten ein Signal für eine andere Politik gesendet. Daher sei es nötig, den Sozialstaat weiter zu entwickeln.

Es müssten nun dringend Probleme wie Wohnungsnot und Armut gelöst werden."Verbessern Sie schnellstmöglich die Rahmenbedingungen und fördern Sie offensiv den sozialen Wohnungsbau", mahnte Falterbaum die neu gewählten Mandatsträger. Steigende Mieten und Wohnungsknappheit träfen nicht nur Menschen mit geringen Einkommen, sondern auch Pfleger, Erzieherinnen oder Sozialberater. Darüber hinaus forderte Falterbaum, Flüchtlingen einen schnellen Zugang zum Arbeitsmarkt zu verschaffen.


Quelle:
KNA