Ungarische Bischofskonferenz verteidigt Orban-Regierung

"Furcht vor einer Verschiebung zum Islam"

Ungarn muss sich einem Sanktionsverfahren wegen Gefährdung von EU-Grundwerten stellen – auch wegen der restriktiven Flüchtlingspolitik. Nun bekommt die Orban-Regierung Zuspruch von der katholischen Kirche des Landes.

Flüchtlinge an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien / © Sandor Ujvari (dpa)
Flüchtlinge an der Grenze zwischen Ungarn und Serbien / © Sandor Ujvari ( dpa )

Der Vorsitzende der Ungarischen Bischofskonferenz hat die umstrittene Haltung der Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban in Sachen Migrationspolitik verteidigt. "Es mag einige fragwürdige Punkte geben, aber die Regierung versucht, Europa und das Land selbst zu verteidigen", wird Bischof Andras Veres von Györ vom Pressedienst der italienischen Bischöfe SIR (Montag) zitiert.

Kritik übte Veres demnach am EU-Parlament, das vergangene Woche ein Rechtsstaatsverfahren gegen Ungarn gefordert hatte: "Wir denken, dass das Land wegen dieser Verteidigung verurteilt wurde."

"Furcht vor einer Verschiebung zum Islam"

Die Ungarn fürchteten eine neue Verschiebung hin zum Islam. Dies habe auch mit der historischen Erinnerung an die Eroberung durch die Osmanen zu tun. "Ungarn hat bereits im 16. Jahrhundert einen großen Angriff des Islam erlitten; wir haben daran sehr schlechte Erinnerungen, weil die Kirche damals völlig zerstört wurde", sagte der Bischof. Die Entscheidung der EU-Parlamentarier trage "nicht zur Stärkung der Solidarität bei".

Länder sollten selbst entscheiden

"Wir sind nicht gegen Migranten", betonte Veres. Die EU wolle aber ein anderes System als die ungarische Regierung, deren Ziel es sei, den Menschen vor Ort zu helfen. Jene, die Flüchtlinge in ihren Ländern aufnehmen wollten, könnten das tun, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. "Aber jene, die Probleme mit dieser Lösung haben, sollten auch respektiert werden. Alle Länder sind frei und sollten selbst entscheiden."

Veres äußerte sich nach SIR-Angaben bei der jüngsten Vollversammlung des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) im polnischen Poznan (Posen). (KNA)


Quelle:
KNA