Waffenstillstand vor dem Papstbesuch in Kolumbien denkbar

Frieden für den Papst

Rund eine Woche vor dem Besuch von Papst Franziskus rückt eine Waffenruhe in Kolumbien in denkbare Nähe. "Wir unternehmen große Anstrengungen", erklärte der Verhandlungsführer der kolumbianischen Regierung, Juan Camilo Restrepo.

Kolumbien: ELN ist zweitgrößte Rebellengruppe  / © Mauricio Duenas Castaneda (dpa)
Kolumbien: ELN ist zweitgrößte Rebellengruppe / © Mauricio Duenas Castaneda ( dpa )

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Franziskus in Kolumbien haben sich die Regierung und die marxistische Guerilla-Organisation ELN offenbar auf einen Waffenstillstand geeinigt. Nach einem Treffen mit Ecuadors Präsident Lenin Moreno am Montagabend erklärte der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos, beide Seiten hätten den Wunsch nach einer temporären Waffenruhe aus Anlass des Papstbesuches geäußert. Das berichtet die Tageszeitung "El Tiempo".

"Wir unternehmen große Anstrengungen, um eine zeitlich begrenzte bilaterale Waffenruhe zum Papstbesuch im September zu vereinbaren", erklärte der Verhandlungsführer der kolumbianischen Regierung, Juan Camilo Restrepo, am Montag (Ortszeit). Papst Franziskus wird Kolumbien vom 6. bis 10. September besuchen.

Ein Regierungsvertreter ergänzte, Ziel sei es, bis zum Ende der dritten Gesprächsrunde am Freitag zu einem entsprechenden Ergebnis zu kommen. Zuvor hatten 66 Organisationen der Zivilgesellschaft und 53 Persönlichkeiten die Verhandlungspartner aufgefordert, die Waffen schweigen zu lassen.

Verhandlungen seit Februar

Kolumbiens Regierung und ELN-Rebellen führen seit Februar Friedensverhandlungen in Ecuador. Nach Schätzungen der kolumbianischen Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von

2.500 Männern und Frauen und ist überwiegend im Osten des Landes aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen fast 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Sie wird zugleich für schwere Umweltzerstörungen durch mehr als 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.

Rund 300.000 Tote

Ende des vergangenen Jahres hatte sich die Santos-Regierung nach vierjährigen Verhandlungen auf ein Friedensabkommen mit der größten Guerilla-Bewegung, der FARC, verständigt. In dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Staat und Guerilla starben rund 300.000 Menschen; mehr als sieben Millionen wurden zu Binnenflüchtlingen.

Das Kirchenoberhaupt aus Argentinien wird nach bisherigen Planungen die kolumbianische Hauptstadt Bogota sowie Villavicencio, Medellin und Cartagena besuchen. Zentrales Thema ist der Friedensprozess. Franziskus ist nach Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) der dritte Papst, der nach Kolumbien kommt.


Papst Franziskus und Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (l.) / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus und Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (l.) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA , epd