Papstaudienz gerät für Trump in USA zu PR-Pleite

Spicer musste draußenbleiben

Der mit Spannung erwartete Besuch von Donald Trump bei Papst Franziskus ist in den USA zu einer PR-Pleite geraten. Die Macht der Bilder macht ihm ebenso zu schaffen.

Autor/in:
Bernd Tenhage
Ein lächelnder Trump, ein ernster Papst  / © L'Osservatore Romano (dpa)
Ein lächelnder Trump, ein ernster Papst / © L'Osservatore Romano ( dpa )

Donald Trumps Pressesprecher Sean Spicer fieberte dem Treffen mit Papst Franziskus entgegen. Der praktizierende Katholik ging laut dem Sender CNN bis zuletzt davon aus, bei der Audienz dabei zu sein. Natürlich. Denn Spicer ist bei den täglichen Pressebriefings Gesicht und Stimme des US-Präsidenten. Zudem trägt er den Titel eines "Assistenten" im Weißen Haus. Damit rangiert er höher als etwa Kommunikations-Beraterin Hope Hicks, Leibwächter Keith Schiller oder Dan Scavino, der für die Sozialen Medien zuständig ist - um nur einige zu nennen, die neben Trump, Ehefrau Melania, Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner auf dem Gruppenbild mit Papst zu sehen sind.

Doch Spicer musste leider draußenbleiben. Offiziell heißt, es, die Delegationen seien strikt begrenzt gewesen. Daher sei leider kein Platz geblieben. Spicer selbst äußerte sich auf Anfrage nicht. Analysten meinen aber, Trumps Sprecher könne dies gar nicht anders als Affront werten. Dafür habe der Präsident zu viele Nichtkatholiken und nachgeordnete Mitarbeiter zu der Audienz mitgenommen.

Angespannte Atmosphäre

Auch sonst lief die Begegnung, gemessen an der US-Rezeption, nicht nach Plan. "Jenseits des Lächelns und der Höflichkeiten war die Atmosphäre angespannt", beobachtet Mark Landser in der "New York Times". Dafür sorgten nicht zuletzt zwei Pressefotos. Auf dem einen steht der Heilige Vater vor dem Gespräch im Vatikan mit düsterer Miene neben Trump, der von einem Mundwinkel zum nächsten grinst. Das andere Foto zeigt den betrübt ins Bild schauenden Papst neben der nicht minder angespannt blickenden Melania, die wie Tochter Ivanka ganz in Schwarz gekleidet Aufstellung genommen hat. Der einzige Strahlemann auf dem Foto ist einmal mehr - Trump.

"So eine Aufführung haben wir noch nie gesehen", analysierte der konservative Kommentator Norm Ornstein, der für die Denkfabrik "Brookings Institution" seit Jahrzehnten die US-Präsidenten beobachtet. Dass die beiden Trump-Frauen im Vatikan mit schwarzer Kopfbedeckung auftraten, ließ das öffentlich-rechtliche "National Public Radio" fragen: "Warum nicht in Saudi-Arabien?" Dieses Thema bewegte viele US-Medien in der Nachlese - denn für beides gibt es Vorbilder.

Willkür der Trump-Frauen

Als First Lady Michelle Obama 2015 ohne Kopfbedeckung am wahhabitischen Königshof auftauchte, twitterte der Privatmann Trump damals noch sein Missfallen. Die USA hätten schon genügend Feinde. Obamas Weigerung, sich zu verhüllen, sei da nicht hilfreich gewesen. "Sie haben sich beleidigt gefühlt."

Umgekehrt trat die englische Königin Elizabeth II. 2014 in lila Garderobe beim Papst auf, während Herzogin Camilla von Cornwall es vergangenen Monat wagte, ganz in Creme beim Heiligen Vater zu erscheinen. Analysten leiten daraus eine gewisse Willkür der Trump-Frauen bei der Wahl ihres Kostüms ab.

Einmalige Ehre

Trump wäre nicht Trump, wertete er selbst die Audienz nicht in Superlativen. Dabei traf er sich, wie die US-Medien anmerkten, so kurz wie kein anderer Präsident vor ihm mit dem Papst. Die ganze Begegnung war schon nach knapp 30 Minuten vorüber. "So eine Ehre erhält man nur einmal im Leben", twitterte Trump anschließend. "Ich verlasse den Vatikan entschlossener denn je, in der Welt nach FRIEDEN zu streben."

Kritiker merkten an, der Präsident habe offenbar schnell vergessen, dass er gerade mit Saudi-Arabien, einem notorischen Förderer radikaler Prediger und Gedankenguts in der muslimischen Welt, das mit 110 Milliarden Dollar größte US-Waffengeschäft aller Zeiten abgeschlossen hatte.

"Solides Fundament"

Andrew Chesnut, Professor für religiöse Studien an der Virginia Commonwealth University, verweist auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das Treffen habe ein "solides Fundament" für die weitere Kommunikation geschaffen. Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden seien deshalb nicht vom Tisch, sagte Chesnut dem Pressedienst Religious News Service. Aber: Es gebe nun einen Ausgangspunkt für künftige Dialoge. Immerhin.

 


Quelle:
KNA