Kirche warnt vor Einschüchterungen bei Wahlen in Indonesien

Das Votum einer Minderheit

Katholische Organisationen in Indonesien haben die Kirchenmitglieder dazu aufgerufen, bei den Kommunalwahlen in dieser Woche für gemäßigte Kandidaten zu stimmen. Sie sollten zudem zu Stimmenkauf und Einschüchterungen "Nein" sagen.

Christen in Indonesien unter Druck / © Debbie Hill (epd)
Christen in Indonesien unter Druck / © Debbie Hill ( epd )

Das Land brauche Politiker, die fest zum Verfassungsgrundsatz der "Einheit und Vielfalt" und der indonesischen Staatsidee der Pancasila stehen, hieß es in einem am Sonntag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz von fünf katholischen Organisationen in Jakarta veröffentlichten Aufruf an die katholischen Wähler. "Indonesien mit seiner Vielfalt ist ein Geschenk Gottes an alle Menschen", so der Appell.

"Die Bürger haben bei der Kommunalwahl das Recht ihre Vertreter frei nach ihrem Gewissen zu wählen", sagte Joanes Joko im Namen der fünf Organisationen. Joko ist Generalsekretär der Vereinigung katholischer Hochschulabsolventen und Intellektuellen (PP ISKA). Die Pancasila sind die fünf Grundsätze der säkularen Verfassung Indonesiens, zu denen das Bekenntnis zur "All-Einen Göttlichen Herrschaft" und die Religionsfreiheit gehört.

Vom Wahlrecht Gebrauch machen

Darüber hinaus forderten die Organisationen in der Zentrale der Bischofskonferenz die katholischen Indonesier auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Lidya Natalia Sartono, Sprecherin der katholischen Laienorganisation "Vox Point" für eine bessere Präsenz katholischer Politiker, betonte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Jede Stimme zählt."

Mehr als 40 Millionen Indonesier wählen am 15. Februar in sieben Provinzen Gouverneure sowie Distrikt- und Stadtregierungen. Unter den Provinzen sind mit Jakarta, Bangka Belitung und Aceh drei, die zu den zehn Provinzen mit den meisten Vorfällen religiöser Intoleranz gehören. Fast 90 Prozent der mehr als 250 Millionen Indonesier gehören dem Islam an.

Multireligiöses Land

In der 12-Millionen-Einwohner-Metropole Jakarta wurde durch die Kampagne der radikalen Islamischen Verteidigungsfront (FPI) gegen den christlichen Gouverneur Basuki "Ahok" Tjahaja Purnama, der eine zweite Amtszeit anstrebt, die islamische Dominanz zum wichtigsten Wahlkampfthema. Die FPI hat Ahok wegen Blasphemie vor Gericht gebracht. Der Koran verbiete die Herrschaft eines "Ungläubigen" über Muslime, so die politisch einflussreiche FPI. Den "Fall Ahok" nutzt FPI-Chef Habib Rizieq, um offen die Pancasila und damit das säkulare Fundament Indonesiens in Frage zu stellen.

Neben Vox Point und PP ISKA unterstützten die Verbände katholischer Jugendlicher, Frauen, Studenten und Laien den Wahlaufruf. Indonesien ist weltweit die Nation mit dem größten muslimischen Bevölkerungsanteil und gleichzeitig ein multikulturelles und multireligiöses Land.

Die Kommunalwahlen in den insgesamt 34 Provinzen Indonesiens werden stufenweise abgehalten. Die Wahl am 15. Februar ist die zweite von insgesamt sieben Stufen.


Quelle:
KNA