Bundeskanzlerin kommt zum Diözesanempfang nach Würzburg

​Merkels Kirchgang in Bayern

​Zum CSU-Parteitag kam sie nicht nach Bayern. Zur Kirche aber wird sie kommen. Im Januar spricht die Kanzlerin beim Würzburger Diözesanempfang. Im Publikum: Ortsbischöfe aus ganz Deutschland.

Autor/in:
Christian Wölfel
Bundeskanzlerin Merkel / © Wolfgang Kumm (dpa)
Bundeskanzlerin Merkel / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Die Kanzlerin kommt zum Beginn des Superwahljahrs nach Bayern - nicht zur CSU, sondern zur katholischen Kirche. Angela Merkel (CDU) hält am 23. Januar beim Diözesanempfang des Bistums Würzburg die Festrede. Es ist ein Coup für den Ortsbischof Friedhelm Hofmann, der nächstes Jahr nach seinem 75. Geburtstag wohl aus dem Amt scheiden wird. "Es ist wichtig, dass wir uns mit den Grundlagen unseres Zusammenlebens beschäftigen», sagt er über den Termin, der auch ein Politikum ist.

Denn das Verhältnis zwischen der CSU in Bayern und der Kanzlerin in Berlin ist mehr als angespannt, ebenso das zwischen CSU und der katholischen Kirche. Haben sich deren Spitzen doch mit ihren evangelischen Mitbrüdern gemeinsam explizit hinter Merkels Flüchtlingspolitik gestellt.

Spitzentreffen zwischen Regierungschefin und katholischer Kirche

Wenn die Regierungschefin in Würzburg über "Verbundenheit in offener Gesellschaft: Pluralität und Identität - Herausforderung und Chance" sprechen wird, werden wohl auch ziemlich viele Diözesanbischöfe aus ganz Deutschland im Publikum sitzen. Denn - und das scheint reiner Zufall - an diesem Tag kommen die Oberhirten in der Domstadt am Main zu ihrem Arbeitstreffen, dem sogenannten Ständigen Rat zusammen. Aus Kirchenkreisen heißt es, viele von ihnen wollten sich die Einladung Hofmanns zu dem Termin nicht entgehen lassen. Der 23. Januar 2017 könnte also zu einem Spitzentreffen zwischen katholischer Kirche und Regierungschefin werden - in Bayern.

Interessant dürfte sein, wie viele der unterfränkischen Mandatsträger der CSU im großen Hörsaal der Würzburger Universität am Hubland sitzen, wenn Merkel just am Montag nach der Klausur der Landtagsfraktion spricht. Zumindest in den vergangenen Jahren waren die meisten von ihnen, darunter Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Justizminister Winfried Bausback (CSU), Stammgäste bei den Diözesanempfängen. Beide sind in ihrer Partei nicht gerade als Scharfmacher in der Flüchtlingsdebatte bekannt, aber als bekennende Katholiken trifft sie der Zwist besonders hart.

Bischof Hofmann: Kritik und klare Worte

Hofmann seinerseits war der erste katholische Bischof, der die Aussagen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zu einem ministrierenden und Fußball spielenden Senegalesen scharf kritisierte. Und nicht zum ersten Mal mischte sich der Bischof in Sachen Flüchtlingspolitik öffentlich ein. Nach seinen deutlichen Worten über die Zustände in der Gemeinschaftsunterkunft Würzburg kam 2013, einen Tag nach der Wahl von Franziskus zum Papst, die damalige Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) nach Würzburg, um sich selbst ein Bild zu machen. Der Termin endete damit, dass Flüchtlinge das Auto der Ministerin blockierten, nachdem diese ein direktes Gespräch verweigert hatte.

Mit Erfolg rief der Bischof bereits im Jahr 2014, also ein Jahr vor den großen Flüchtlingsströmen, Gemeinden und Klöster in Unterfranken dazu auf, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Es könnte also ein Heimspiel für die Bundeskanzlerin werden, denn auch viele kirchliche Flüchtlingshelfer mögen Merkel, weniger dagegen die Politik der bayerischen Staatsregierung. Auch der Ort Würzburg ist für die Regierungschefin kein schlechter, denn hier regiert mit Christian Schuchardt ein Oberbürgermeister, der sich nicht nur immer wieder für gelingende Integration starkmacht, sondern auch Mitglied der CDU ist.

Merkel: "Kirchen als kritisches Korrektiv"

Der letzte hochkarätige katholische Termin Merkels in Bayern liegt dann auch schon fast acht Jahre zurück. Im Juli 2009, ebenfalls wenige Monate vor einer Bundestagswahl, sprach die Kanzlerin im Münchner Kardinal-Wendel-Haus über "Politisches Handeln aus christlicher Verantwortung". Damals ging es auch um das C im Namen.

Merkel betonte damals, die Parteien hätten zu akzeptieren, dass sich die Kirchen "als kritisches Korrektiv immer wieder einmischen". Im Publikum damals saß auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU).


Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) / © Maurizio Gambarini (dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) / © Maurizio Gambarini ( dpa )

Bischof Friedhelm Hofmann (dpa)
Bischof Friedhelm Hofmann / ( dpa )
Quelle:
KNA