NRW-Regierung negiert Gewalt gegen christliche Flüchtlinge

Keine Hinweise auf massenhafte Angriffe

Berichte über gehäufte Anfeindungen gegen christliche Asylbewerber in Flüchtlingsunterkünften hat die Landesregierung in NRW zurückgewiesen. Menschenrechtsorganisationen hatten nach eigenen Angaben zahlreiche Übergriffe dokumentiert.

Polizei vor einer Flüchtlingsunterkunft / © Uli Deck (dpa)
Polizei vor einer Flüchtlingsunterkunft / © Uli Deck ( dpa )

"Wir dulden in den Aufnahmeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen keine Gewalt, Verfolgung oder Unterdrückung", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Düsseldorf. Es gebe derzeit keine Hinweise über massenhafte Angriffe auf christliche Flüchtlinge. Die Polizei habe in der Vergangenheit landesweit nur zwei solcher Übergriffe registriert.

"Open Doors" nennt 231 Übergriffsfälle

Mehrere Menschenrechtsorganisationen hatten vergangene Woche von anhaltender Gewalt gegen Christen und Angehörige anderer religiöser Minderheiten in Flüchtlingsunterkünften berichtet. In einer eigenen Erhebung hatten sie 231 Fälle dokumentiert, die von Diskriminierung über Körperverletzung bis hin zu sexuellen Übergriffen und Todesdrohungen gingen. Nach Einschätzung von "Open Doors" ist dies nur "die Spitze des Eisbergs". Viele der attackierten Flüchtlinge hätten Angst, bei einer Strafanzeige noch mehr Schwierigkeiten zu bekommen. Jäger lehnte eine getrennte Unterbringung nach Religionen strikt ab.

Malteser-Hilfsdienst negiert religiöse Motive

Nachfragen bei christlichen Organisationen wie dem Malteser-Hilfsdienst hätten ergeben, dass es keine Anzeichen für religiös motivierte Auseinandersetzungen in den von ihnen betriebenen Flüchtlingsunterkünften gebe. Im Übrigen sei NRW "weltoffen und tolerant". Dazu gehöre auch das friedliche Miteinander zwischen Menschen verschiedenster Religionen und Kulturen. "Diese Weltbild vermitteln wir von der ersten Stunde an alle, die bei und mit uns leben möchten", sagte der Minister. Umso besser gelinge anschließend die Integration. Auch unterschiedliche Religionen müssten hier friedlich zusammen leben.

Bayern erwägt getrennte Unterbringung

Unterdessen verwies die CDU-Opposition in NRW darauf, dass in Bayern eine nach Religionen getrennte Unterbringung von Asylbewerbern erwogen werde, um vor allem die Sicherheit christlicher Flüchtlinge zu gewährleisten. Die nordrhein-westfälische Landesregierung müsse unbedingt Maßnahmen ergreifen und Konzepte erarbeiten, um in allen Flüchtlingsunterkünften religiöse Minderheiten zu schützen, verlangte der CDU-Innenexperte Gregor Golland. Die jetzige Situation sei nicht tolerabel. "Die Religionsfreiheit in unserem Land gilt für alle und muss von allen respektiert werden."


Quelle:
KNA