Mönche fordern mehr Schutz

Erneut Übergriff auf deutsches Kloster in Jerusalem

Die deutsche Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem ist erneut Ziel einer christenfeindlichen Attacke geworden. Unbekannte hätten in der Nacht in schwarzer Farbe Sprüche auf die Außenwand der Kirche sowie ein Hospiz gesprüht, teilte die Polizei mit.

Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg / © Debbie Hill (epd)
Dormitio-Abtei auf dem Jerusalemer Zionsberg / © Debbie Hill ( epd )

Tatverdächtig seien jüdische Extremisten, berichtete die Zeitung "Haaretz". Nach Angaben der Abtei schrieben sie unter anderem Parolen wie "Christen zur Hölle", "Tod den Christen" oder "Rache für die Israeliten". Auch die Umfassungsmauern eines benachbarten griechisch-orthodoxen und eines armenischen Friedhofs seien betroffen. Die Mönche forderten die israelischen Behörden zu mehr Schutz auf.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verurteilte die Schmierereien. Für solche Aktionen gebe es keinen Raum in Israel, erklärte er am Sonntag via Twitter. Sein Land gewähre Religionsfreiheit für Christen wie für alle Religionen, unterstrich Netanjahu und verwies darauf, Israel sei das einzige Land im Nahen Osten mit einer wachsenden christlichen Bevölkerung. Die Polizei arbeite an der Ergreifung der Täter.

Forderung nach Aufklärung

Auch der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, verurteilte die Tat. Drei Wochen nach einem Übergriff auf den Salesianerkonvent von Beit Dschamal sei ein weiterer "bedeutender Ort für interreligiösen Dialog zwischen Judentum und Christentum" angegriffen worden, erklärte das römisch-katholische Oberhaupt. Er hoffe, die Täter würden festgenommen, "bevor sie ihre Drohungen in die Tat umsetzen". Twal forderte, Extremismus zum Thema an Schulen zu machen. Wer zu Intoleranz gegen Christen aufwiegele, müsse verfolgt werden.

Das griechisch-orthodoxe Patriarchat beklagte ebenfalls den Vorfall. Es sei nicht das erste Mal, dass sein Priesterseminar auf dem Zionsberg ins Visier unbekannter Täter gerate. Man werde alle rechtlichen Möglichkeiten zum Schutz der Einrichtung prüfen, hieß es in einer Stellungnahme.

Gebete für Versöhnung

Die Mönche der Dormitio kritisierten, die Behörden hätten bereits nach Übergriffen im Sommer 2013 Überwachungskameras zugesagt, aber bis jetzt nicht an der jetzt betroffenen Gebäudeseite installiert. Die Polizei habe die aktuellen Parolen mit Farbe übermalt; dadurch habe sich der Sachschaden noch vergrößert. Viele der Schriftzüge seien weiterhin zu entziffern.

Den Samstagabend hindurch waren die Mönche nach eigenen Angaben von einer benachbarten jüdischen Religionsschule "mit lauter Musik und Sprechchören von jüdischen Rechtsradikalen" beschallt worden. Dies sei seit über drei Jahren fast jede Nacht von Samstag auf Sonntag der Fall. "Wir als Mönche der Dormitio werden nicht aufhören, für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu beten", erklärten die Ordensleute.

Die Dormitio-Abtei nahe der Jerusalemer Altstadt wurde wie andere christliche Stätten in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Vandalismus-Akten extremistischer Juden. Im Mai 2014 wurde in der Klosterkirche Feuer gelegt, kurz nachdem Papst Franziskus den benachbarten Abendmahlssaal besucht hatte. Vergangenen Juni verübten mutmaßlich Täter aus der israelischen Siedlerbewegung einen Brandanschlag auf das zur Abtei gehörende Kloster Tabgha am See Genezareth. Es entstand Schaden in Millionenhöhe, zwei Personen wurden leicht verletzt.


Quelle:
KNA , dpa