Trauer um Nelson Mandela

"Gigant für Gerechtigkeit"

Trauer um Nelson Mandela: Weltweit haben Staats- und Regierungschefs den am Donnerstagabend gestorbenen ehemaligen südafrikanischen Präsidenten gewürdigt. Auch der Papst und die deutschen Bischöfe kondolieren.

 (DR)

Papst Franziskus hat Nelson Mandela wegen seines Einsatzes für Versöhnung, Menschenrechte und Gewaltlosigkeit als Vorbild künftiger Generationen in Südafrika gewürdigt. In einem Beileidstelegramm an den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma äußerte er sich am Freitag tief betroffen vom Tod des 95-Jährigen. Er würdigte dessen „unerschütterliches Engagement bei der Förderung der Menschenwürde aller Bürger der Nation und beim Aufbau eines neuen Südafrika auf der Grundlage von Gewaltlosigkeit, Versöhnung und Wahrheit“.

Vor dem Hintergrund politischer Turbulenzen in Südafrika betonte Franziskus in seinem Telegramm, er bete dafür, dass Mandelas Vorbild die Südafrikaner dazu bewegen möge, „Gerechtigkeit und das Allgemeinwohl in den Vordergrund ihrer politischen Bestrebungen zu stellen“. Radio Vatikan würdigte den früheren südafrikanischen Präsidenten als „Symbol der Versöhnung im Land der Apartheid“. Zugleich erinnerte der päpstliche Sender an die beiden Begegnungen Mandelas mit Papst Johannes Paul II. 1995 in Südafrika und 1998 im Vatikan sowie Mandelas Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten für den 2005 verstorbenen Papst in Rom.

Mit Trauer hat auch die Deutsche Bischofskonferenz auf den Tod Mandelas reagiert. Der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, würdigte am Freitag in Bonn Mandelas lebenslangen Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. "Nelson Mandela zählt zweifelsohne zu den großen politischen Persönlichkeiten unserer Generation", erklärte Zollitsch. "Dass er sich nicht von Verbitterung, sondern von Hoffnung, nicht von Vergeltung, sondern von dem unbändigen Wunsch nach Versöhnung leiten ließ, machte Mandela schon zu Lebzeiten zu einer Symbolfigur des Friedens von weltweiter Strahlkraft." Der Erzbischof äußerte die Hoffnung, dass Mandela eine inspirierende Gestalt auch für zukünftige Generationen bleibe.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat Mandela als "Botschafter des Gewissens und der guten Hoffnung" gewürdigt. In einem Kondolenzbrief an die südafrikanische Botschaft in Berlin äußerte sich Schneider am Freitag betroffen über den Tod des Freiheitshelden und früheren Präsidenten. "Ich möchte der ganzen Nation Südafrikas und der Familie Nelson Mandelas unser tiefempfundenes Beileid bekunden", schrieb der Theologe.

Der Ratsvorsitzende erklärte, der Tod Mandelas sei ein schmerzlicher Verlust. Die Welt habe einen ihrer bemerkenswertesten Führer verloren. "Wir haben Nelson Mandela als eine Persönlichkeit mit tiefreichender spiritueller und kultureller Verwurzelung, die ihm Kraftquelle war in guten und bedrückenden Tagen, erfahren."

Schneider hob Mandelas "hervorragenden Dienst der Versöhnung" hervor, der sich auch in religiöser Toleranz ausgedrückt habe. "Möge der allmächtige Gott Nelson Mandela nach seinen letzten Schritten auf dem 'Weg zur Freiheit' empfangen und ihm ewigen Frieden schenken“, heißt es in dem Brief abschließend.

Den größten Sohn verloren

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma hatte die Todesnachricht am Freitagabend verkündet. Mandela sei um 20.50 Uhr Ortszeit im Kreise seiner Familie gestorben. Der 95-Jährige war Anfang September nach monatelangem Klinikaufenthalt wegen eines Lungenleidens in sein Haus in Johannesburg gebracht worden. "Unsere Nation hat ihren größten Sohn verloren", sagte Zuma. Sein unermüdlicher Kampf für Freiheit habe Mandela den Respekt der Welt eingebracht.

Der deutsche Bundespräsident Gauck schrieb an die Witwe: "Nelson Mandela hat - als Mensch wie auch als Politiker - in bewundernswerter Weise vorgelebt, wie Hass, Gewalt und Rassismus überwunden werden können." Er habe aber nicht nur gezeigt, dass man politische Freiheit
auf friedliche Weise erstreiten kann, sondern auch, dass man sie verantwortlich gestalten und bewahren muss: "Dies ist das Erbe Nelson Mandelas - und auch sein Auftrag an uns alle."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete Mandela als "wunderbaren Mann", der weise, warmherzig und humorvoll gewesen sei. Die Begegnung mit ihm sei eine der wertvollsten Erinnerungen ihres politischen Lebens, bekannte Merkel. Sein Leben zeige, was die Kraft einer Person für die Geschichte eines Landes bewirken könne. Seine langjährige Haft habe ihn nicht bitter gemacht, sondern nur entschlossener, das Unrecht der Apartheid zu überwinden. Sein Erbe sei auch eine Verpflichtung für künftiges politisches Handeln.

US-Präsident Obama sagte, Mandela habe Südafrika verändert - und "uns alle bewegt". Er sei ein Vorbild dafür geworden, nicht aus Hass, sondern aus Liebe zu handeln. Großbritanniens Premierminister David Cameron sagte: "Ein Licht hat die Welt verlassen." Mandela sei "ein Held unserer Zeit und aller Zeiten" gewesen.

Mandela-Film läuft an

Am Abend hatte in London die Europa-Premiere des Films "Mandela - Der lange Weg zur Freiheit" stattgefunden, der im Januar in die deutschen Kinos kommt und Mandelas Leben nachzeichnet. Im Kino waren auch Prinz William und seine Frau Kate sowie Mandelas Tochter Zindzi. Das Publikum wurde während der Premiere über den Tod Mandelas informiert. Viele verließen schweigend das Kino am Leicester Square. Prinz William sagte, Mandelas Tod sei eine "tragische und traurige Nachricht". Er sei durch den Film noch einmal daran erinnert worden, welch außergewöhnliche und inspirierende Persönlichkeit Mandela gewesen sei. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihm und seiner Familie."

Nelson Mandela galt als prominentester Kämpfer für die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen. 27 Jahre seines Lebens saß er wegen seines Einsatzes gegen die Apartheid in Südafrika im Gefängnis, bevor er 1990 entlassen wurde. Nach dem Ende der Rassentrennung wurde der Nationalheld 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten seines Landes gewählt. Das Amt hatte er bis 1999 inne.


Nelson Mandela (dpa)
Nelson Mandela / ( dpa )
Quelle:
epd , KNA