Münsters Bischof Felix Genn kritisiert gesellschaftlichen Umgang mit behindertem Leben

"Schadensfall? Da stimmt etwas nicht!"

Für Felix Genn sind der Umgang mit ungeborenem und behindertem Leben Gradmesser für eine funktionierende Gesellschaft. "Hier kann sich die Kirche einbringen", erklärt der Bischof von Münster im domradio.de-Interview.

 (DR)

domradio.de: Was ist Ihnen hier in Mannheim besonders wichtig?

Genn: Die Begegnung mit den Einzelnen.



domradio.de: Was ist Ihnen wichtig beim hier ausgerufenen Aufbruch?

Genn: Dass wir uns bekehren und aus dem Evangelium leben,  heißt für mich einen Aufbruch wagen. Wenn ich bedenke, dass die Emmaus-Jünger den Aufbruch gewagt haben, weil sie dem Auferstandenen begegnet sind, merkt man, wie fundamental dieses Wort ist. Und es nicht damit getan ist, dass wir in bestimmten Dingen an Stellschrauben drehen. Wir müssen uns von innen her darauf besinnen, in dieser Gesellschaft mit ihren vielen unterschiedlichen Meinungen und Ideologien wirklich Christ zu sein. Das bedeutet für mich Aufbruch wagen.



domradio.de: Wo muss sich Kirche in der Gesellschaft einbringen?

Genn: An unterschiedlichen Stellen: bei Fragen zum Anfang und zum Ende Lebens, und auch zum Umgang mit behindertem Leben. Solange ein behindertes Kind ein Schadensfall ist, stimmt in unserer Gesellschaft etwas nicht. Oder wie gehen wir mit Krieg und Frieden um? Wie konkret mit der Bewahrung der Schöpfung in unserem Alltag? Außerdem: Wie gehen wir damit um, dass Jugendliche ohne Arbeit aufwachsen und immer noch nicht alle einen Ausbildungsplatz finden?



domradio.de: Ein Symbol für den Aufbruch hier in Mannheim ist der Rucksack, der gepackt werden muss. Womit würden sie ihn füllen?

Genn: Mit der Bibel, das ist das wichtigste.



Das Gespräch führte in Mannheim domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen.