Erzbischof Zollitsch knüpft hohe Erwartungen an Katholikentag

Gastgeber und Macher

Nach dem Papstbesuch in Freiburg steht mit dem Mannheimer Katholikentag im Mai für Erzbischof Robert Zollitsch das nächste Großereignis an. Nicht nur als Bischof des gastgebenden Erzbistums Freiburg, sondern auch, weil das Treffen eine erste wichtige Zwischenetappe bei dem von ihm angestoßenen Dialogprozess zur Zukunft der katholischen Kirche werden soll.

 (DR)

"Ich hoffe, dass in Mannheim für Zehntausende Christen spürbar wird, welche große Hoffnung und Verheißung uns Gott geschenkt hat", fasst Zollitsch seine Erwartungen an den Katholikentag zusammen. Es gehe darum, die Frage nach Gott in der säkularen Gesellschaft neu wachzurufen und die von Papst Benedikt XVI. geforderte "Neuevangelisierung", also die Weitergabe des christlichen Glaubens, neu anzupacken.



Gleichzeitig setzt sich der Erzbischof dafür ein, dass der Katholikentag ein Ort der Debatte gesellschaftspolitsicher Fragen aus christlicher Sicht wird. Podiumsdiskussionen mit Wissenschaftlern, Politikern und Kirchenleute sollen Antworten auf drängende Fragen wie jene nach der Bewahrung der Schöpfung oder der wachsenden sozialen Ungleichheit in Deutschland geben. "Für mich zeichnet sich ab, dass wir die Grenzen, ja vielleicht sogar das Ende des Wachstums in den reichen Industriestaaten erreicht haben. Eben weil wir nicht auf Kosten unserer Nachkommen blindes Wachstum vorantreiben können. Diese Debatte wollen wir als Kirche anstoßen", so Zollitsch mit Blick auf das Mannheimer Christentreffen mit erwarteten 50.000 Teilnehmern.



Mit der Stadt am Rhein verbindet sich auch Zollitschs Biografie: Er bezeichnet Mannheim, wo er Primiz feierte und seine Eltern lebten, neben seinem Geburtsort Filipovo und der Heimat seiner Jugend Unterschütz als "meine dritte Heimatstadt".



Denn aus seinem Geburtsort Filipovo im heutigen Serbien musste Zollitsch mit der Familie 1944 gen Westen fliehen. Erste Anlaufstelle für die donauschwäbischen Flüchtlinge war dabei das nahe Tauberbischofsheim gelegene Dorf Unterschütz, bevor seine Familie in Mannheim heimisch wurde. Nach dem Abitur kam Zollitsch dann zum Theologiestudium nach Freiburg. Und wurde dort 1965 zum Priester geweiht.



Persönlicher Lebenstraum

Es folgen Kaplansjahre im Odenwald. Seit 1984 ist er als Domkapitular Mitglied im Leitungsteam der Diözese. Der nächste Karrieresprung folgt 2003, als Zollitsch, der 20 Jahre lang als Personalchef in Deutschlands zweitgrößtem Bistum arbeitet, überraschend zum Erzbischof gewählt wird. Schnell erarbeitet er sich einen guten Ruf als anpackender Organisator, der schon bald über die Bistumsgrenzen hinauswirkt: Zollitsch übernimmt den wichtigen Posten des kirchlichen Finanzchefs im Verband der Deutschen Diözesen (VDD) und wird von den deutschen Bischöfen 2008 zum Vorsitzenden ihrer Konferenz und damit zum wichtigsten Sprecher und Gesicht der katholischen Kirche gewählt.



Mit dem Papstbesuch im September erfüllte sich für Zollitsch ein persönlicher Lebenstraum. Der Erzbischof spricht von einem Jahrhundertereignis. Mit Mannheim verbindet er nun die Hoffnung, den von ihm in den vergangenen Monaten mit großer Energie und gegen manche Widerstände angestoßenen Dialogprozess um einen entscheidenden Schritt voranzubringen.