"Rote Funken" gegen Pferdeverbot im Rosenmontagszug

Streitthema Ross und Reiter

Pferde im Karnevalszug sind immer wieder Streitthema. In Köln haben Tierschützer für diese Session angekündigt, Pferde und Reiter sogar zu filmen, um die Strapazen aufzuzeigen. Für die "Roten Funken" ist das der falsche und ein "militanter" Weg.

Pferde im Rosenmontagszug / © MLIN (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Sie sind zwar kein Reiter-Korps, aber auch Sie als "Rote Funken" haben beim Rosenmontagszug Pferde dabei. Wie gehen Sie das an? Wie werden die Pferde vorbereitet? Was tun Sie?

Günter Ebert (Vorstand Kommunikation der "Rote Funken"): Unsere Reitergruppe ist unterjährig mit den Pferden unterwegs. Wir haben einige Reiter, die ihre eigenen Pferde mit in den Zug bringen. Andere werden von einem Reitstall organisiert. Fakt ist aber, dass die Reitergruppe sich monatlich mehrere Male trifft, das ganze Jahr über. Sie reiten dann sowohl durch städtische Gebiete, als auch durch landschaftliche Gebiete. Und: Wir haben natürlich alle Auflagen zu erfüllen, die seitens der Behörden und des Festkomitees an uns herangetragen werden. Das tun wir auch. Mehr kann man eigentlich nicht machen.

DOMRADIO.DE: Was sind das für Auflagen?

Ebert: Es gibt zum Beispiel eine Gelassenheitsprüfung. Da wird simuliert, wie die Geräuschverhältnisse am Rosenmontagszug sein könnten. Da kann es passieren, dass dann schon mal ein kleiner Spielmannszug neben den Pferden herläuft, da kommen Ballons auf die Tiere zu. Oder: Konfetti-Shooter machen Lärm. Solche Geräusche und Situationen werden etwa mit Metall-Folie und mit anderen Effekten nachgeahmt. Also all das, was beim Rosenmontagszug passieren kann, wird simuliert. Dann wird geschaut, wie gehen Reiter und Pferd mit der Situation um.

DOMRADIO.DE: Wenn etwas in den vergangenen Jahren passiert ist, waren das keine Unfälle, sondern das sind Ereignisse gewesen, die mit "Wahnsinnigen" zu tun gehabt haben. Wie ordnen Sie das ein?

Ebert: Das ist leider heutzutage so. Bei einer Million Zuschauern sind immer ein paar Menschen dabei, bei denen man sagen muss, dass sie nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Also: Wie kann ich mit einer Flitsche auf ein Pferd  schießen? Wohlwissend, dass das Fluchtpferd dann auch durchgeht und nicht nur Reiter oder Kutschenmitfahrer in Lebensgefahr bringt, sondern auch eventuell Hunderte Zuschauer. Da kann man manchmal nur den Kopf schütteln. Man kann es gar nicht einordnen. Es ist eine Katastrophe.

DOMRADIO.DE: Es gibt traditionelle Umzüge in Deutschland. Es gibt in Bayern etwa den Umzug zum Oktoberfest. Pferde machen das Bild eines Umzugs vielfach auch aus. Tierschützer sehen das freilich anders. Sollten denn Pferde bei solchen Umzügen überhaupt mitgehen?

Ebert: Grundsätzlich ja. Wir repräsentieren natürlich auch ein traditionelles Volksfest. Das Karnevals-Fest ist über Jahrhunderte gewachsen und muss natürlich auch mit der Zeit gehen. Aber wenn man jetzt mal nach München schaut zum Einzug der Wiesn-Wirte: Da sind Hunderte Kutschen mit weniger Wachpersonal unterwegs. Da ist bisher in den letzten Jahrzehnten nicht einmal etwas passiert. Insofern, wenn man jetzt die Pferde herausnimmt, tut man niemanden einen Gefallen. Es haben nur einige Militante - ich sage bewusst nicht militante Tierschützer -, sondern militante Deppen, ihr Ziel erreicht. Ich glaube, das wäre schade, wenn das so kommen würde.

DOMRADIO.DE: Aber Regeln zum Schutz der Pferde machen aber doch Sinn, dass man nicht zu dicke Leute auf kleine, zarte Pferde setzt und so weiter...

Ebert: Das macht auch Sinn. Aber wenn Sie eine Kutsche haben, die zwei Tonnen wiegt und haben da vier stramme Pferde vorgespannt, dann glaube ich nicht, dass das allzu belastend für diese Tiere ist. Man muss sich dann auch andere Pferdeeinsätze anschauen. Auch beim Fußball werden bei Risikospielen Reiterstaffeln der Polizei eingesetzt. Da sind die Einflüsse ja fast ähnlich. Da wird mit Feuerwerk geschossen, da kommen Horden von Menschen aus den Büschen und verprügeln sich. Da müsste man doch auch die Sinnhaftigkeit in Frage stellen. Das ist ein komplexes Thema, was sich nicht nur auf den Karneval bezieht. Und: Wir tun das, was wir tun müssen, und auch darüber hinaus, was uns möglich ist.

Das Interview führte Johannes Schröer.


Quelle:
DR