Von Berlinern und anderen karnevalistischen Gebäcken

Alles muss weg - vor Aschermittwoch

So unterschiedlich die Karnevalsbräuche in den verschiedenen deutschen Regionen auch sind - überall wird an den närrischen Tagen geschlemmt. Besonders häufig kommt dabei Schmalzgebäck auf den Tisch.

Autor/in:
Andreas Laska
Buntes Schmalzgebäck / © Sebi Berens (KNA)
Buntes Schmalzgebäck / © Sebi Berens ( KNA )

Sie heißen Berliner und Eierkrapfen, Muzemandeln, Nonnenfürzle oder Fasnetsküchle. Mal sind sie hohl, mal gefüllt, mal ist Alkohol im Spiel und mal nicht. Eines aber haben all diese Karnevalsgebäcke gemeinsam: Sie werden in heißem Fett gebacken.

Dass Schmalzgebäcke an den närrischen Tagen so beliebt sind, hat seine Wurzeln im katholischen Kirchenkalender. Weil ab Aschermittwoch kein Fleisch mehr auf den Tisch kommen durfte und die Kühlmöglichkeiten früher begrenzt waren, mussten die Leute ihre Vorräte bis spätestens Karnevalsdienstag verbrauchen. Neben Fleisch und Wurst war davon auch Schweineschmalz betroffen - bis Ostern wäre das Fett bestimmt ranzig geworden. Um möglichst viel Schmalz in möglichst kurzer Zeit zu verbrauchen, wurden die Leute erfinderisch und kreierten je nach Region die unterschiedlichsten Schmalzgebäcke.

Sehr beliebt: Der Berliner

Zum traditionellen Backtag entwickelte sich vielerorts der Donnerstag vor Aschermittwoch. Davon kündet der bis heute vor allem im Badischen gebräuchliche Name "schmutziger Donnerstag". "Schmotzig" nämlich bedeutet im alemannischen Dialekt fettig. Ähnlich verhält es sich mit regionalen Bezeichnungen wie "glombiger", "gumpiger" oder "feischter" Donnerstag. Auch diese Wörter verweisen auf das Fett, dass an diesem Tag allerorten in den Pfannen siedete.

Beliebtestes Karnevalsgebäck ist wohl der Berliner, in Bayern "Krapfen", in Berlin "Pfannkuchen", in Hessen "Kreppel", im Saarland "Faasekiechelcha" und im Aachener Raum "Puffel" genannt. Die verschiedenen Füllungen - von Konfitüre über Schokolade bis hin zum Eierlikör - sind dabei übrigens eine neuere Entwicklung. Ursprünglich bestand der Berliner nur aus in heißem Fett herausgebackenem Hefeteig.

Weitere Karnevalsgebäcke variieren von Region zu Region. Im Rheinland etwa sind die Muzemandeln (auch: Mutzemandeln) beliebt, kleine Mürbteiggebäcke in mandelähnlicher Form. Im Schwäbischen werden gern "Nonnenfürzle" gebacken, kleine Kugeln aus Brandteig. Ähnliche Gebäcke sind im Rheinischen - ganz züchtig - als Ballbäuschen bekannt. Kommen noch Rosinen hinzu, nennt man sie Eierkrapfen.

Fantasievolle Formen

Neben diesen meist runden Schmalzgebäcken haben sich in manchen Karnevalsgebieten auch fantasievollere Formen herausgebildet. In Luxemburg etwa kennt man die "Verwurelten", Mürbteiggebäcke die zu Knoten verformt werden. Ähnlich verzwirbelt präsentieren sich die traditionellen Berner Schlüferli. Auch Fastnachts- oder Faschingsbrezeln erfreuen sich in etlichen deutschen Regionen großer Beliebtheit.

Als weitere Gruppe seien noch die Gebäcke erwähnt, bei denen der Teig flach ausgerollt wird und dann in heißem Fett gebacken wird. Zu diesen besonders knusprigen Leckereien zählen etwa die Rheinischen Muzen (auch Mutzen), die vor allem im schwäbisch-alemannischen Raum beliebten "Scherben" sowie die mit Kirschwasser verfeinerten Schweizer Hasenöhrli.

Auch wenn heute niemand mehr die Schmalzvorräte vor Aschermittwoch verbrauchen muss - einen praktischen Nebeneffekt haben diese fettreichen Speisen nicht verloren: Sie bieten eine Grundlage, den erhöhten Genuss von Alkohol, der auch mit den närrischen Tagen verbunden ist, besser verträglich zu machen.


Quelle:
KNA