Bilanzinterview zur Domwallfahrt 2011

"Was haben wir für eine schöne Religion"

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist die sechste Domwallfahrt in Köln zu Ende gegangen. Rund 55.000 Menschen haben sich bei bestem Wetter in den Pilgerstrom eingereiht und bei den Gottesdiensten mitgefeiert. Im domradio.de-Interview ziehen die Organisatoren der Wallfahrt, Monsignore Robert Kleine und Nicola Löffler, eine durchweg positive Bilanz. Vor allem der Ehrenamtstag am Samstag sei "das Salz in der Suppe" gewesen.

Highlight der Domwallfahrt - der Ehrenamtstag / © Boecker
Highlight der Domwallfahrt - der Ehrenamtstag / © Boecker

domradio.de: "Ihr seid das Salz der Erde" war das Motto dieser 6. Domwallfahrt - wie "würzig" war sie denn, diese Wallfahrt?
Monsignore Kleine: Es war gut gewürzt. Es war eine gute Mischung und nichts Fades bei dieser Domwallfahrt, vor allem der Ehrenamtstag am Samstag war das Salz in der Suppe der diesjährigen Domwallfahrt. Wir haben die Ehrenamtler eingeladen zu feiern, natürlich den Gottesdienst im Dom und anschließend auf dem Roncalli-Platz. Wir hatten dort eine Bühne aufgebaut, ein Programm mit Entertainment, mit Chören, mit Musikgruppen, mit der Band "Basta" am Ende und zwischendurch immer wieder Interviews mit ehrenamtlich Engagierten und das den ganzen Nachmittag über bei bestem strahlenden Sommerwetter, wie übrigens bei der ganzen Domwallfahrt .

domradio.de:  Frau Löffler, der Ehrenamtstag war auch dazu gedacht, auf das Ehrenamt aufmerksam zu machen, es zu würdigen und mehr  Leute dazu zu motivieren. Ist das  aus Ihrer Sicht gelungen?
Nicola Löffler: Wir hatten einen vollen Dom, hinterher einen vollen Roncalli-Platz. Die Stimmung war bestens und ich glaube, das Dankeschön an die Ehrenamtlichen kam mit unserem Programm sehr gut an und wir haben sehr, sehr viel positive Resonanz am Ende des Tages erhalten.

domradio.de: Monsignore Kleine, haben Sie schon einen Überblick über die Zahlen der Wallfahrer in den vergangenen Tagen?
Monsignore Kleine: Wir stehen nicht mit dem Drücker neben dem Schrein, aber wir schätzen ungefähr, was die Gottesdienstbesucher betrifft und die Pilgerinnen und Pilger, die den Pilgerweg gehen, dass wir so auf ungefähr 55.000 Frauen, Männer, Kinder und Jugendliche kommen. Natürlich sind da auch Touristen bei, die nach Köln kommen und plötzlich von der Domwallfahrt erfahren und sich in den Pilgerstrom einreihen. Die Zahl ist etwas höher als im vergangenen Jahr. Sicherlich gab es auch viele, die bei dem schönen Wetter nach Köln gekommen sind und natürlich auch der Ehrenamtstag war noch einmal ein Highlight. Aber auch die Patendekanate sind mit sehr großer Beteiligung nach Köln gekommen. Alle Pontifikalämter an den Abenden waren sehr gut besucht und es war immer eine positive Stimmung, die sich anschließend auch in den Brauhäusern fortsetzte. Das war am Freitagabend so, wo einer sagte, das ist eine Wallfahrt! Was haben wir für eine schöne Religion! Wenn man so nach Hause fährt, dann ist das etwas, was motiviert und ich denke, dass das vor allem auch auf die Ehrenamtler zutrifft, dass sie jetzt wieder mit Begeisterung, mit Freude in ihrer wichtigen Aufgabe vor Ort weitermachen.

domradio.de: Sie sind also durchaus zufrieden. Domwallfahrt und Köln Marathon finden nicht einfach nur so parallel statt und treffen sich hier an der Domplatte, sondern Sie haben auch versucht, da Anknüpfungspunkte zu finden. Wie sehen sie aus?
Nicola Löffler: Die Kölner haben natürlich immer eine Affinität zu ihrem Dom, auch beim Köln Marathon. Es ist eine schöne alte Tradition, dass der Köln Marathon am Abend vorher mit einem Gottesdienst im Dom beginnt und diese Tradition wurde in diesem Jahr wieder aufgegriffen. So dass wir "Ihr seid das Salz der Erde", das Schwitzen der Marathonläufer, auch mitbegleiten konnten.

domradio.de: Eine Wallfahrt bleibt im Kern ein spirituelles Geschehen. Ist denn die Domwallfahrt vor diesem Hintergrund bei den Gläubigen angekommen und hat für eine Nachhaltigkeit im Alltag gesorgt?
Monsignore Kleine: Es ist schwierig, dass wissenschaftlich zu belegen, weil die Pilgerinnen und Pilger dann wieder nach Hause gehen. Aber was wir mitbekommen, die Eindrücke im Dom vor Ort sind so. Das erzählen auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die wir haben. Sie sagen, wenn die Gläubigen nach den Pontifikalämtern oder nach dem Pilgergang unter dem Schrein aus dem Dom herausgehen, dass sie bewegt sind, dass sie das Gespräch suchen, dass sie davon erzählen, welcher Eindruck das war. Selbst bei den abendlichen Gebeten, beim Evensong, wenn es schon ruhiger ist, wenn nicht Tausende oder Hunderte da sind, sondern vielleicht 50 oder 60 Menschen, da merkt man, der Dom ist eben ein Gotteshaus, ein Ort des Gebetes. Da werden alle mal ganz still, selbst die Touristen lassen sich gefangen nehmen von dieser Atmosphäre und spüren sicherlich, das ist ein besonderer Ort. Ein Ort auch der Gottesbegegnung.

domradio.de: Was wünschen Sie sich, was die Domwallfahrer mitnehmen für den Alltag?
Monsignore Kleine: Die Stärkung, dass sie nicht allein sind, dass wir gemeinsam unterwegs sind, das Christentum ist keine Religion der Einzelkämpfer, sondern ist Gemeinschaft und hier eine Stärkung zu erfahren, das ist wie ein kleines Auftanken, die Marathonläufer haben auch zwischendurch Orte, wo sie etwas Nahrung oder Wasser zu sich nehmen können und dann geht der Lauf weiter. Das ist in unserem Leben auch. Wir brauchen immer wieder mal Punkte, wo wir uns sammeln können und dann kann man wieder in den Alltag hinein gehen. Das wünsche ich, dass uns das gelungen ist, dass jetzt die, die nach Hause gehen, auch wenn es am Montag noch einen Feiertag gibt, dann gestärkt in den Alltag gehen.

Das Interview führte Ina Rottscheidt, domradio.de