Hauptausschuss des BDKJ am Wochenende in Bonn

"Junge Menschen wollen wahrgenommen werden"

Der BDKJ trifft sich am Freitag und Samstag in Bonn und spricht unter anderem über die Jugendsynode, die der Vatikan 2018 veranstalten wird. Der Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner im domradio.de-Interview über die Erwartungen der Jugendlichen.

BDKJ-Bundesvorstand / © Christian Schnaubelt (KNA)
BDKJ-Bundesvorstand / © Christian Schnaubelt ( KNA )

domradio.de: Sie bereiten die nächsten zwei Tage die BDKJ-Hauptversammlung vor - es wird auch ein Blick auf die Jugendsynode geworfen, die im kommenden Jahr stattfindet. Kann man bei der Wahl des Themas durch Papst Franziskus von einem Erfolg für die katholische Jugend sprechen?

Wolfgang Ehrenlechner (Bundesvorsitzender des BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend)): Wir haben durch unsere verbandliche Struktur einen guten Draht zu dem, was junge Menschen von der Kirche denken und erwarten. Das bietet eine gute Möglichkeit, sich gesamtkirchlich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen: Was bewegt junge Menschen, was beschäftigt sie? Wie schaffen wir es als Kirche, diese jungen Menschen anzusprechen? Als Jugendverbandsarbeit können wir unsere Erfahrungen einbringen und darauf Einfluss nehmen, dass die Jugend bei dieser Synode gehört wird - nämlich, indem junge Menschen als Beraterinnen und Berater vor Ort sind.

domradio.de: Was erwarten junge Menschen konkret von der katholischen Kirche?

Ehrenlechner: Junge Menschen erwarten, dass ihre Erwartungen und Bedürfnisse wahrgenommen und gehört werden. Sie erwarten, dass sie mit der unverhandelbaren katholischen Lehre nicht abserviert, sondern, dass sie mit ihren Forderungen ernst genommen werden, zum Beispiel, wenn es um das Zusammenleben innerhalb der Partnerschaften geht oder darum, wie die Kirche mit Homosexuellen umgeht. Das alles sind reizvolle Themen, die junge Menschen beschäftigen, die sich bisher in der Kirche nicht so wahrgenommen fühlen, wie sie es erwarten. Wir hoffen, dass wir dies mit der Jugendsynode ändern können.

domradio.de: Es ist daher wichtig, dass die jungen Menschen selbst zu Wort kommen. Wie kann das funktionieren? 

Ehrenlechner: Der Vatikan hat nach der letzten Bischofssynode zu Ehe und Familie gelernt, dass es wichtig ist, die Betroffenen auch direkt zu beteiligen und nicht nur über die Perspektive der Bischöfe in diese Synode hereinzuholen. Deshalb wird der Vatikan diesmal erstmalig eine Online-Umfrage starten. Diese soll im Mai starten, sodass junge Menschen direkt eine Rückmeldung an das Synodensekretariat geben können, was ihre Erwartungen sind. Dabei kann jeder mitmachen.

domradio.de: Welche Impulse erhoffen Sie sich von dieser Synode auch mit Blick auf die Jugendpastoral in Deutschland?

Ehrenlechner: Ich erhoffe mir in erster Linie eine breite Diskussion dazu. Das ist eine gute Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Zum einen, als Vertreter oder Vertreterin der Jugend, und als Jugendliche untereinander zu den Fragen, die die Kirche und die Jugend bewegen. Zum anderen, um mit den verantwortlichen Amtsträgern und unseren Bischöfen in der Kirche ins Gespräch darüber zu kommen, was junge Menschen bewegt und was in der Bischofssynode in Rom vertreten werden soll. 

domradio.de: In diesen zwei Tagen in Bonn wird es auch um die Aktion "Zukunftszeit - Gemeinsam für ein buntes Land" des Bundesverbandes gehen, die im Zeitraum von März bis September stattfinden soll. Was hat es damit genau auf sich - welche Forderungen gehen damit einher?

Ehrenlechner: In diesem Jahr stehen in Deutschland viele wichtige Wahlen an, zu Landtagen und im September zum Bundestag. Die katholischen Jugendverbände sehen die Gefahr, dass unser Land dabei weiter nach rechts rückt. Wir haben die Sorge, dass in unserer Gesellschaft die Ablehnung gegenüber Fremden und Unbekannten und die Religionsfeindlichkeit zunimmt. Wir wollen mit der Aktion ein Zeichen für eine vielfältige Gesellschaft setzen. Dazu haben wir uns überlegt, dass wir mit dem Start unserer Kampagne in einer Woche bis zur Bundestagswahl 35.000 gute Stunden und Taten sammeln wollen.

35.000 Stunden entsprechen vier Jahren. Das ist eine Legislaturperiode des Bundestags, damit wollen wir bereits in Vorleistung gehen, sodass diese vier Jahr für eine Gesellschaft, die zusammenhält und offen für Neues und Unbekanntes ist, gelingen. Auch Geflüchtete, die nach Deutschland kommen, sollen gut aufgenommen werden. Dazu wird es am nächsten Wochenende Auftakt-Aktionen in ganz Deutschland geben, auch im Erzbistum Köln. Der BDK-Landesverband NRW wird in Düsseldorf Postkarten mit Ostereifarben verteilen, damit sie sich "kein braunes Ei ins Nest legen". Das ist das Motto, das damit in die Gesellschaft getragen werden soll.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR