Landeskirche distanziert sich von antisemitischer Broschüre

"Ungeheuerlich"

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das Berliner Missionswerk haben sich von einer Broschüre der Kairos-Palästina-Bewegung distanziert. Darin hatten sich antijudaistische Tendenzen gefunden.

Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Kippot/Symbolbild Judentum / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )

Am Mittwoch erklärten sie auf Twitter ihr Bedauern darüber, dass eine "beschämende antijüdische Auslegung der Geschichte von den Weisen ebenso wie der ungeheuerliche Boykott-Aufruf" gegenüber Israel, den die Broschüre enthält, im Dezember auf der Homepage des Jerusalemvereins, der zum Berliner Missionswerk gehört, veröffentlicht wurde. Beides sei jedoch "unmittelbar nach Veröffentlichung" wieder gelöscht worden.

Antisemitismus als Gotteslästerung

Wörtlich heißt es in der Broschüre zum Fest der Heiligen Drei Könige: "Gott veranlasste drei nichtjüdische Weisen, einem Stern/Komet zu folgen, um Zeuge eines wundersamen Ereignisses zu werden, das den Lauf der Geschichte verändern würde. Während die alten Juden blind waren, die Zeichen des Himmels zu sehen und die Geburt ihres Königs zu erkennen, öffnete Gott den arabisch-nabatäischen Weisen die Augen."

Die EKBO und das Missionswerk betonten, sie "verurteilen jede Form von Antisemitismus und Antijudaismus aufs Schärfste. Antisemitismus ist Gotteslästerung".

Grünen-Politiker Beck: "Unverständlich bis erschütternd"

Der Publizist und frühere Grünen-Politiker Volker Beck hatte nach eigenen Angaben die EKBO an Heiligabend auf die Veröffentlichung aufmerksam gemacht. Am ersten Weihnachtstag erschien dazu von ihm auch ein Gastbeitrag in der Tageszeitung "Welt". Er bedauere, dass die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bislang zu dem Vorgang schweige. Das sei "unverständlich bis erschütternd", zumal der Jerusalemverein seit 1853 die Vertretung der deutsch-evangelischen Kirche im Heiligen Land sei, so Beck. "Für Antijudaismus darf es für die Kirche im demokratischen Staat keinen Platz mehr geben. Da darf auch nichts mehr unter den Tisch gekehrt werden."


Volker Beck / © Roland Weihrauch (dpa)
Volker Beck / © Roland Weihrauch ( dpa )
Quelle:
KNA