Das jüdische Lichterfest Chanukka in Corona-Zeiten

Hoffnung und Zuversicht mitten in der Pandemie

Auch wenn es anders wird, fällt das jüdische Lichterfest Chanukka natürlich nicht aus. Und auch in diesem Jahr soll wieder ein großer Leuchter vor dem Brandenburger Tor stehen. Ein gutes Zeichen, findet Josef Schuster.

Autor/in:
Leticia Witte
Archivbild: Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor / © Markus Nowak (KNA)
Archivbild: Chanukka-Leuchter am Brandenburger Tor / © Markus Nowak ( KNA )

Das jüdische Lichterfest Chanukka steht an - und genau wie Weihnachten unterliegen auch diese Feierlichkeiten aktuellen Corona-Beschränkungen. Da Chanukka am Donnerstagabend beginnt und bis zum 18. Dezember dauert, sind die Einschränkungen strikter als zum Jahresende, wenn die von Bund und Ländern angekündigten Lockerungen für Weihnachten, Silvester und Neujahr in Kraft treten sollen - wobei sich dafür bereits jetzt mancherorts Änderungen abzeichnen.

Schuster: "Schutz des Lebens ist für Juden das oberste Gebot"

Einen Tag, nachdem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sie verkündet hatte, schrieb der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, auf Twitter: "Größere Familienfeiern zu Chanukka wird es in diesem Jahr wegen Corona nicht geben." Diesen Verzicht leiste die jüdische Gemeinschaft: "Pikuach Nefesch - der Schutz des Lebens ist für Juden das oberste Gebot. Möge uns das Lichterfest gerade in diesem Jahr Trost und Zuversicht geben."

Bund und Länder hatten sich für die Zeit ab 1. Dezember auf strengere Kontaktbeschränkungen geeinigt: Private Zusammenkünfte müssen auf den eigenen sowie höchstens einen weiteren Haushalt und auf fünf Personen beschränkt werden, Kinder bis 14 Jahren sind ausgenommen. Vom 23. Dezember bis zum 1. Januar 2021 können nach damaligem Stand dann insgesamt zehn Menschen aus dem engeren Familien- und Freundeskreis zusammenkommen, Kinder unter 14 Jahren zählen nicht dazu.

So wie Schuster rief auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu Zuversicht und Zusammenhalt in diesem Dezember auf. In seinem in der "Bild am Sonntag" veröffentlichten Brief am ersten Adventssonntag erwähnte er auch explizit Juden und das Chanukka-Fest und appellierte an alle Menschen in Deutschland: "Bleiben wir beieinander und geben wir acht aufeinander: jetzt in den Zeiten von Corona und auch in der Zeit danach."

Chanukka in Zeiten der Pandemie

Chanukka ist ein fröhliches Fest, bei dem Familien und Freunde zusammenkommen, Kerzen nach und nach über einen Zeitraum von acht Tagen an einem Leuchter anzünden, beten, essen und feiern. Kinder erhalten Kreisel als Spielzeug.

Das Fest erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels im Jahr 164 vor Christus in Jerusalem, nachdem dieser von syrisch-hellenistischen Eroberern durch "Götzendienst" sowie griechische Götterstatuen und Symbole entweiht worden war. Es weist auf den Sieg des jüdischen Volkes über die griechischen Besatzer hin.

Trotz aller Einschränkungen und Sorgen wegen der Corona-Pandemie fällt Chanukka mit seiner positiven und Kraft schenkenden Botschaft zum Glück ebenso wenig aus wie Weihnachten - auch wenn die Treffen in diesem Jahr kleiner sind oder vielleicht sogar abgesagt werden müssen und die ein oder andere Zusammenkunft erneut digital abgehalten wird. Es wird anders werden: im privaten Kreis, in den Synagogen und auch an einer besonders prominenten Stelle in Berlin.

Zwar wird auch in Corona-Zeiten wieder ein ungefähr zehn Meter hoher achtarmiger Leuchter am Brandenburger Tor aufgestellt - er gilt als der größte Europas. Zum Entzünden des ersten Lichts werden am Donnerstag unter anderen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister erwartet. Publikum ist - anders als sonst - jedoch nicht zugelassen, wie das Jüdische Bildungszentrum Chabad Berlin angekündigt hat. Stattdessen soll die Zeremonie als Livestream auf Facebook übertragen werden.

Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor

Seit 2008 wird der Chanukka-Leuchter als Zeichen eines lebendigen Judentums in Deutschland vor dem Brandenburger Tor aufgestellt. Eingeweiht wird er dieses Mal vom Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Rabbiner Yehuda Teichtal, und dem Programmdirektor des Bildungszentrums, Rabbiner Shmuel Segal.

Die großen Chanukka-Leuchter auf öffentlichen Plätzen in deutschen Städten hätten in den vergangenen Jahren viele Menschen auf das Fest aufmerksam gemacht, sagt Schuster der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das trage zu einer Sensibilisierung der Gesellschaft für die unterschiedlichen Religionen und Kulturen bei. "Es ist schön, dass die Leuchter auch trotz der Corona-Pandemie aufgestellt werden können und weit sichtbar an Chanukka erinnern, ein Fest, das für Hoffnung und Zuversicht steht."

 

Josef Schuster / © Harald Oppitz (KNA)
Josef Schuster / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Speisen zu Chanukka / © Harald Oppitz (KNA)
Speisen zu Chanukka / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA