Zentralrat der Juden zu Antisemitismus

"AfD setzt auf Spaltung der Gesellschaft"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat vor zunehmender Respektlosigkeit im gesellschaftlichen Miteinander gewarnt und damit Bezug auf die Partei "Alternative für Deutschland" genommen.

Kundgebung gegen Antisemitismus / © Maja Hitij (dpa)
Kundgebung gegen Antisemitismus / © Maja Hitij ( dpa )

Mit dem Erfolg der AfD gewinne eine Partei an Zustimmung, "die auf Spaltung und Ausgrenzung setzt", sagte Schuster laut vorab verbreitetem Manuskript zur Eröffnung des jüdischen Gemeindetags am Donnerstag in Berlin. Gerade Juden müssten angesichts solcher Entwicklungen ihre Stimme erheben, betonte der Zentralratspräsident. "Denn wenn Stimmung gemacht wird gegen Muslime oder gegen sogenannte Eliten, dann sind früher oder später auch wir Juden gemeint."

Der Zentralrat der Juden habe sich in Deutschland schon immer auch für andere Minderheiten eingesetzt, sagte Schuster. "Auch deshalb kritisieren wir die AfD so scharf." Diese versuche, unter dem Deckmantel der Israel-Freundschaft auch in der jüdischen Gemeinde auf Stimmenfang zu gehen. "Davon dürfen wir uns nicht blenden lassen", unterstrich der Zentralratspräsident.

Anstieg rechtsextremistischer Gewalt

Dass "die Parolen der rechten Rattenfänger auf fruchtbaren Boden" fielen, zeige der Anstieg rechtsextremistischer Gewalt in Deutschland. Besorgt äußerte sich Schuster außerdem über die Zunahme von Antisemitismus in der Bundesrepublik. Erst jüngst habe eine Umfrage im Auftrag der sächsischen Landesregierung ergeben, dass jeder Fünfte der 18 bis 29-jährigen Sachsen der Aussage zustimmt, Juden hätten etwas Eigentümliches an sich. Insgesamt hätten in Deutschland rund 16 Millionen Menschen antisemitische Einstellungen, sagte Schuster.

Wie die gesellschaftlichen Kälte wachse auch der zeitliche Abstand zum Holocaust. Immer mehr Menschen betrachteten die Schoah als historisches Ereignis, ohne Empathie, bedauerte der Zentralratspräsident. Es werde immer schwerer, Gehör zu finden, auch weil immer weniger Zeitzeugen vom Geschehenen berichten könnten. "Die Schoah darf nicht genauso wegsortiert werden wie der Erste Weltkrieg", forderte er.

Jüdischer Gemeindetag

Der Gemeindetag dient vor allem dem intensiven Austausch der Gemeindemitglieder untereinander und soll den Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland stärken. Unter dem Motto "Ein Dach, eine Familie" kommen bis zum 11. Dezember in Berlin rund 1.000 Menschen jüdischen Glaubens zu Podiumsdiskussionen, Workshops und Lesungen zusammen. Zuletzt fand 2013 ein Gemeindetag statt.


Josef Schuster (Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland) (dpa)
Josef Schuster (Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland) / ( dpa )
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epd