Mehr christlich-jüdische Lehrinhalte für Nachwuchs-Theologen

Grundkompetenzen erlernen

Ausbau des interreligiösen Dialogs: Die evangelischen Kirchenbünde in Deutschland wollen sich dafür einsetzten, jüdische Traditionen und den christlich-jüdischen Dialog stärker im Lehrplan der theologischen Fakultäten zu verankern.

Der interreligiöse Dialog im Theologie-Studium soll gefördert werden. / © Jörn Neumann (epd)
Der interreligiöse Dialog im Theologie-Studium soll gefördert werden. / © Jörn Neumann ( epd )

Sie fordern, dass sich Theologinnen und Theologen in allen Phasen der Ausbildung verbindlicher und differenzierter als bisher mit der Geschichte und Gegenwart des Judentums auseinandersetzen, heißt es in einem am Freitag in Hannover veröffentlichten Thesenpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Union Evangelischer Kirchen (UEK) und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

Der Gemeinsame Ausschuss "Kirche und Judentum" von EKD, UEK und VELKD hatte evaluiert, wie der christlich-jüdische Dialog bislang in der Ausbildung berücksichtig wird. Dabei stellte der Ausschuss erheblichen Nachholbedarf fest. Einerseits werde behauptet, das Thema Judentum sei in der Mitte der Theologie angekommen, was entsprechende Pflichtveranstaltungen in den theologischen Studiengängen überflüssig mache. Andererseits sei es immer noch möglich, dass Studierende sich an keiner Stelle ihres Studiums eingehender mit Fragen des christlich-jüdischen Verhältnisses befassen müssen, heißt es weiter.

Theologie-Studenten sollen Grundkompetenzen erwerben

Der Ausschuss fordert, dass sich alle Theologie-Studenten und Nachwuchs-Pfarrer mit der christlich-jüdischen Geschichte befassen müssen und Grundkompetenzen in der Geschichte des Judentums, der jüdischen Theologie und im Umgang mit unterschiedlichen Formen von Judenfeindschaft erwerben müssen. Den Nachwuchs-Theologen müsse mehr als 70 Jahre nach der Schoah ein Bewusstsein für die christliche Schuldgeschichte vermittelt werden. Auch der Nahost-Konflikt müsse Teil des Lehrplans werden. Der öffentliche Diskurs sei oft ideologisch aufgeladen, die kirchlichen Debatten polarisiert, heißt es in dem Papier. Der Ausschuss empfiehlt eine verbindliche Teilnahme an einschlägigen Lehrveranstaltungen.

Auch im Vikariat müssten angehende Pfarrerinnen und Pfarrer sich mit jüdischen Traditionen beschäftigen und lernen, antijüdische Stereotype zu identifizieren und zu vermeiden.

Der Ausschuss schlägt außerdem mehr Lehraufträge für jüdische Dozentinnen und Dozenten sowie ein noch breiteres Angebot für Studienreisen und Auslandssemester in Israel vor. Es gehe dabei nicht um Vollständigkeit, sondern um "exemplarische Zugänge", die neugierig und sensibel machten.


Quelle:
epd