Bundesweite Gebetsaktion in Corona-Krise - Namhafte Unterstützer

Aktion will Zeichen setzen

​Unter dem Motto "Verbundenheit statt Isolation - Hoffnung statt Angst" werben Christen diverser Konfessionen für diesen Mittwoch dafür, in der Corona-Krise bundesweit Gott anzurufen. Titel der Gebetsaktion ist: "Deutschland betet gemeinsam".

Im Gebet vereint / © Rachata Sinthopachakul (shutterstock)
Im Gebet vereint / © Rachata Sinthopachakul ( shutterstock )

Verantwortlich für die Aktion ist das Augsburger Gebetshaus unter der Leitung des katholischen Theologen Johannes Hartl. Geplant ist demnach ein Gebet "für Kranke und Gesunde, für alle, die jetzt wichtige Dienste leisten". Weiter heißt es: "Unser Land braucht Gottes Hilfe, und wir wollen ein deutlich sichtbares Zeichen setzen." Alle Gläubigen seien eingeladen, von 17.00 bis 18.30 Uhr mitzubeten, verbinden könne man sich online.

Laut Gebetshaus geht die Aktion auf eine Anregung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) zurück. Dieser habe im März in der Talkshow "Anne Will" gesagt: "Wer gläubig ist, soll beten, dass es Deutschland nicht zu hart trifft." Söder habe nun auch die Schirmherrschaft für das Gebet übernommen.

Prominente Unterstützer

Daneben listet das Gebetshaus weitere rund 200 Unterstützer auf, darunter auch Prominente: etwa Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), Musiker Peter Maffay, Schauspieler Samuel Koch und Fußballtrainer Heiko Herrlich. Auch viele Religionsvertreter werden angeführt, aufseiten der Katholiken etwa die Bischöfe Michael Gerber (Fulda), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau) und ihr ernannter Augsburger Amtsbruder Bertram Meier. 

Bertram Meier sagte am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er freue sich über "diese 'Große Koalition' der Beter". Corona sei keine Strafe, sondern eine Einladung: "Wir dürfen diese uns geschenkte Zeit nützen, um Gewissenserforschung zu halten und aus der verbreiteten Abkehr von Gott eine Umkehr zu unserem Schöpfer und Erlöser zu machen." Auch wenn Corona "für uns wie eine giftige Schlange ist", dürften die Menschen vor der Macht des Virus nicht einknicken, das Gottvertrauen müsse stärker sein.

Judentums-Vertreter ziehen Unterstützung für Gebetsaktion zurück

Zwei jüdische Religionsvertreter haben sich unterdessen von der Aktion "Deutschland betet gemeinsam" distanziert. Der sächsische Landesrabbiner Zsolt Balla und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Halle an der Saale, Max Privorozki, ließen ihre Namen von der Unterstützerliste nehmen. Das bestätigte das verantwortliche Augsburger Gebetshaus der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Gründe für diese Bitte wurden uns nicht genannt. Wir bedauern dies sehr, die Gebetsaktion hat schließlich ein Signal gegen den Antisemitismus als wichtiges inhaltliches Anliegen." Balla wollte sich auf Anfrage nicht äußern, Privorozki war nicht erreichbar.

Kritik an dem Gebet formulierte derweil das Online-Magazin "Die Eule": Wenn Politiker und Gemeindeleiter "in schwarz-rot-goldener Ästhetik die ganze Nation zum Gebet aufrufen, wird man fragen müssen, wer eigentlich einlädt und welcher Ideologie sich das Ansinnen verdankt". Und weiter: "Warum soll mitten in der globalen Corona-Krise für ein einzelnes Land gebetet werden? Widerspricht dies nicht dem christlichen Denken, nach dem Gott der Schöpfer aller Menschen und der ganzen Welt ist? Feiert hier ein nationales Christentum im Schatten der Krise ein Comeback?" Zudem glichen Teile des Gebets einem Schuldbekenntnis, als sei Corona Folge von Sünde.

"Signal gegen Antisemitismus"

Der Gebetshaus-Leiter und katholische Theologe Johannes Hartl erwiderte bei Twitter, der Artikel "stellt Anliegen der Aktion und Vielfalt der Initiatoren und Unterstützer stark verzerrt dar. Wir weisen diese Darstellung als unzutreffend zurück."

Vom Gebetshaus hieß es darüber hinaus, der Termin in der Karwoche markiere den Beginn des jüdischen Pessachfestes. Das Gebet solle "auch ein deutliches Signal gegen Antisemitismus in unserem Land" sein.

Information: Webseite der Gebetsaktion: https://deutschlandbetetgemeinsam.de/


Quelle:
KNA
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