Zum 1.900. Todestag des heiligen Eustachius

Der Jägermeister

In Norddeutschland wird Hubertus von Lüttich als Patron der Jäger verehrt, in Bayern und Österreich der heilige Eustachius. Seine Legende: irgendwo zwischen dem biblischen Dulder Hiob und orientalischem Abenteuerroman.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Sankt Eustachius kniet vor einem Hirsch mit einem Kreuz im Geweih in einem Buntglasfenster / © P.Razzo (KNA)
Sankt Eustachius kniet vor einem Hirsch mit einem Kreuz im Geweih in einem Buntglasfenster / © P.Razzo ( KNA )

Was wäre der Katholizismus ohne seine Heiligenlegenden? Hier kommt - zur Jagdsaison - die des heiligen Eustachius, der am 20. September 118, vor 1.900 Jahren, mit seiner Familie das Martyrium erlitten haben soll. Er gehört zu den sogenannten 14 Nothelfern und wird unter anderem als Schutzpatron der Jäger verehrt. Die Geschichte des Eustachius trägt eindeutig Züge der alttestamentlichen Hiob-Erzählung, gemischt mit Anklängen an orientalische Abenteuerromane.

Christus erscheint und kündigt Prüfungen an

Mit heidnischen Namen Placidus, dient er zunächst als erfolgreicher Feldherr unter Kaiser Trajan. Bei der Jagd verfolgt Placidus einen prächtigen Hirsch, der, als er ihn schließlich stellt, ein leuchtendes Kreuz zwischen dem Geweih trägt und sich als Christus zu erkennen gibt. "Warum verfolgst du mich?", fragt er den Soldaten - wie einst den Paulus in Damaskus - und weist ihn an, sich und seine Familie vom Bischof von Rom taufen zu lassen. So geschieht es.

Nachdem er den christlichen Taufnamen Eustachius (latinisiert auch "Eustathius", der Standfeste) angenommen hat, erscheint ihm Christus ein zweites Mal und kündigt ihm und seiner Familie harte Prüfungen an, die sie alle für den Glauben zu bestehen hätten. Und wie dem braven Hiob im Alten Testament wird dem Eustachius nacheinander alles genommen; zunächst all sein Besitz durch Seuche, Diebstahl und Feuer.

Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen besteigt er ein Schiff nach Ägypten, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.

Dort angekommen, entführt der Kapitän seine Ehefrau Theopista - als vorgebliche Entlohnung für die Überfahrt. Bei der Überquerung eines Flusses holt schließlich erst ein Wolf den einen Sohn, dann ein Löwe den anderen. Eustachius, verzweifelt und hadernd, gelangt am Ende allein in ein kleines Dorf, das ihn aufnimmt und bald wegen seiner Treue, Hilfsbereitschaft und Genügsamkeit hoch schätzen lernt.

Familie findet wieder zusammen

15 Jahre vergehen. Kaiser Trajan ist in militärischen Schwierigkeiten. Daher lässt er im ganzen Reich seinen alten Feldherrn Placidus suchen. So aufgespürt, kehrt der nach Rom zurück und eilt bald von Sieg zu Sieg. Am Rande einer der Schlachten erzählen sich zwei junge Hauptmänner am Abend ihre Lebensgeschichten - und stellen verblüfft fest, dass sie die beiden von Raubtieren verschleppten Brüder sind. Die Szene beobachtet eine Dienstmagd: ihre Mutter, die nun ihre beiden Söhne in die Arme schließen kann.

Gänzlich wiedervereint wird die Familie, als Theopista zum Feldherrn geht, um ihn zu bitten, ihre Söhne fortan im Tross begleiten zu dürfen. Es ist - Eustachius! Gott hat Wort gehalten und sie ihre Prüfungen bestehen lassen. Doch nicht lange. Gott will für sie ewigen Ruhm - mehr als die Lorbeeren des Staates.

Bei seinem Triumphzug in Rom soll Placidus/Eustachius der Tradition gemäß den Göttern opfern. Als er sich weigert und als Christ outet, verurteilt ihn der wütende neue Kaiser Hadrian zum Tode. Die Löwen in der Arena freilich zerfleischen die Familie nicht, sondern verneigen sich vor ihr. Erst die öffentliche Verbrennung macht dem Leben der treuen Familie ein Ende. Ihre Leiber allerdings blieben unversehrt.

Patron der Jäger, Förster, Klempner, Tuchhändler und der Krämer

Der heilige Eustachius wird abgebildet in Soldatenkleidung, neben sich einen Hirsch mit Kruzifix auf der Stirn und eine Lanze in der Hand. Er ist Patron der Jäger, Förster und Klempner, der Tuchhändler und der Krämer. Angerufen wird er gegen Insektenplagen und bei traurigen Familienschicksalen. Stadtpatron ist Eustachius in Madrid und in Paris, wo auch die bekannteste Kirche mit seinem Patronat steht.

Die Pfarrkirche Saint-Eustache ist die bedeutendste Pariser Kirche des 16. Jahrhunderts und mit 100 Metern Länge die größte Renaissancekirche Frankreichs. Sie war die Kirche der Händler des benachbarten Marktes, der "Hallen" - auch "der Bauch von Paris" genannt. Saint-Eustache ist die religiöse Heimat vieler Pariser Katholiken. So fand hier die Erstkommunion des Sonnenkönigs Ludwig XIV. statt, ebenso die Taufe von Kardinal Richelieu und Madame de Pompadour.


Quelle:
KNA