Polnischer Bischof für Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria

Augen und Ohren nicht schließen

Der für Migranten zuständige Rat der polnischen katholischen Bischöfe hat sich für eine Aufnahme von Flüchtlingen von Lesbos in Polen ausgesprochen. Man könne es sich nicht erlauben, weiter passiv zu bleiben, so Weihbischof Zadarko.

Migranten nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria / © Petros Giannakouris (dpa)
Migranten nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria / © Petros Giannakouris ( dpa )

Die Idee eines "humanitären Korridors" nach dem Vorbild der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio sei die "bewährteste, legalste und sicherste Art der Rettung von Menschenleben, die bedroht sind", erklärte der Vorsitzende des Rates für Migration, Tourismus und Wallfahrten der Bischofskonferenz, Weihbischof Krzysztof Zadarko, am Donnerstagabend.

"Wir richten einen Appell an die Regierung, staatliche Dienste, Institutionen, Kommunen und Nichtregierungorganisationen, eine solidarische Antwort auf den Hilferuf der Menschsen zu ermöglichen, besonders von Waisen und Minderjährigen aus dem Lager Moria auf der Insel Lesbos, die auf dem Weg nach Europa ihre Eltern und Betreuer verloren haben", so der Bischof. Man dürfe die Augen und Ohren nicht schließen, wenn um Hilfe geschrien werde.

Geld für Flüchtlinge auf Lesbos sammeln

Zadarko betonte: "Der humanitären Hilfe am Ort der Tragödie von Krieg und Vertreibung muss am Ende eine offene Haltung der Aufnahme von Flüchtlingen hinzugefügt werden, die um Rettung betteln." Bislang sei noch nicht so gehandelt worden, wie es eines Menschen und Christen würdig sei.

Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria könne man es sich nicht erlauben, weiter passiv zu bleiben. Zadarko bat die Pfarrer in Polen im Einvernehmen mit dem Präsidium der Bischofskonferenz, am letzten Sonntag im September vor den Kirchen nach jeder Messe Geld für die vom Brand betroffenen Flüchtlinge auf Lesbos sammeln zu lassen. An dem Sonntag begeht die katholische Kirche den "Welttag des Migranten und des Flüchtlings".

Regierung lehnt Aufnahme der Flüchtlinge ab

Die Bischofskonferenz hatte sich bereits 2015 für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien ausgesprochen. Sie wurden von mehreren Pfarreien betreut. Die seit November 2015 amtierende nationalkonservative Regierung in Warschau verhinderte aber, dass weitere Opfer des Syrien-Krieges nach Polen kamen.

Der Chef der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), Jaroslaw Kaczynski, machte massiv Stimmung gegen Flüchtlinge. Sie brächten Krankheiten und Terrorismus ins Land. Auch jetzt lehnt die Regierung eine Aufnahme von Flüchtlingen ab.


Quelle:
KNA