Theologe Heil erwartet "Transformation" der Gesellschaft

Umgestaltung zum Gemeinwohl?

Das finanzielle Ordnungssystem wird durch die Corona-Pandemie infrage gestellt. Besonders zeige sich die Schwäche des Egoismus. Der Theologe Hanno Heil fordert ein Umdenken und eine Ökonomie, die sich am Gemeinwohl orientiert.

Umgestaltung zum Gemeinwohl? / © Harald Oppitz (KNA)
Umgestaltung zum Gemeinwohl? / © Harald Oppitz ( KNA )

Der katholische Theologe Hanno Heil rechnet als Konsequenz aus der Corona-Krise mit einer tiefgreifenden "Transformation" der Gesellschaft.

Nötig sei eine grundlegende Umgestaltung hin zu einer am Gemeinwohl orientierten Wirtschaftsordnung, sagte er in einem Impuls laut einer Mitteilung der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV). Die Schwächen eines "auf Egoismus und Konkurrenz basierenden kapitalistischen Wirtschaftsmodells" würden immer deutlicher.

Orientierung an Werten

"In den kommenden Monaten und Jahren wird unsere Gesellschaft eine lange nicht mehr gekannte Phase der Umgestaltung durchmachen", prognostizierte Heil. Diese "Transformation" müsse sich an den Werten des Gemeinwohls, an Menschenwürde, Nachhaltigkeit, Transparenz und Mitbestimmung, Solidarität und Gerechtigkeit orientieren.

Es gelte, diese Umgestaltung zu initiieren, "bevor wir in eine weitere, vielleicht noch größere Krise geraten", so der Wissenschaftler. Als Beispiele nannte er den Klimawandel, soziale Verwerfungen infolge von Ungleichverteilung von Wohlstand oder die Vermüllung der Meere.

Fairplay wertvoller als Egoismus

Mit Blick auf die Corona-Pandemie sagte Heil: "Wir lernen angesichts einer großen Herausforderung, welche die gesamte Menschheit gleichermaßen betrifft, erneut, worauf es ankommt, wenn es ums Ganze geht." Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigten, "dass für den Gesamterfolg eines Systems Solidarität und Fairplay wertvoller seien als Egoismus und Konkurrenz". Wertgebundene, von starken gegenseitigen Beziehungen getragene Kollektive, hätten höhere Chancen zu überleben.

Gemeinwohl-Ökonomie

Heil warb für das gesellschaftliche Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ). Dabei rückten Mensch und Umwelt wieder in den Mittelpunkt des ökonomischen Handelns. "Wirtschaftlicher Erfolg soll sich nicht rein monetär an Finanzbilanzen und dem Bruttoinlandsprodukt messen.

Stattdessen sollen Werte, die das Gemeinwohl fördern, in einer sogenannten Gemeinwohl-Bilanz erfasst werden." Im Gegensatz dazu stehe das neoliberale Gesellschaftsmodell, das Erfolg vor allem an monetärem Zugewinn bewerte. Heil ist Lehrbeauftragter für Pastoraltheologie und Diakonische Theologie an der PTHV.


Quelle:
KNA