Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki kostet seine erste Ernte

Der Honig des Kardinals

Wegen der Stadtlage hat er einen besonderen Geschmack - der Honig aus dem Garten des Kölner Kardinals. Warum das so ist, erklärt Imker Frank Methien bei der ersten Ernte.

Autor/in:
Andreas Otto
Die Bienen im Garten des Priesterseminars haben viel Honig produziert.  / © Sebastian Witte (DR)
Die Bienen im Garten des Priesterseminars haben viel Honig produziert. / © Sebastian Witte ( DR )

Das schwüle Wetter macht auch die Bienen verrückt. "Übellaunig" - so nennt Hobby- und Nebenerwerbsimker Frank Methien das Verhalten der fleißigen Insekten, die nervös um die drei Bienenstöcke im Garten des Kölner Erzbischofs herumtanzen. Im vorigen Jahr hat Kardinal Rainer Maria Woelki sie von Mitarbeitern aus der Bistumsverwaltung geschenkt bekommen - und nun ist am Mittwoch die erste Honigernte angesagt.

Furchtlosigkeit vom Großvater

Methien kümmert sich um mehrere Bienenvölker auf Kölner Stadtgebiet - darunter auch die des Erzbischofs. Im Hauptberuf ist er Feuerwehrmann - und auch als Imker auf Um- und Vorsicht bedacht. Er setzt sich jedenfalls die Schutzhaube auf, als er eine Honigwabe aus einem der Bienenstöcke zieht und dem Erzbischof für eine Kostprobe hinhält. Der Geistliche ist ganz unerschrocken und verzichtet auf jegliche Präventionsmaßnahme. Mutig sticht er mit seinem Finger durch die dünne Wachsschicht, um sodann genüsslich ein wenig vom goldenen Saft zu schlecken.

Die Furchtlosigkeit mag der Kardinal von seinem Großvater geerbt haben, der selbst Imker war. "Einmal hat er die Königin in der Hand gehalten, und das ganze Bienenvolk hing an seinem Arm", so Woelki. "Das hat mich als Kind sehr beeindruckt." Der Erzbischof ist von der Qualität seines Honigs überzeugt. "Lecker", so sein erster Kommentar. "Ich würde ihn sofort so aufs Brot schmieren können."

140 Kilo Honig von 90.000 Bienen

Gab es 2015 noch nichts zu ernten, ist Imker Methien für diese Saison optimistisch. "Es ist ein sehr gutes Jahr." Gut 140 Kilo könnten die inzwischen rund 90.000 Bienen zusammenbringen. In einer Küche des angrenzenden Priesterseminars nimmt Methien die ersten reifen Bienenwaben mit, um sie dort zu schleudern und den ersten Saft zu gewinnen. Für den Experten führt gerade die Stadtlage zu einer besonderen Geschmacksqualität des Honigs, da sich die Bienen an vielen unterschiedlichen Bäumen wie Kastanien, Akazien oder Robinien bedienen könnten. Auf dem Land dagegen blieben ihnen oft nur Monokulturen wie endlose Rapsfelder zur Auswahl.

Die Ernte muss sich der Kardinal - so sieht es die Vereinbarung vor - mit dem Imker teilen. Methien bringt seine Hälfte in eine Imkerei ein, die er mit anderen Bienenbegeisterten führt. Der Erzbischof will seinen Obolus Gästen zum Geschenk machen, vielleicht einen Teil versteigern lassen - und eine Kostprobe beim nächsten Besuch Papst Franziskus mitbringen. Das Kirchenoberhaupt, dem ja die Umwelt sehr am Herzen liegt, dürfte sich freuen.

Artenvielfalt unterstützen

Denn die Idee mit den Bienen im erzbischöflichen Garten kam nämlich von "moveo". Die Nachhaltigkeitsinitiative im Erzbistum Köln setzt sich unter anderem für die Artenvielfalt ein. Das Anliegen teilt auch Woelki, der beim Erntetermin dazu aufruft, die Schöpfung wieder verstärkt in den Blick zu nehmen. An den derzeitigen Wetterkapriolen mit ihren heftigen Gewittern sei doch zu spüren, "dass tatsächlich was mit unserer Umwelt nicht stimmt". Trotz erster Ernte - die Honigproduktion ist noch nicht beendet.

"Jetzt steht die Linde ins Haus", beschreibt Methien die anstehende Arbeit der drei Kardinals-Völker. Die gehören übrigens zur Rasse der Buckfastbienen. Ausgehend vom Benediktinermönch Bruder Adam im englischen Kloster Buckfast werden sie seit 100 Jahren gezüchtet. Klosterhonig soll das Kölner Naturprodukt aber nicht heißen, wie Woelki im - erzbischöflichen - Garten betont. Ein griffiger Markenname - der wird noch gesucht.


Quelle:
KNA