Eine Hebamme berichtet über Geburten im Ausnahmezustand

Arbeiten im Isolationskreißsaal

Der Krankenhausalltag sieht durch die Pandemie und die Hygieneregeln vollkommen anders aus als normalerweise. Das hat auch Folgen für Geburten und die Arbeit der Hebammen. Franziska Schuba ist eine von ihnen und berichtet.

Hebamme hält ein Baby auf dem Arm / © Air Images (shutterstock)
Hebamme hält ein Baby auf dem Arm / © Air Images ( shutterstock )

HIMMELKLAR: Wie sieht Ihre normale Arbeit aus in diesen Zeiten?

Franziska Schuba (Hebamme am Evangelischen Krankenhaus in Oberhausen): Es ist tatsächlich so, dass wir natürlich Frauen rund um die Geburt begleiten dürfen. Es ist aber auch so, dass es teilweise Erkrankungen in der Schwangerschaft gibt oder Risikoschwangerschaften, die einer anderen Betreuung bedürfen, sodass die Frauen bei uns stationär überwacht werden und von uns Hebammen und den Gynäkologen betreut werden. Damit soll ein guter Verlauf der Schwangerschaft garantiert werden.

HIMMELKLAR: Wie hat sich das jetzt seit dem Ausbruch der Pandemie verändert?

Schuba: Die Arbeit an sich ist erstmal die gleiche geblieben. Tatsächlich ist es so, dass auch bei uns eine Maskenpflicht herrscht, um einfach ein Infektionsrisiko einzudämmen. Es gibt natürlich Hygienemaßnahmen. Ansonsten versuchen wir, weiter ganz normal für die Frauen da zu sein.

HIMMELKLAR: Eine Geburt mit Sicherheitsabstand ist eigentlich nicht möglich, oder?

Schuba: Nein, natürlich nicht. Wir sind angehalten, den Frauen nicht zu nahe zu kommen, aber letztendlich ist unsere Anwesenheit bei der Geburt erforderlich. Wir arbeiten mit den Frauen zusammen und da muss man gucken, dass man professionell diesen Sicherheitsabstand einhält, aber auch die Frauen trotzdem gut betreut.

HIMMELKLAR: Gehören Schwangere denn zu den Risikogruppen?

Schuba: Es ist tatsächlich so, dass Schwangere erstmal keine spezielle Risikogruppe darstellen, sondern es wird davon ausgegangen, dass bei gesunden Frauen ohne Vorerkrankungen selbst im Falle einer Infektion ein milder Verlauf zu erwarten ist. Also da wird tatsächlich von einem geringen Risiko ausgegangen. 

Dazu muss man natürlich sagen, dass Covid 19 bisher nicht so viel erforscht ist. Wir haben einfach nicht so viele Zahlen rund um Schwangerschaft und auch nicht was die Neugeborenen betrifft, um da wirklich mit allergrößter Sicherheit sagen zu können, dass es kein Risiko gibt. 

HIMMELKLAR: Gibt es Regeln für Corona-Fälle?

Schuba: Die Frauen müssen zunächst alleine in den Kreissaal kommen und wir fragen vor der Tür die klassischen Covid 19-Symptome ab. Sollte die Frau mehr als zwei Symptome haben oder sollte sie in den letzten zwei Wochen Kontakt zu einer infizierten Person gehabt haben, dann kommt sie erst einmal in einen gesonderten Raum. Wir haben einen sogenannten Isolationskreissaal eingerichtet, in dem die Schwangere dann von einer Kollegin fest betreut wird.

HIMMELKLAR: Das klingt aber jetzt auch nicht nach der schönsten Geburtsatmosphäre, oder?

Schuba: Klar, das ist natürlich erstmal ein komisches Gefühl. Aber letztendlich ist das einfach ein eingerichteter Raum, wo alle Materialien bereitstehen wie sonst in einem Kreissaal auch. Es wird nur darauf geachtet, dass da nicht fünf Mitarbeiter reingehen, sondern nur eine Hebamme fest für die Betreuung zuständig ist, um Kontakte zu vermeiden. Die Schwangere, die womöglich infiziert ist, hat dann auch nicht so viel Kontakt zu anderen Frauen.

HIMMELKLAR: Das heißt dann aber, dass der Vater auch nicht mit reinkann oder geht das, weil das ja ein Haushalt ist?

Schuba: Das geht schon. Zur Geburt selber rufen wir die Väter dazu.

HIMMELKLAR: Wie läuft denn die Vor- und Nachsorge?

Schuba: Das verändert sich gerade. Die Kreissaalführung, ein Abend um unsere Räumlichkeiten kennenzulernen, ist abgesagt. Das wird jetzt über Videochat gemacht. Eine Hebamme und ein Arzt stehen per Videochat für Fragen zur Verfügung und es wird mit einer Präsentation durch unsere Räumlichkeiten geführt.

Die Hebammensprechstunde, die wir auch anbieten, um den Frauen eine Möglichkeit zu geben rund um die Geburt Fragen zu stellen, ihre Wünsche und Sorgen zur Geburt zu besprechen, die findet seit kurzem wieder statt, allerdings auch unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen.

HIMMELKLAR: Wenn Du Dich in Deinem Alltag als Hebamme umschaust, was bringt Dir Hoffnung?

Schuba: Ich habe die Hoffnung, dass die Solidarität, die wir im Moment erleben, auch nach dieser Pandemie bestehen bleibt. Nicht nur bezogen aufs Krankenhaus, sondern auch in der Nachbarschaft, wo viele jüngere Menschen Senioren Hilfe anbieten. Für viele Einrichtungen, die gerade von der Pandemie betroffen sind, werden Spenden gesammelt. Wenn uns diese Solidarität erhalten bliebe, das fände ich schön.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch. 

Das Interview ist Teil des Podcasts Himmelklar – ein überdiözesanes Podcast-Projekt koordiniert von der MD GmbH in Zusammenarbeit mit katholisch.de und DOMRADIO.DE. Unterstützt vom Katholischen Medienhaus in Bonn und der APG mbH. Moderiert von Renardo Schlegelmilch.


Hebamme Franziska Schuba aus dem Evangelischen Krankenhaus Oberhausen / © Matthias Duschner (response)
Hebamme Franziska Schuba aus dem Evangelischen Krankenhaus Oberhausen / © Matthias Duschner ( response )

Podcast: Himmelklar - Fürchtet Euch nicht (MDG)
Podcast: Himmelklar - Fürchtet Euch nicht / ( MDG )