Benediktiner in Münsterschwarzach weisen Behörden-Kritik zurück

Nichts falsch gemacht

Zwischen der Benediktinerabtei Münsterschwarzach und dem Landratsamt Kitzingen gibt es weiter Differenzen um angemessene Corona-Maßnahmen. Am Karsamstag war ein erster Bruder positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Autor/in:
Christian Wölfel
Abtei Münsterschwarzach / © Milan1983 (shutterstock)

Am Montag wies der Arzt des Klosters, Bruder Ansgar Stüfe, in einer Stellungnahme den Vorwurf der Behörde zurück, bei einem Corona-Fall in der Mönchsgemeinschaft gegen Meldeauflagen verstoßen zu haben.

"Ich sehe nicht, dass wir irgendetwas versäumt haben." Nach einem ersten Fall an Karsamstag (3. April) sei ein weiterer positiv getesteter Mitbruder sofort isoliert worden.

Das Landratsamt Kitzingen hatte nach einer kritischen Stellungnahme Stüfes zur Zusammenarbeit am Wochenende erklärt, das Kloster habe durch eine um zwei Tage verzögerte Meldung der zweiten Infektion nicht nur gegen Vorschriften verstoßen, sondern auch einen Zeitvorteil vergeben.

Vorgehensweise unkar

Man habe dem Gesundheitsamt mitgeteilt, dass der Bestätigungstest wegen anderer Krankheiten des Betroffenen erst nach Ostern möglich sei, so der Arzt des Klosters. "Dennoch haben wir am Ostermontag bereits die Kontaktpersonen gemeldet." Die Zusammenarbeit mit der Behörde sei "sehr gut" gewesen.

"Es war aber eben keine Möglichkeit und Erfahrung vorhanden, wie in einem Fall vorzugehen ist, wenn eine Lebensgemeinschaft von Corona betroffen ist. Diese Vorgehensweise mussten wir selber entwickeln." Das sei weniger als Vorwurf, sondern als Tatsache zu verstehen.

Dabei bezog er sich auf tägliche Schnelltests der gesamten Gemeinschaft. So seien vier weitere Infizierte entdeckt worden, davon zwei ohne Symptome. Die Mönche hatten sich bereits nach den ersten beiden Fällen in Selbstisolation begeben. Die vom Gesundheitsamt direkt nach den ersten positiven Fällen angebotenen PCR-Reihentests habe er nicht als zielführend erachtet, da später noch Erkrankungen auftreten könnten, so Stüfe.

"Daher haben wir regelmäßige Schnelltests durchgeführt und am Ende die Reihenuntersuchung. So konnte sichergestellt werden, dass niemand mehr erkrankt war."

Streithema Impfen

Ein Streitpunkt zwischen dem Kloster und Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) bleibt das Thema Impfen. Im Februar habe über eine Woche lang eine feste Zusage für den ganzen Konvent vorgelegen, in dem auch viele alte Mönche leben. Sie sei kurzfristig aufgehoben worden, so der Arzt. "Wir haben uns dem gefügt. Als aber die nächste Altersgruppe geimpft werden sollte, kam von der Landrätin die endgültige Ablehnung. Das war zwei Monate später."

Zwischendurch sei die Gemeinschaft vom Impfzentrum in der Hoffnung gehalten worden, dass das mobile Impfteam jederzeit nach Münsterschwarzach kommen würde. "Da eben auch andere Klöster bereits komplett geimpft wurden, fragen wir uns, warum es uns verweigert wird." Das Landratsamt hatte am Wochenende erklärt, eine komplette Impfung des Klosters sei aufgrund der Knappheit des Impfstoffs im Februar nicht möglich gewesen. Allerdings seien ab 4. März 41 Personen der höchsten Priorität in der Abtei zweifach geimpft gewesen.

Abtei ein "potentieller Hotspot"

Eine Einstufung als Gemeinschaftseinrichtung sei nach Prüfung "durch die zuständige Staatsjuristin" und Abstimmung mit der Regierung von Unterfranken nicht möglich gewesen. Gesetzlich seien damit Einrichtungen mit prekären Lebensverhältnissen gemeint, etwa Obdachlosenunterkünfte. Die Behörde habe "keinerlei Spielraum" bei Auslegung dieser Vorschrift gehabt.

Stüfe hatte am Samstag erklärt, dass die Abtei mit ihrem Gymnasium (700 Schüler) und 320 weltlichen Angestellten "ein potenzieller Hotspot" sei. "Es dürfte nicht viele andere Zentren im Landkreis geben, in denen eine Lebensgemeinschaft so viele Menschen mit Corona anstecken könnte wie bei uns." Diese besondere Gefährdungslage sei behördlicherseits ignoriert worden.


Quelle:
KNA
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