Behörde weist Kritik aus Kloster nach Corona-Ausbruch zurück

"Sehr verwundert"

Nach einem Corona-Ausbruch in der Benediktinerabtei Münsterschwarzach hat der Kloster-Arzt scharfe Kritik an den Behörden formuliert. Das zuständige Landratsamt wies den Vorwurf, die Empfehlungen seien völlig unzureichend, nun zurück.

Die Abtei Münsterschwarzach in Schwarzach am Main  / © Nicolas Armer (dpa)
Die Abtei Münsterschwarzach in Schwarzach am Main / © Nicolas Armer ( dpa )

Die Mönchsgemeinschaft sei auf sich alleine gestellt gewesen, heißt es in einem am Samstag auf der Internetseite des Klosters veröffentlichten Text von Konvent-Arzt Bruder Ansgar Stüfe. "Alle Empfehlungen, die es offiziell dazu gibt, sind völlig unzureichend." Das zuständige Landratsamt Kitzingen wies die Vorwürfe zurück.

Landratsamt: Sehr verwundert" über Kritik

Landrätin Tamara Bischof (Freie Wähler) erklärte, das Gesundheitsamt habe nicht nur rechtlich korrekt gehandelt, sondern das Kloster bestmöglich unterstützt. Die Verantwortlichen seien mehrmals täglich "im regen Austausch" mit dem Kloster-Arzt gestanden, dieser habe dabei keine Kritik geäußert. Deshalb sei man "sehr verwundert" über die Veröffentlichung.

In Münsterschwarzach waren am Karsamstag (3. April) zwei Corona-Fälle durch Schnelltests festgestellt worden, die Mönche begaben sich in Selbstisolation. Durch tägliche Reihenschnelltests wurden nach Klosterangaben in der ersten Folgewoche vier weitere Infizierte entdeckt, davon zwei ohne Symptome. Mit dieser "selbst entwickelten Methodik", die allen Gemeinschaftsunterkünften nur empfohlen werden könne, habe der Ausbruch begrenzt werden können, so Stüfe in seinem Bericht.

Hat das Kloster gegen Vorschriften verstoßen?

Seinen Vorwurf, das Gesundheitsamt habe erst spät PCR-Reihentests angeboten, bezeichnete das Landratsamt als falsch. Vielmehr habe der Klosterarzt einen am vierten Tag angebotenen Reihentest selbst abgelehnt. Außerdem habe das Kloster durch eine um zwei Tage verzögerte Meldung der zweiten Infektion nicht nur gegen Vorschriften verstoßen, sondern auch einen Zeitvorteil vergeben. Inzwischen sind bei einem zweiten PCR-Reihentest am vergangenen Freitag keine weiteren Infektionen festgestellt worden.

Detailliert setzte sich das Landratsamt mit einem weiteren Vorwurf Stüfes auseinander. Der Klosterarzt hatte moniert, dass seine Gemeinschaft, in der auch viele alte Mönche leben, nicht als Gemeinschaftsunterkunft behandelt und frühzeitig durchgeimpft worden sei wie es bei Klöstern in anderen bayerischen Landkreisen geschehen sei. Vonseiten der Behörden hieß es, dies sei aufgrund der Knappheit des Impfstoffs im Februar nicht möglich gewesen. Allerdings seien ab 4. März 41 Personen der höchsten Priorität in der Abtei zweifach geimpft gewesen.

Stüfe: Abtei ist "potenzieller Hotspot" 

Eine Einstufung als Gemeinschaftseinrichtung sei nach Prüfung "durch die zuständige Staatsjuristin" und Abstimmung mit der Regierung von Unterfranken nicht möglich gewesen. Gesetzlich seien damit Einrichtungen mit prekären Lebensverhältnissen gemeint, etwa Obdachlosenunterkünfte. Es habe für die Behörde "keinerlei Spielraum" bei Auslegung dieser Vorschrift gegeben.

Stüfe hält dagegen, dass die Abtei mit ihrem Gymnasium (700 Schüler) und 320 weltlichen Angestellten "ein potenzieller Hotspot" sei. "Es dürfte nicht viele andere Zentren im Landkreis geben, in denen eine Lebensgemeinschaft so viele Menschen mit Corona anstecken könnte wie bei uns." Diese besondere Gefährdungslage sei behördlicherseits ignoriert worden.

Von Christoph Renzikowski 


Quelle:
KNA
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