Kinobetreiber über Auswirkungen der Corona-Krise

Wenn auch der letzte Platz leer bleibt

Die Corona-Krise als Kultur-Krise: Viele, die in irgendeiner Form im Kulturbereich arbeiten, ächzen schon jetzt – ausgefallene Konzerte, verschlossene Museen, leere Kinos. Wie geht man als Kinobetreiber mit der Situation um?

Leerer Kinosaal / © peych_p (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Wie bedrohlich ist es denn, wenn von heute auf morgen alles dicht ist und keine einzige Vorstellung mehr über die Leinwand gehen darf?

Dirk Steinkühler (Kölner Kino Filmpalette): Naja, das ist unsere Haupteinnahmequelle. Ohne Kinokarten, ohne Umsätze an der Kinokasse, ohne den Verkauf von Süßem und Getränken sowie DVDs, haben wir keinen Umsatz und können entsprechend laufende Kosten nicht decken. Bars und Restaurants haben genau dasselbe Problem. Es gibt zwar auch Möglichkeiten außer Haus, aber die eigentliche Filmvorführung kann man nicht ersetzen.

DOMRADIO.DE: Sind die Soforthilfen, die Bund und Länder in Aussicht gestellt haben, ein kleiner Lichtblick?

Steinkühler: Auf jeden Fall. Sie sichern uns als mittelgroßem Unternehmen für die nächsten zwei Monate etwa die fixen Kosten, die wir haben. Die Kosten könnte man zwar stunden lassen, aber sie sind trotzdem da. Man weiß noch nicht, wie lange das geht und ob dann alle in die Kinos stürmen. Wir wissen noch nicht, wie das wird, wenn das Ganze drei oder vier Monate andauert.

DOMRADIO.DE: Es sind auch die kleineren, die Programmkinos, bedroht. Manche Macher haben sich etwas einfallen lassen - zum Beispiel eine Popcorn-Aktion in Köln.

Steinkühler: Genau, die gibt es am kommenden Samstag im Weißhauskino auf der Luxemburger Straße, da kann man zwischen 14 und 18 Uhr Popcorn für den heimischen Kinoabend holen. Das ist einerseits eine schöne Aktion, aber andererseits können so die Mitarbeiter beschäftigt und der Dienstausfall etwas kompensiert werden.

DOMRADIO.DE: Dann gibt es noch eine Vorführung, die es gar nicht gibt in Köln. Was hat es damit auf sich?

Steinkühler: Das gibt es auch in anderen Städten und Kulturbereichen. Da gibt es Festivals, die gar nicht stattfinden. Dafür kann man sogar Karten kaufen. Im Off-Broadway kann man für den 19. April für eine Kinovorführung, die definitiv nicht stattfindet, Karten kaufen. Die Karten sind von Parkett bis Loge gestaffelt. Man unterstützt mit dieser online bestellten Karte das Kino. Mit der Onlinebestätigung darf man dann gerne ins Kino kommen, wenn es wieder geöffnet hat und bekommt dafür ein kleines Dankeschön.

DOMRADIO.DE: Noch eine andere schöne Kino-Idee kommt aus Oberhausen. Unter dem Motto "Wir kommen wieder" haben die Leute von der Lichtburg Filmpalast Plakate mit Filmzitaten entworfen. Gibt es da ein Beispiel?

Steinkühler: Ja, aus ganz unterschiedlichen lustigen Filmen stammen die Zitate. Zum Beispiel aus der "Truman Show" oder dem "Fight Club". Das haben sich die Mitarbeiter des Kinos selbst überlegt. Es sollte ein Spruch sein, der darauf abzielt, dass man wiederkommt und sich fragt, was gerade fehlt. Auf der Facebookseite oder der Webseite der Lichtburg sind alle diese schönen Plakate und wenn man die Sprüche liest, muss man schon ein bisschen schmunzeln.

DOMRADIO.DE: Und Sie von der Filmpalette in Köln sind beim Projekt "Veedelsretter" mit dabei. Was hat es damit auf sich?

Steinkühler: Auf dieser Plattform "Veedelsretter" können Leute aus dem Veedel ihre Geschäfte im Veedel unterstützen - unter anderem natürlich auch die Kinos. Man kann für die Filmpalette Geschenkgutscheine für den nächsten Kinobesuch kaufen. Das ist etwas, was viele Kinos machen. Die Gutscheine kann man ja nicht nur selbst nutzen, sondern auch verschenken.

Das Interview führte Hilde Regeniter.


Filmkartentafel und Rolle auf Holztisch / © Jag_cz (shutterstock)
Filmkartentafel und Rolle auf Holztisch / © Jag_cz ( shutterstock )
Quelle:
DR