Was Volker Kauder nach dem Bundestagsausstieg vorhat

Noch mehr Engagement für verfolgte Christen?

Der CDU-Politiker Volker Kauder wird mit der neuen Legislaturperiode aus dem Bundestag ausscheiden. Sein Herzensthema ist und bleibt aber das Engagement für verfolgte Christen. Dafür wird er nun vom Hilfswerk Open Doors geehrt.

Volker Kauder (privat)

DOMRADIO.DE: Das christliche Hilfswerk "Open Doors" widmet Ihnen eine eigene Dankesfeier in Berlin heute Abend. Wie viel bedeutet es Ihnen, dass Ihr Einsatz für verfolgte Christen nun gewürdigt wird?

Kauder: Jede Veranstaltung, die auf das Problem hinweist, die ermutigt, ist für mich eine wichtige Veranstaltung. Natürlich freut es mich, dass mir "Danke" gesagt wird für die Arbeit. Aber das Entscheidende ist doch, dass da viele zusammenkommen, die auch in diesem Bereich tätig sind und die dadurch ermutigt werden. Wichtig ist auch, dass wir an diesem Abend der Öffentlichkeit klar und deutlich sagen: Wir lassen die verfolgten Christen nicht allein.

DOMRADIO.DE: Sie haben jahrzehntelang daran gearbeitet, dass Themen wie Religionsfreiheit und Christenverfolgung auf der politischen Agenda in Deutschland oben stehen. Sind Sie da auch auf Widerstand gestoßen?

Kauder: Ich bin auf jeden Fall in einigen Punkten nicht immer auf Zustimmung gestoßen. Ich brauchte zum Beispiel fast acht Jahre, um den Religionsbeauftragten in der Bundesregierung durchzusetzen und das ist mir nur gelungen, weil die damalige SPD-Fraktionsvorsitzende im Jahr 2017, Andrea Nahles, mich in dieser Frage unterstützt hat. Und ich hoffe jetzt, dass in der neuen Bundesregierung diese Aufgabe auch wieder angesiedelt und fortgesetzt wird.

DOMRADIO.DE: Sie haben sich auch immer wieder auf Reisen ein Bild von der Lage unterdrückter Christen gemacht. Erinnern Sie sich an eine Situation, die Sie besonders beeindruckt hat?

Kauder: Ja, eine Situation, die mich besonders beeindruckt hat und bewegt hat, war die Situation verfolgter Christen in Orissa, in Indien, der größten Demokratie der Welt. Wie dort Menschen zu Tode geschleift wurden und wie die Familien draußen vor den Dörfern saßen. Natürlich genauso bewegend und mich mitgenommen haben die Anschläge auf die koptische Kirche in Ägypten.

DOMRADIO.DE: In Deutschland gab es immer wieder Diskussionen um die Abschiebung konvertierter Christen in ihre muslimischen Heimatländer. Welche Position vertreten Sie in dieser Diskussion?

Kauder: Ich bin der Auffassung, dass man Menschen, die zum Christentum konvertiert sind, nicht in Länder zurückschicken darf, in denen sie mit Verfolgung rechnen müssen. Es geht hier vor allem um das Thema Iran. Es sind nämlich vor allem Menschen, die aus dem Iran hierher gekommen sind, die zum Christentum konvertieren.

Da haben wir einen bisher unaufgelösten Diskussionsstand. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge verweist darauf, sie würden die Dinge berücksichtigen. Der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge hat mich jetzt vor kurzem eingeladen zu einem Gespräch.

Aber ich kann nur darauf verweisen, dass der Bericht des Religionsbeauftragten der Bundesregierung, der im Kabinett verabschiedet worden ist, sagt, dass für Christen im Iran, vor allem wenn sie vom Islam zum Christentum konvertiert sind, die Situation brenzlig ist. Deswegen finde ich, darf man dahin nicht abschieben.

DOMRADIO.DE: Wenn Sie jetzt aus der Bundespolitik ausscheiden, wollen Sie sich weiter für verfolgte Christen einsetzen. Und Sie werden voraussichtlich auch mehr Zeit dafür haben. Was genau haben Sie da im Sinn?

Kauder: Ich werde sicher mehr Zeit haben. Auf der anderen Seite dürfte es nicht einfacher werden. Ich habe natürlich in meiner Zeit, in der ich Fraktionsvorsitzender war, viel Unterstützung von der Bundeskanzlerin aus dem Kanzleramt erfahren, was mir Zugang zu Politikern ermöglicht hat, die ich sonst nicht so ohne Weiteres getroffen hätte. Das ist ja wichtig, dass man in den Ländern, in denen es Probleme gibt, auch mit den Leuten spricht.

Aber ich werde mehr Zeit haben, um zu reisen. Und ich will vor allem in den Orient. Wir haben eine schwierige Situation im Irak. In Afghanistan ist die Lage auch besonders dramatisch und vielleicht kann ich jetzt auch mal eine Reise nach Saudi-Arabien machen, was ich bisher nicht möglich machen konnte. Da hätte ich kaum Gelegenheit gehabt, mit dem Thema verfolgte Christen etwas zu erreichen. Und China steht auf der Liste der Staaten, die ich besuchen will.

DOMRADIO.DE: Da haben Sie doch noch einiges an Plänen jetzt vor sich. Heute Abend werden Sie eine Rede halten. Verraten Sie schon jetzt einen Kerngedanken daraus?

Kauder: Wir dürfen die verfolgten Christen nicht vergessen. Und jeder von uns kann einen Beitrag leisten. "Betet für uns", haben die verfolgten koptischen Christen gesagt. Und etwas sehr Berührendes werde ich heute Abend auch sagen: Sie haben gesagt "Betet, dass wir in der Glaubenskraft nicht nachlassen". Betet nicht dafür, dass Gott diese Last von uns nimmt, sondern betet für die Glaubenskraft. Ein Thema, das bei uns in Deutschland durchaus auch mal angebracht wäre.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Zerbrochene Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind / © Debbie Hill (KNA)
Zerbrochene Figur der Muttergottes mit dem Jesuskind / © Debbie Hill ( KNA )
Quelle:
DR
Mehr zum Thema