Menschenrechtler beobachten zunehmende Gewalt gegen Christen

"In einigen Ländern traurige Normalität"

Besorgniserregende Entwicklung: ​Nach Einschätzung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte hat Gewalt gegen Christen weltweit zugenommen. Global leiden Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit unter Diskriminierung.

Ikonen auf dem Altar einer teilweise zerstörten Kirche im Nordirak / © Uygar Onder Simsek (KNA)
Ikonen auf dem Altar einer teilweise zerstörten Kirche im Nordirak / © Uygar Onder Simsek ( KNA )

"Anschläge auf Gebetsstätten, Entführung von Gläubigen oder Haftstrafen für Glaubenswechsel sind in einigen Ländern weltweit zur traurigen Normalität geworden", erklärte die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Donnerstag in Frankfurt.

Essenzielles Menschenrecht

Vor allem unter "kommunistischer, nationalistischer und streng islamischer Herrschaft" würden Gläubige wegen ihrer Religion diskriminiert, verfolgt, festgenommen oder getötet. Die Menschenrechtsorganisation erhält nach eigenen Angaben besonders viele Berichte über Einschränkungen der Religionsfreiheit aus Pakistan, Iran, Saudi-Arabien, Ägypten, China, Vietnam und Nordkorea.

IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin sagte: "Religionsfreiheit ist ein essenzielles Menschenrecht, das wir in Europa oft gar nicht mehr zu schätzen wissen." Viele Menschen weltweit könnten ihren Glauben nur mit der Angst leben, dafür verhaftet oder ausgegrenzt zu werden.

Die IGFM äußerte sich anlässlich des "Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer von Gewalthandlungen aufgrund der Religion oder der Weltanschauung" am Samstag.

Lage für Christen im Iran spitzt sich offenbar zu

Auch die Lage von Christen im Iran spitzt sich nach Einschätzung der IGFM zu. Die Situation sei vor allem für vom Islam zum Christentum konvertiere Menschen "äußerst bedrohlich". In den vergangenen Wochen seien "35 bekennende Christen verhaftet worden", teilte die IGFM bereits in der vergangenen Woche mit. Zudem habe es Dutzende Hausdurchsuchungen gegeben.

Vier christliche Konvertiten wurden demnach am 1. August wegen "Verbreitung des zionistischen Christentums" und "Handlungen gegen die Staatssicherheit" zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und fünf Jahren verurteilt.

Laut IGFM wurde zudem die Familie des iranisch-armenischen Vorsitzenden einer christlichen Hauskirche, Joseph Shahbazian, aufgefordert, für die Haftentlassung des Familienvaters umgerechnet rund 127.000 Euro Kaution zu zahlen. Dieser Betrag sei doppelt so hoch wie die bisher höchste Summe, die zur Freilassung eines christlichen politischen Gefangenen im Iran gezahlt worden sei.

IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin erklärte: "Wir beobachten mit großer Sorge eine Zuspitzung der Verfolgung der Religionsgemeinschaften im Iran, die verdächtigt werden, die Mullah-Diktatur nicht zu unterstützen." Menschen würden willkürlich verhaftet. Zudem würden "Kautionsforderungen in absurder Höhe" von Revolutionsgerichten oder nachgeordneten Staatsanwaltschaften "in Bargeld" gefordert, sagte Lessenthin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Das sind Forderungen, die die Familien in den finanziellen Abgrund stürzen."

Eine wachsende Armut im Land und eine Überforderung wegen der Corona-Pandemie führten dazu, dass das iranische Regime immer härter gegen Andersdenkende vorgehe. Laut Lessenthin sind vor allem "evangelikale, missionarische Christen" betroffen.


Martin Lessenthin / © Internationale Gesellschaft für Menschenrechte / IGFM
Martin Lessenthin / © Internationale Gesellschaft für Menschenrechte / IGFM
Quelle:
KNA