Demonstration für Religionsfreiheit

"Kein Urlaubsort wo Christenmord"

Ein Bündnis von orthodoxen Kirchen und Menschenrechtsorganisationen hat am Samstag in Frankfurt am Main gegen die Christenverfolgung in Ägypten und anderen muslimischen Ländern protestiert. Zu der Demonstration unter dem Motto "Warum schweigt ihr? Religionsfreiheit ist keine Einbahnstraße!" würden tausende Menschen erwartet, sagt der Sprecher des Bündnisses, Klaus Lelek, gegenüber domradio.de.

Autor/in:
Peter de Groot
 (DR)

Vor einer koptischen Kirche im ägyptischen Alexandria tötete in der zurückliegenden Neujahrsnacht ein muslimischer Selbstmordattentäter mehr als 20 koptische Christen und verletzte Dutzende. Am vergangenen Dienstagabend kam es in Kairo zu blutigen Zusammenstößen zwischen Muslimen und Christen. In Islamabad wurde Anfang März der Katholik Shabaz Bhatti, der einzige christliche Minister in der Regierung Pakistans, auf offener Straße ermordet. Die Christen im Irak, so war kürzlich in einer großen deutschen Tageszeitung zu lesen, "haben nur diese Wahl: sterben oder fliehen". Menschenrechtler schätzen, dass weltweit rund 200 Millionen Christen unter Unterdrückung bis hin zur Verfolgung leiden. In Ländern wie Vietnam und Nordkorea zum Beispiel, vor allem aber auch in islamischen Ländern.



"Christenverfolgung stoppen - Menschenrechte bewahren!" forderten denn auch die rund 650 Teilnehmer einer Demonstration am Samstag in Frankfurt am Main. Veranstaltet wurde sie von der nach eigenen Angaben überkonfessionellen Bewegung "Himmel über Frankfurt". In ihrem Aufruf zu der Demo spricht sie von Christenverfolgungen in Ägypten, im Irak und im Iran, in der Türkei, in Nigeria, Pakistan, Afghanistan "und anderswo".



Sie nennt das Attentat von Alexandria den "vorläufigen Höhepunkt" einer Welle der Gewalt gegen Christen und stellt fest: "Das Morden geht weiter. Ebenso das Schweigen. Und noch schlimmer: Die unverhohlene Sympathie mit den Mördern." Folglich prangern die Demonstranten in Frankfurt auch an, dass das Leid von in islamischen Ländern unterdrückten und verfolgten Christen "vor allem in den Medien, in der Politik und in der deutschen Öffentlichkeit" verdrängt und vertuscht werde, dass sich Gleichgültigkeit und Verrohung breitmachten, wo es um das Thema Menschenrechte gehe.



"Warum schweigt Ihr? - Religionsfreiheit ist keine Einbahnstraße!" mahnte deshalb der "Himmel über Frankfurt". Zu den Unterstützern der von ihm veranstalteten Demonstration gehörten die Koptische Gemeinde Deutschlands, die syrisch-orthodoxe Kirche, die Aramäische Gemeinde Deutschlands, die Junge Aramäische Union (JAU), die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) und der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder.



Der von zahlreichen Polizisten gesicherte Demonstrationszug in Frankfurt führte vom Bahnhofsvorplatz durch die Innenstadt vor die Katharinenkirche an der Hauptwache. Erklärtes Ziel der Demonstranten war es, ein "Zeichen der Menschlichkeit und Solidarität" zu setzen, ein "Zeichen gegen Dummheit, Lüge, Gleichgültigkeit und Verrohung". Sie führten Kreuze mit sich, skandierten Parolen wie: "Kein Urlaubsort wo Christenmord!", "Scharia ist Völkermord" und "Frieden, Freiheit für Christen auf der Welt". Auf Transparenten war etwa zu

lesen: "Christen sind auch Menschen", "Es droht Auslöschung der Christen in islamischen Ländern" und "Rettet das Kloster Mor Gabriel".



Große Teile der Ländereien dieses für die syrisch-orthodoxe Kirche bedeutenden Klosters im Südosten der Türkeim wurden enteignet. In einem von der IGFM bei der Demo in Frankfurt zur Unterzeichnung verteilten Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel wird diese aufgefordert, "offen und deutlich" ihre Stimme dagegen zu erheben.