Koptischer Bischof spricht auf Demonstration für Religionsfreiheit

"Warum schweigt ihr?"

Ein Bündnis von orthodoxen Kirchen und Menschenrechtsorganisationen will am Samstag in Frankfurt am Main gegen die Christenverfolgung in Ägypten und anderen muslimischen Ländern protestieren. Zu der Demonstration unter dem Motto "Warum schweigt ihr? Religionsfreiheit ist keine Einbahnstraße!" würden tausende Menschen erwartet, sagt der Sprecher des Bündnisses, Klaus Lelek, gegenüber domradio.de.

 (DR)

1.500 Menschen würden in Bussen anreisen, darunter seien etwa 700 aus dem benachbarten Ausland. Als Hauptredner werden der koptische Bischof Anba Damian (Höxter) und der Bischofsvikar der Armenischen Diözese Archimandrit, Serovpe Isakhanyan (Berlin) erwartet.



Das Bündnis kritisiert insbesondere die Gewalt gegen koptische Christen am Nil. Vor diesem Hintergrund fordert es unter anderem die Bestrafung der Täter nach ägyptischem Recht und die Abschaffung von Artikel 2 der ägyptischen Verfassung, der die islamischen Gesetze, die Scharia, zur Hauptquelle allen Rechts macht. Auch müssten 15 Prozent aller Parlamentssitze mit Christen besetzt und der Zugang von Christen zu Polizei- und Militärakademien sowie zur Kairoer Al Azhar Universität ermöglicht werden.



Nach den Angaben von Lelek zählen zu den Unterstützern der Demonstration unter anderem die Aramäische und die Koptische Gemeinde Deutschlands, die syrisch-orthodoxe Kirche, der Zentralrat der Armenier und die Armenische Diözese in Deutschland, die Gesellschaft für bedrohte Völker sowie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte. Nicht dabei seien hingegen die evangelische und die katholische Kirche. Sie hätten sich bereits in der Vergangenheit zu wenig für die christlichen Minderheiten in Ländern wie Ägypten, Iran, der Türkei oder Nordkorea engagiert, kritisierte Lelek.



Patriarch: Gewalt gegen Kopten nicht von Islamisten gesteuert

Die jüngsten Gewalttaten gegen Kopten in Ägypten sind nach Einschätzung von Patriarch Antonios Naguib nicht von Islamisten gesteuert. Anlass sei erneut ein privates Problem, das zu einem Unglück für die ganze Gemeinschaft eskaliert sei, sagte das Oberhaupt der katholischen Kopten am Freitag im Interview des italienischen bischöflichen Pressedienstes SIR. Die Gewalttaten nannte er "irrationale Reaktionen".



Es gebe zwar eine fundamentalistische Strömung, die einen religiösen Staat errichten wolle. Diese scheine jedoch nicht für die Mehrheit der Ägypter zu stehen, hob Naguib hervor. In jedem Fall sei es verfrüht, Aussagen über eine künftige Gestalt Ägyptens zu treffen, hob der Kardinal mit Sitz in Alexandria hervor.



Aufgebrachte Muslime hatten in der Nacht auf Samstag in einem Dorf südlich von Kairo eine koptische Kirche sowie Häuser von Christen angezündet. Ursache war die Liebesbeziehung eines koptischen Christen zu einer jungen muslimischen Frau. Im Anschluss brach in Kairo Gewalt zwischen Muslimen und Kopten aus. Nach Angaben der ägyptischen Generalstaatsanwaltschaft kamen hierbei insgesamt elf Personen ums Leben, sechs koptische Christen und fünf Muslime. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt.



Unterdessen demonstrierten laut Bericht des Pressedienstes asianews am Freitag mehrere hundert Muslime und Kopten auf dem Tahrir-Platz in Kairo gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben der Religionen. Auch an den Beisetzungen der Opfer vom Dienstag nahmen Christen und Muslime gemeinsam teil.