Denkmalbehörde soll über Umbau der Sankt-Hedwigs-Kathedrale entscheiden

Streit um Berlins Pantheon

Bei der Sankt-Hedwigs-Kathedrale könnte der Streit um den Umbau bald der Vergangenheit angehören - denn die Denkmalbehörde soll nun entscheiden, wie es mit dem historischen Wahrzeichen Berlins weitergeht.

Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale / © Bernd Settnik (dpa)
Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale / © Bernd Settnik ( dpa )

Im Streit um die Neugestaltung der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale des Erzbistums Berlin muss einem Zeitungsbericht zufolge jetzt die Denkmalbehörde des Bezirks Mitte entscheiden. Der Bauantrag für den Umbau im Innern, bei dem die Bodenplatte geschlossen werden soll, sei zwar noch nicht eingereicht worden, aber es sei vom Erzbistum der Antrag auf eine denkmalrechtliche Genehmigung gestellt worden, berichtete die "Berliner Morgenpost" (Montagsausgabe). Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) habe der Zeitung bestätigt, dass es Baupläne gebe, anhand derer die Fachleute die denkmalrechtlichen Fragen beurteilen. Dabei gehe es speziell auch um "gottesdienstliche Belange".

Das Erzbistum betonte demnach, die jetzige Raumkonzeption mit der Bodenöffnung störe den Gemeinschaftsgedanken, der für das Feiern des Gottesdienstes von zentraler Bedeutung sei. Kritiker der Neugestaltung hingegen sehen den Gottesdienst nicht gestört. Zudem stelle die Innengestaltung ein Denkmal von höchstem Wert dar, eine Sanierung des Innern reiche aus.

"Pure Geldverschwendung"

"Wer die Axt an Sankt Hedwig legt, der spaltet das Bistum", sagte der Kulturwissenschaftler Alfred-Mario Molter. Er hat bereits 900 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Die "Freunde der St.-Hedwigs-Kathedrale" kritisieren den geplanten Umbau zudem als "pure Geldverschwendung". 43 Millionen Euro sind dem Zeitungsbericht zufolge für die Umsetzung der Pläne nötig. Hinzu kämen 17 Millionen Euro für die Sanierung des alten Bernhard-Lichtenberg-Hauses gleich nebenan sowie den Abriss eines neuen Teils davon, der durch einen Neubau ersetzt werden soll. Ein neu gegründeter Verein, "hedwig21.berlin - Die Kathedrale", will sich jetzt aber für die Pläne des Erzbistums starkmachen.

Die Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale gehört zu den bedeutenden katholischen Gotteshäusern in Deutschland. Sie ist eines der historischen Wahrzeichen der Hauptstadt. Die Bischofskirche des Erzbistums Berlin hat jährlich mehr als 200.000 Besucher. Geweiht wurde der runde Kuppelbau am 1. November 1773.

Vorbild Pantheon

Architektonisches Vorbild war das antike Pantheon in Rom. Zusammen mit Humboldt-Universität, Staatsoper und Königlicher Bibliothek bildet das Gotteshaus am Boulevard Unter den Linden das Ensemble des Forum Fridericianum. Die Planer waren Wenzeslaus von Knobelsdorff, Jean Laurent Legeay und Johann Boumann der Ältere.

Der Bau entstand auch auf Initiative von Friedrich dem Großen. Anlass war die wachsende Zahl der Katholiken in Preußen durch den Ausbau der Armee und die Eroberung Schlesiens. Die Kirche ist nach der Patronin der neuen Provinz, der heiligen Hedwig von Schlesien (1147-1243), benannt.

Bis auf die Mauern zerstört

Seit der Weihe wurde die Kirche dreimal umgestaltet. Der bislang stärkste Eingriff fand nach dem Zweiten Weltkrieg statt, in dem Bomben die Kathedrale bis auf die Umfassungsmauern zerstörten. Bis 1963 baute der renommierte Düsseldorfer Architekt Hans Schwippert (1899-1973) sie innen in modernen Formen wieder auf.

Eine architektonische Besonderheit ist seither eine rund acht Meter große Bodenöffnung im Zentrum des Kirchenraums. Über eine Treppe ist damit die Unterkirche mit den Grabkapellen der Berliner Bischöfe und des seligen Dompropsts Bernhard Lichtenberg (1875-1943) erreichbar. Bei der beschlossenen Sanierung und Umgestaltung soll die Bodenöffnung trotz Kritik unter anderen von Denkmalpflegern geschlossen werden.


Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale  / © Jens Kalaene (dpa)
Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale / © Jens Kalaene ( dpa )
Quelle:
KNA
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