Bischof Overbeck fordert Ehrlichkeit in Kirchenkrise

"Unheil weltweit verlangt grundsätzliche Veränderung"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck sieht die katholische Kirche wegen des Missbrauchsskandals in einer existenziellen Krise. Zum Jahreswechsel blickt Overbeck auch auf eine "doppelte Klimakrise" in Deutschland.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

Laut vorab verbreitetem Redemanuskript fordert der Ruhrbischof beim anstehenden Neujahrsgottesdienst am Samstag im Essener Dom Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Anerkennung von Schwäche. "Alles schreckliche Unheil weltweit verlangt grundsätzliche Veränderung", so Overbeck. Der Unmut vieler Gläubiger habe Gründe, die Kirchenverantwortliche ernst nehmen müssten.

Auch in den Pfarreien und Gemeinden löse sich vieles derzeit auf, stellt Overbeck fest und warnt: "Es wird keine Stärke sein, sich nach einer Kirche der Vergangenheit zurück zu sehnen. Stark ist es, einen herausforderungsvollen Weg, der uns demütig macht, zu gehen."

Die religiöse Bedürftigkeit hat sich dem Bischof zufolge derartig verändert, dass viele kirchliche Angebote die meisten Menschen heute nicht mehr erreichen könnten. "Vieles im Raum unserer Kirche trocknet aus oder ist ausgetrocknet". Diese Krise verlange sowohl spirituelle als auch strukturelle Entscheidungen, die "zu einer echten Neuwerdung unserer Kirche führen werden".

Blick auf "doppelte Klimakrise"

Es gebe eine Krise sowohl des ökologischen als auch des gesellschaftlichen Klimas, sagt der Bischof laut vorab verbreitetem Redemanuskript. Overbeck ruft zum Dialog und zur konstruktiven Konfliktkultur auf: "Aus sich heraus ist keiner mehr stark." Schwere Krisen könnten nur im Miteinander bewältigt werden.

Der Bischof ermutigt dazu, "unterschiedliche Sichtweisen zuzulassen, einander verstehen und voneinander lernen zu wollen und so Wege zu finden, die von allen gegangen oder zumindest mitgetragen werden können". Den zunehmenden Polarisierungen sei entgegenzutreten, indem dahinterliegende Ängste offen benannt würden. Jede Krise brauche den geduldigen Dialog.


Quelle:
KNA