Neue Details zu Missbrauchsfall im Bistum Dresden-Meißen

"Bislang nicht gezielt danach geforscht"

Die "Sächsische Zeitung" hat einen weiteren früheren Missbrauchsfall im Bistum Dresden-Meißen neu aufgerollt. Es geht um einen 2015 verstorbenen Priester, dem sexuelle Gewalt an seinen Neffen und an Messdienern vorgeworfen wird.

Blick auf Dresden / © Philipp Dase (shutterstock)

Das berichtet die Zeitung am Mittwoch unter Berufung auf Betroffene. Das Bistum Osnabrück, wo der Priester seit 1994 seinen Ruhestand verbrachte, hatte auf Bitten des Bistums Dresden-Meißen bereits 2012 Strafanzeige gegen ihn erstattet sowie eine kirchliche Voruntersuchung eingeleitet, nachdem sich ein Opfer gemeldet hatte.

Laut der Zeitung ist unklar, ob es weitere Opfer gibt. Die Kirchenleitung habe "bislang auch nicht gezielt danach geforscht".

Taten seien verjährt

Das Bistum Dresden-Meißen erklärte dazu auf Anfrage: "Wir sehen auch den Fall G. als Gegenstand weiterer Aufarbeitungsbemühungen. Für die Notwendigkeit eines juristischen Neuaufrollens des Falles gibt es aktuell allerdings keine Anhaltspunkte." Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte seinerzeit das Verfahren sechs Monate nach der Anzeige eingestellt.

Ein Missbrauch könne nicht ausgeschlossen werden, jedoch seien die Taten verjährt, zitiert die "Sächsische Zeitung" aus der Begründung.

Der Beschuldigte war von 1964 bis 1992 als Geistlicher in Aue, Zittau, Kipsdorf, Dippoldiswalde, Hainichen und Neugersdorf tätig. Im Alter von 59 Jahren ging er in Ruhestand und zog 1994 von Sachsen ins Emsland nach Werlte-Wieste, wo er bis zu seinem Tod lebte. Auch die kirchlichen Ermittlungen brachten offenbar nur bedingte Erkenntnis.

Laut "Sächsischer Zeitung" heißt es im Abschlussbericht des Bistums Osnabrücks, "ob ein Missbrauch gemäß dem allgemeinen kirchlichen Recht strafrechtlich zurechenbar wäre oder ob zugunsten von G. Strafminderungsgründe geltend zu machen seien, könne wegen des Schweigens des Pfarrers nicht geklärt werden".

Bistum wendet sich an Betroffene

Das sächsische Bistum rief erneut Betroffene von sexuellem Missbrauch auf, sich zu melden. Auch sammle man aus der gegenwärtigen Aufarbeitungen von Missbrauchsfällen aus den 1960er Jahren in der katholischen Gemeinde Heidenau weitere Erfahrungen. Die "Sächsische Zeitung" hatte auch diesen Alt-Fall Mitte Februar neu aufgerollt und Details öffentlich gemacht.

Zudem verwies das Bistum darauf, dass die (Erz-)Bistümer Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz sowie der Katholischen Militärseelsorge unlängst die Ausschreibung eines gemeinsamen Betroffenenbeirats sowie die Gründung einer unabhängigen Aufarbeitungskommission auf den Weg gebracht haben.


Quelle:
KNA
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