Vor 20 Jahren starb der Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba

Verehrt und angefeindet

Als Fuldas Erzbischof Johannes Dyba starb, säumten 5.000 Menschen seinen Trauerzug. Doch der konservative Kirchenmann hatte mit provokanten Aussagen zu Homosexualität und Abtreibung auch scharfe Kritik auf sich gezogen.

Autor/in:
Norbert Demuth
Beisetzung des Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba am 28. Juli 2000 (KNA)
Beisetzung des Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba am 28. Juli 2000 / ( KNA )

Er scheute keine Kontroverse und formulierte seine Positionen scharfzüngig, teilweise auch verletzend: Der frühere Fuldaer Erzbischof Johannes Dyba (1929-2000) ließ niemanden kalt. Den "Khomeini der katholischen Kirche" nannte ihn die Tageszeitung "taz", während seine Anhänger ihn bis heute verehren. Als er einmal gefragt wurde, ob er seine Kritik nicht freundlicher verpacken könne, sagte Dyba: "Die Märtyrer starben nicht, weil sie so beliebt waren."

Kein Denkmal, sondern lebenslustiger Mensch

Dyba selbst starb vor 20 Jahren, am 23. Juli 2000, in Fulda an einem plötzlichen Herzversagen. Er wurde 70 Jahre alt. Der Bestattung in einer Grabkammer in der Johannes-Kapelle des Doms ging ein Trauerzug voraus, den 5.000 Menschen säumten.

Heute erinnert die "Johannes-Dyba-Allee" nahe dem Dom an ihn. Doch Dyba war kein Denkmal, sondern ein lebenslustiger Mensch. "Ein freundlicher Gastgeber, der seinen schärfsten Kritikern seinen besten Schnaps aufdrängte und ihnen beiläufig erklärte, wie falsch sie lägen", schrieb die "Süddeutsche Zeitung" über den gebürtigen Berliner.

Einsatz gegen Liberalisierungen beim Schwangerschaftsabbruch

Mit Wucht focht Dyba vor allem gegen eine Liberalisierung beim Schwangerschaftsabbruch. Abtreibungen waren für ihn "Kinder-Holocaust". Und die für einen straffreien Schwangerschaftsabbruch nötigen Beratungsscheine nannte er "Tötungslizenzen". 1993 ordnete Dyba als erster deutscher Bischof den Ausstieg der Schwangerenberatungsstellen seines Bistums aus dem staatlichen System der Konfliktberatung an. 1999 - also sechs Jahre später - erließ der damalige Papst Johannes Paul II. eine solche Weisung für die deutsche Kirche.

Dyba kämpfte zudem vehement gegen Pläne der damaligen rot-grünen Bundesregierung zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare. Anfang Juli 2000, kurz vor seinem Tod - schrieb Dyba im "Spiegel": Von "importierten Lustknaben" sei beim besonderen Schutz des Grundgesetzes für die Ehe, der den Fortbestand der Bevölkerung sichern wolle, nicht die Rede. SPD und Grünen ging es damals darum, Ausländern den Nachzug homosexueller Lebenspartner zu erleichtern. Dybas Äußerung rief scharfe Kritik der Regierungsparteien und von Homosexuellen-Verbänden hervor. Verhindern konnte Dyba die Entwicklung nicht. Am 1. August 2001 trat das Gesetz über eingetragene Lebenspartnerschaften in Kraft.

Dyba, der seit 1990 auch katholischer Militärbischof war, gehörte zu den prominentesten Vertretern der katholischen Kirche in Deutschland. Bevor er ab 1983 für 17 Jahre an die Spitze des Bistums Fulda trat, war er 23 Jahre im diplomatischen Dienst des Vatikan tätig, überwiegend in Afrika. Der einfache Glaube von Menschen in ärmsten Bedingungen faszinierte ihn. Nicht ohne Grund lautete sein Bischofsspruch: "Filii dei sumus" (Wir sind Kinder Gottes). Für ihn war es nach eigenen Worten ein "Klimaschock", als er 1983 nach Deutschland zurückkehrte, "nicht nur, weil ich vom Äquator in die Rhön kam".

Prägende Gestalt des Bistums

Der amtierende Fuldaer Bischof Michael Gerber sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Dyba zähle zu den prägenden Gestalten des Bistums. Er selbst sei "zahlreichen Menschen begegnet, die ihm für ihren persönlichen Glauben viel verdanken". Mit seiner Art, das Evangelium zu verkünden und "für den unbedingten Schutz des Lebens einzutreten", habe Dyba viele geprägt und beeindruckt.

Gerber fügte aber auch hinzu: "Ich sehe mich als Bischof - im Dienst an der Einheit heute - allerdings auch verantwortlich für Menschen, die mit seiner Person starke persönliche Verletzungen verbinden. Die Auseinandersetzungen waren mitunter heftig."

An vielen Stellen sei inzwischen "Versöhnung gelungen", etwa in der Jugendpastoral. Die von Dyba initiierte Katholische Jugend Fulda - als Gegenentwurf zum Jugendverband BDKJ gegründet - habe "viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus geführt und Berufungen zum priesterlichen Dienst und zum Engagement in der Kirche geweckt", so Gerber. Er verwies darauf, dass es inzwischen eine gute Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Jugendverbänden gebe. In der heutigen pluralen Lebenswelt werde deutlich, "dass Gott sehr unterschiedliche Wege zu den Herzen der Menschen kennt". Zum 20. Todestag Dybas wird Bischof Gerber am 23. Juli um 9.00 Uhr einen Gedenkgottesdienst im Fuldaer Dom feiern.


Johannes Dyba im Jahre 1967 in seinem Arbeitszimmer in Rom / © KNA-Bild (KNA)
Johannes Dyba im Jahre 1967 in seinem Arbeitszimmer in Rom / © KNA-Bild ( KNA )

Johannes Dyba, damals Bischof von Fulda, am 23. Februar 1999 in Fulda / © Wolfgang Radtke (KNA)
Johannes Dyba, damals Bischof von Fulda, am 23. Februar 1999 in Fulda / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Der Bischof von Fulda, Michael Gerber / © Angelika Zinzow (KNA)
Der Bischof von Fulda, Michael Gerber / © Angelika Zinzow ( KNA )
Quelle:
KNA