Oberpfälzer Mönche bauen größtes Strohhaus Süddeutschlands

Ein Millionen-Projekt als Zukunftsweiser und Ziel von Spott

Auf dem Areal des Klosters Plankstetten entsteht ein neues Mehrzweckhaus. Das Besondere: Gedämmt wird der Bau mit dem, was auf den Feldern der Mönche wächst. In der Bevölkerung hat das schon für Frotzeleien gesorgt.

Autor/in:
Christopher Beschnitt
Blick auf die Benediktinerabtei Plankstetten in Plankstetten / © Christopher Beschnitt (KNA)
Blick auf die Benediktinerabtei Plankstetten in Plankstetten / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Im Märchen von den drei kleinen Schweinchen kommt das Strohhaus nicht gut weg: Der gierige Wolf pustet's einfach um. Das erste Schwein muss fliehen und landet beim zweiten in dessen Holzhaus. Dasselbe Spiel. Erst der dritte Zufluchtsort - ein Steinhaus - hält dem Wolf stand und die Schweine am Leben ...

Märchenhaft wirkt auch die Gegend südlich von Neumarkt in der Oberpfalz. Bunte Blumenwiesen und dichte Wälder überziehen dort die weite Landschaft aus sanften Hügeln. Auf einem davon thront die Benediktinerabtei Plankstetten. Und die Mönche dort, sie bauen gerade ein Strohhaus - das größte in ganz Süddeutschland.

Anders als bei den Schweinchen soll das Gebäude aber nicht komplett aus Stroh entstehen, sondern an den Wänden und unterm Dach damit gedämmt werden. Stroh sei seit 2006 in Deutschland ein behördlich anerkannter Baustoff und erfülle alle Richtlinien etwa zu Wärme- und Brandschutz, so das Kloster.

Projekt "Sankt Wunibald"

Das Projekt heißt "Sankt Wunibald". Unter diesem Titel erwächst seit Ende 2019 und voraussichtlich bis Herbst 2021 im Rahmen der Generalsanierung der Abtei ein rund 1.700 Quadratmeter großes, dreigeschossiges Gästehaus mit 30 Einzelzimmern sowie Räumen für Kindergarten und Pfarrverwaltung - in Holzständerbauweise und nach Passivhausstandard. Die Investition beträgt etwa sechs Millionen Euro und wird von der Europäischen Union durch das Strohbau-Förderprogramm "UP STRAW" unterstützt.

"Sankt Wunibald" wurde aus der Not geboren, wie Frater Richard Schmidt sagt. Der Ökonom der Abtei erzählt: "Auf der jetzigen Baustelle stand bis 2017 eine Turnhalle aus den 60er Jahren. Die mussten wir abreißen, weil sie den Hang unter sich aufs Kloster zu drücken drohte." Damals habe man wohl zu flach gegründet.

Abtei als "grünes Kloster" bekannt

So ergab sich die Chance für einen geradezu programmatischen Neubau. Denn die Abtei ist überregional als "grünes Kloster" bekannt, da sie seit über 25 Jahren ökologische Landwirtschaft betreibt. Das Umweltbewusstsein ist auch beim Strohhaus ein wesentlicher Aspekt, wie Frater Richard erläutert. "Wir bauen weitgehend mit dem, was bei uns vor der Türe ständig nachwächst: mit 400 Festmetern Fichten- und Kiefernholz aus unserem Forst und 300 Kubikmetern Stroh von unseren Dinkel- und Roggenfeldern." Der Mönch meint: "Mutter Erde sorgt für uns, deshalb sollten auch wir sie gut behandeln. Wir haben eine Verantwortung für die Schöpfung Gottes, deren Teil wir ja sind."

Beim Strohbau setze man dieses Credo gleich mehrfach um: "Die Herstellung der Dämmballen verbraucht nur minimale Energiemengen, und für die gesamte Nutzungsdauer wird CO2 im Gebäude eingelagert", erklärt der Benediktiner. "Außerdem wird das Stroh nicht chemisch behandelt und könnte daher später einfach kompostiert werden. Unser Projekt ist also umweltschonend und damit zukunftsweisend."

Topmodernes Strohhaus

Auch die Vergangenheit hat Frater Richard im Blick. Er verweist auf das älteste Strohhaus Europas in Frankreich. "Dass es gerade 100 Jahre alt ist, zeigt, dass die Stroh-Bauweise noch relativ jung ist. Denn erst im Zuge der Industrialisierung konnte man das Stroh für moderne Standards technisch stark genug verdichten." Dieser Arbeitsschritt ist in Plankstetten bereits vollzogen. Das von einer Spezialmaschine gepresste Stroh lagert auf dem Staudenhof der Mönche. Im Juli soll es in die Rohbauwände eingefügt werden. Den herrlichen Landluft-Duft aus der Scheune wird man dann nicht mehr erschnuppern können. "Da wird alles gut isoliert."

Auch zum Schutz gegen Schimmel oder Nager, betont der Frater. "Beim Fasching wurden wir ja schon verspottet. Da hieß es: Jetzt bauen die Mönche ein Mäusehaus." Aber nein, das Gebäude sei schon für Menschen gedacht, versichert der Ordensmann. "Und die müssen auf keine Annehmlichkeiten verzichten: Auch wenn das Haus 'öko' und aus urigem Material ist, wird es technisch topmodern sein. Komfort und Klimaschutz gehen gut zusammen."

Und das Schweine-Märchen? Ficht den Mönch nicht nur aus Wolfs-Mangel nicht an: "Unser Strohhaus pustet so schnell nichts um. Das steht auf einem soliden Betonfundament - und auf festem Glauben."


Frater Richard Schmidt, Benediktinerpater und Ökonom des Klosters Plankstetten / © Christopher Beschnitt (KNA)
Frater Richard Schmidt, Benediktinerpater und Ökonom des Klosters Plankstetten / © Christopher Beschnitt ( KNA )
Quelle:
KNA
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