Das Bistum Magdeburg zählt zu den jüngsten Bistümern in der Bundesrepublik. Die Geschichte des katholischen Glaubens in der Region reicht allerdings zurück bis ins achte Jahrhundert.
Das Gebiet des Bistums umschließt ein Territorium, das zu den ältesten deutschen Kulturlandschaften zählt. Hier stand die Wiege des Deutschen Reiches und bis heute ruhen hier die ersten deutschen Herrscher: König Heinrich I. in der Stiftskirche von Quedlinburg und Kaiser Otto der Große im Magdeburger Dom, der ersten gotischen Kathedrale diesseits der Alpen. Mit dem früheren Bistum Halberstadt entstand in der Region bereits 804 ein geistliches Zentrum und das 968 gegründete und nach der Reformation untergegangene Erzbistum Magdeburg prägte die kirchliche und gesellschaftliche Struktur sowie die Geschichte des mitteldeutschen Raumes.
Die weit überwiegende Zahl der Einwohner im Bereich des Bistums gehört keiner Religionsgemeinschaft oder Kirche an. Die Zahl der katholischen Christen liegt bei etwa drei Prozent. Sie ist rückläufig. Besonders klein sind die katholischen Gemeinden in den ländlichen Gebieten. (Bistum Magdeburg/KNA)
19.09.2019
In Magdeburg hat am Donnerstag die kirchliche Fachmesse und Ideenbörse "pastorale!" begonnen. Die gemeinsame Initiative der fünf ostdeutschen Bistümer lädt bis Sonntag zu rund 100 Workshops, Vorträgen und Diskussionspodien ein.
Im Fokus steht die Rolle der Christen in einem säkularen Umfeld. Die Veranstalter rechnen mit insgesamt 1.300 Teilnehmern.
Magdeburgs Bischof Gerhard Feige betonte: "Das ist hier keine Ostalgie-Veranstaltung. Die besonderen Voraussetzungen in Ostdeutschland fordern uns vielmehr heraus, darüber noch einmal intensiver nachzudenken." Er erhoffe sich von der "pastorale!" geistige Impulse, eine Intensivierung des Netzwerks "und auch Aufmerksamkeit anderer Bistümer und Regionen für unsere ostdeutsche Situation". Er freue sich, dass auch Besucher aus den Bistümern Aachen, Hildesheim und München-Freising den Weg nach Magdeburg gefunden hätten.
Im Eröffnungsvortrag rief der Religionsphilosoph Eberhard Tiefensee zum Umdenken auf: "Es geht nicht um ein 'Comeback der Kirche', sondern um 'die Anderen'." Es gehe um einen Wechsel der Perspektive: "Mission ist Sendung, nicht Magnetismus." Die Authentizitätsfrage bei alledem sei: "Würden wir es auch tun, wenn es uns nichts bringt?" Vor 500 Zuhörern verwies Tiefensee in der Magdeburger Kathedrale Sankt Sebastian auf die Dringlichkeit des kirchlichen Umdenkens: "Wir stehen in einem Umbruch, der mit dem der Reformation vergleichbar ist."
Bischof Timmerevers gegen "ausgrenzende Seelsorge"
Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers warnt vor einer "ausgrenzenden Seelsorge". Es reiche nicht, etwa bei scheiternden Ehen nur auf die kirchlichen Gebote und Gesetze zu verweisen, sagte Timmerevers am Donnerstag in Magdeburg. Bei der kirchlichen Fachmesse "pastorale!" forderte er stattdessen "das Zuhören als Grundhaltung".
Der Bischof des Bistums Dresden-Meißen äußerte Verständnis für den Wunsch nach katholischen Segensfeiern für Paare, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben. Er betonte jedoch, vor der Einführung einer solchen Feier sei ein Konsens mit den Bischöfen der Weltkirche erforderlich.
Zugleich betonte Timmerevers, Seelsorger könnten Menschen Gewissensentscheidungen nicht abnehmen. "Was ein Mensch nicht in Freiheit akzeptiert, hat später keinen Bestand." Seelsorger könnten aber helfen, "neue Lebensräume zu eröffnen".
Als "Schlüssel" für eine menschenfreundliche Seelsorge warb Timmerevers für das 2016 veröffentliche Lehrschreiben "Amoris Laetitia" zu Ehe und Familie von Papst Franziskus. Es sei "ein Fundus von Leitplanken und Anregungen".
"Ökumene der dritten Art"
Tiefensee plädierte für eine "Ökumene der dritten Art" zwischen Religiösen und Nicht-Religiösen. Dazu gehöre, dass man möglichst viel gemeinsam mache, respektvoll und wertschätzend das eigene Profil aneinander schärfe und niemand versuche, den jeweils Anderen auf die eigene Seite zu ziehen: "Was die Anderen mit unserem Angebot machen, ist ihre Sache."
Der früherer Erfurter Professor mahnte, Nicht-Religiöse nicht als "mangelhaft und defizient" zu betrachten: "Sonst kommunizieren wir nicht auf Augenhöhe." Wichtig sei eine authentische "Neugier auf den Anderen", die den Dissens aushalte.
"Auch ohne Gott lässt es sich gut und anständig leben", so Tiefensee unter Verweis auf diverse Studien: "Es gibt keinen außergewöhnlichen Verfall der Wertvorstellungen im Zusammenhang mit der fortschreitenden Säkularisierung." Die Anderen hätten auch ohne Religion eine stabile Feierkultur.
Selbst Grenzsituationen wie Krankheit oder Tod seien kein Anlass zur Umkehr: "Not lehrt nur diejenigen beten, die vorher schon beten gelernt haben." In Ostdeutschland sind 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung religionslos, in Westdeutschland rund 30 Prozent.
Neben den Bistümern gehören auch deren Caritasverbände und Akademien sowie die Wochenzeitung "Tag des Herrn" zu den Ausrichtern der "pastorale!". Es handelt sich um die dritte Fachmesse dieser Art. 2006 und 2009 gab bereits solche kirchliche Ideenbörsen im sächsischen Schmochtitz.
Das Bistum Magdeburg zählt zu den jüngsten Bistümern in der Bundesrepublik. Die Geschichte des katholischen Glaubens in der Region reicht allerdings zurück bis ins achte Jahrhundert.
Das Gebiet des Bistums umschließt ein Territorium, das zu den ältesten deutschen Kulturlandschaften zählt. Hier stand die Wiege des Deutschen Reiches und bis heute ruhen hier die ersten deutschen Herrscher: König Heinrich I. in der Stiftskirche von Quedlinburg und Kaiser Otto der Große im Magdeburger Dom, der ersten gotischen Kathedrale diesseits der Alpen. Mit dem früheren Bistum Halberstadt entstand in der Region bereits 804 ein geistliches Zentrum und das 968 gegründete und nach der Reformation untergegangene Erzbistum Magdeburg prägte die kirchliche und gesellschaftliche Struktur sowie die Geschichte des mitteldeutschen Raumes.
Die weit überwiegende Zahl der Einwohner im Bereich des Bistums gehört keiner Religionsgemeinschaft oder Kirche an. Die Zahl der katholischen Christen liegt bei etwa drei Prozent. Sie ist rückläufig. Besonders klein sind die katholischen Gemeinden in den ländlichen Gebieten. (Bistum Magdeburg/KNA)