Gesetzlicher Feiertag in nur einer Stadt: Das Hohe Friedensfest in Augsburg

"Ein schöner Festtag mitten im Sommer"

Das Augsburger Hohe Friedensfest ist der einzige gesetzliche Feiertag, der nur in einer Stadt begangen wird. Der Augsburger Diözesanadministrator Bertram Meier gibt einen Überblick über das Programm des Friedensfests und die Stimmung im Bistum in der Sedisvakanz.

Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt (KNA)
Augsburger Dom / © Christopher Beschnitt ( KNA )

DOMRADIO.DE: Das Hohe Friedensfest ist ja eigentlich ein evangelisches Fest, das den Dreißigjährigen Krieg als Ursprung hat. Ist das denn auch für uns als Katholiken ein Grund zu feiern?

Prälat Dr. Bertram Meier (Domdekan, Diözesanadministrator des Bistums Augsburg): In jedem Fall. Es ist wohl historisch zunächst ein evangelisches Fest gewesen. Es gab im Jahre 1555 den sogenannten Augsburger Religionsfrieden. Da ging es darum, schiedlich, friedlich die beiden großen Konfessionen zueinander zu bringen, also Katholiken und Protestanten. Durch den Dreißigjährigen Krieg erfolgte dann einen Rückschlag und 1650 ist dann zum ersten Mal das Augsburger Hohe Friedensfest gefeiert worden, als man nämlich den Protestanten auch Kirchen und andere Güter wieder zurückgegeben hat. Also ursprünglich ein evangelisches Fest, mittlerweile aber ein ökumenisches Fest, weil es einfach darum geht, auch im ökumenischen Schulterschluss zu zeigen, wo wir stehen als Christen in der Stadt Augsburg.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt der Feiertag bei ihnen in der Stadt? Feiern die Menschen das Friedensfest richtig, oder freuen Sie sich eher, dass sie heute ausschlafen können?

Meier: Ich denke - sowohl als auch. Auf der einen Seite freuen sich viele, dass es heute diesen Feiertag gibt, dass sie ausschlafen können und dass sie auch außerhalb der Stadt Augsburg durchaus auf Shopping-Tour gehen können. Es gibt auch Sonderrabatte. Das merkt man in den Zeitungen und in den Werbekampagnen. Aber andererseits ist dieser Stadt-Feiertag in jedem Falle in Augsburg fest verankert. Wir werden heute mit einem großen Festgottesdienst um 10 Uhr in evangelisch St. Anna beginnen. Da ist im übrigen auch vor 20 Jahren die Rechtfertigungserklärung unterschrieben worden. Dann gibt es auf dem großen Rathausplatz eine Friedenstafel mit Friedensgrüßen, nicht nur der christlichen Kirchen, sondern auch anderer Religionsgemeinschaften in der Stadt. Da bringt jeder Teilnehmer, jeder Bürger etwas mit und das wird dann geteilt. Dann gibt es ein Kinderfriedensfest am Nachmittag im Botanischen Garten und am Abend noch ein großes Festkonzert. Der Tag ist also ausgebucht und wird auch überregional wahrgenommen - ein schöner Festtag mitten im Sommer.

DOMRADIO.DE: Sie haben den ökumenischen Gottesdienst schon angesprochen, den sie auch mitzelebrieren. Seit 1985 wird ökumenisch gefeiert. Sie selber sind auch im ACK, im Arbeitskreis christlicher Kirchen aktiv. Welche Rolle spielt die Ökumene beim Fest?

Meier: In jedem Falle durch den Gottesdienst heute, aber dann auch auf der Friedenstafel, wo wir die multilaterale Ökumene auch pflegen, wo also nicht nur die beiden großen christlichen Kirchen in Augsburg präsent sind, sondern auch die Kleineren, also sowohl orthodoxe, als auch Freikirchen. Wir freuen uns auch, dass unser neues Gastmitglied in Bayern-ACK, nämlich die Adventisten, heute mit von der Partie sein werden. Es ist also ein ökumenischer Schulterschluss für eine multireligiöse und immer pluraler werdende Stadtgesellschaft.

DOMRADIO.DE: Sie wurden vergangenen Monat zum Diözesanadministrator gewählt, leiten also das Bistum Augsburg bis es ein neuer Bischof geweiht wird. Wie sieht es denn bei Ihnen im Bistum im Moment aus, wie ist die Stimmung im Bistum?

Meier: Ja, heute ist ein kleines Jubiläum, denn heute vor genau einem Monat bin ich gewählt worden. Die Stimmung im Bistum ist ruhig. Ich habe auch am Anfang meiner Zeit als Diözesanadministrator in einem kleinen geistlichen Grußwort, das in allen Pfarreien verlesen worden ist, auf das Stärken des Miteinanders hingewiesen. Und ich denke, dass dies jetzt auch in der Sedisvakanz eine Chance ist. Stille - in die Stille gehen, heißt nicht Stillstand, sondern Stille bewegt. Ich denke, die Vakanz kann eine Chance sein für eine Art Exerzitien im Alltag in Diözese Augsburg. Dass wir jetzt mal keine riesigen Events starten, sondern in uns gehen und schauen: Wo stehen wir, was ist ausbaufähig? Wo könnte aus dem Nebeneinander noch ein stärkeres Miteinander der Gruppen, Kreise und Strömungen werden. Und auf diese Weise hoffe ich, dass wir dem neuen Bischof, der hoffentlich in nicht allzu langer Zeit vom Papst ernannt wird, einen guten Boden bereiten können, auf dem er dann seine Samenkörner auch einsäen kann. 

Das Interview wurde geführt von Renardo Schlegelmilch.


Augsburger Diözesanadministrator Bertram Meier / © Barbara Mayrhofer (KNA)
Augsburger Diözesanadministrator Bertram Meier / © Barbara Mayrhofer ( KNA )
Quelle:
DR